Biolebensmittel statt Agrartreibstoff
Eine zukunftsfähige Landwirtschaft setzt auf Eigenversorgung mit Nahrungsmittel und kann im Notfall andere Länder bei Hungersnöten unterstützen. Die gegenwärtige Agrarspritpolitik führt nur in eine weitere internationale Abhängigkeit, da unsere Flächen bei weitem nicht ausreichen, um uns selbst mit Agrarsprit zu versorgen. Mindestens 80% davon müssen wir in Zukunft importieren. Diese Flächen fehlen dann anderswo für eine zukunftsfähige Entwicklung. Flächen im Ausland zur Füllung unserer Tanks zu besetzen, führt mit Sicherheit nicht zum Weltfrieden und dem Weltklima hilft es auch nicht.
Lebensmittel und Energie werden teurer
In den vergangenen Monaten haben gestiegene Lebensmittel- und Energiepreise bereits in 33 Ländern der Erde zu schweren Unruhen geführt. Der deutsche Bundesfinanzminister spricht bereits von einem "Monster", das die politische Weltbühne betreten hat. Besonders der Preisanstieg bei Nahrungsmitteln könnte die Sicherheit in der Welt gefährden. Nach ernstzunehmenden Untersuchungen gingen 30 bis 70 Prozent der Nahrungsmittel-Preissteigerungen auf den forcierten Anbau und die Verwendung von Pflanzen für Kraftstoffe zurück. Jeder Prozentpunkt höhere Lebensmittelpreise bedrohe zusätzlich 16 Millionen Menschen mit Hunger. "Während sich manche Sorgen machen, wie sie ihren Benzintank füllen, kämpfen viele andere darum, wie sie ihren Magen füllen können", warnt Weltbankdirektor Zoellick: "Und das wird von Tag zu Tag schwieriger."
Palmölplantagen zerstören Regenwald
Am Beispiel Palmöl zeigt sich besonders krass der Zusammenhang zwischen Regenwaldrodung und unseren Konsumgewohnheiten. Als vor zehn Jahren katastrophale Waldbrände in Indonesien tobten, wurden Tausende Quadratkilometer Regenwald zerstört und für fast 200 Millionen Menschen wurde die Atemluft knapp. Schon damals ergab die Auswertung von Satellitenbildern: 80 Prozent aller Brände wurden von Plantagenfirmen gelegt, um Platz für die Palmölproduktion zu schaffen!
Nicht die so oft als Sündenböcke dargestellten Kleinbauern waren die Verursacher, sondern die in der Plantagenbewirtschaftung tätigen Firmen. Zur kostengünstigen Vorbereitung des Terrains für die spätere Bewirtschaftung haben die beschuldigten Firmen den Wald großflächig abgebrannt. Die Feuer konnten auf die umliegenden, hauptsächlich von der Holzwirtschaft ausgebeuteten Wälder übergreifen.
Von der Margarine zum Biodiesel
Um 2000 verarbeitete die Nahrungsmittelindustrie mit Margarine, Snacks, Frittenfett, Fertiggerichten etc. noch 83% der Palmölweltproduktion.2005 waren es nur mehr 74%. Agrartreibstoff wurde als Lösung der Klimakrise angepriesen und die Verzehnfachung des Ölpreises seit 1999 ließ Palmöl zur Goldgrube werden.
Der für die Industriestaaten bequeme Weg über die Agrotreibstoffe ließ die heilige Kuh der modernen Zeit, das Auto, weiterfahren wie bisher. Manche Länder wie Österreich setzten sogar das Hauptaugenmerk auf Biosprit. Mit immensen Werbemitteln wurde uns allen klar gemacht: "Agrarsprit ist CO2 neutral und schützt das Weltklima!" Mit idyllischen Bildern wurde Agrartreibstoff wie ein Produkt aus der Biolandwirtschaft dargestellt.
Insbesondere in den Schwellen- und Entwicklungsländern zeigen sich nun die Auswirkungen einer verfehlten Agrarspritpolitik. In Südostasien wird der Regenwald für den Palmölanbau regelrecht niedergewalzt. Die Flächenreserven von Malaysia sind fast aufgebraucht. Der größte Teil der malaysischen Halbinsel besteht bereits aus Monokulturen. In Indonesien sind die Palmöl-Plantagen von 120.000 Hektar im Jahr 1968 auf 5,5 Mio. Hektar 2004 angestiegen.
Zwischen 1995 und 2005 verdoppelte sich die Weltpalmölproduktion auf 33,3 Millionen Tonnen. Jeweils etwa 15 Millionen Tonnen produzierte Indonesien und Malaysia. In Kalimantan/Indonesien wird gerade eine 18.000 km2 große Palmölplantage angelegt. 2006 haben die EU-Staaten 1 Million Tonnen Palmöl verheizt und 270.000 Tonnen zu Biodiesel verarbeitet. 3,8 Millionen Tonnen gingen in den Nahrungsmittelsektor.
Österreich bleibt bei 10% Beimischungspflicht
Österreich will nach wie vor Biodiesel als Treibstoff einsetzen und dieses hauptsächlich durch Rapsimporte aus osteuropäischen Ländern sicherstellen. Allerdings stellt sich hier folgende Frage: Wenn Länder wie Ungarn und Rumänien selbst der Beimischungspflicht nachkommen, bleibt dann noch genug für Österreich?
Auch die Länder, die uns mit Biodiesel versorgen sollen, werden sich an Weltmarktpreisen orientieren und diese werden mit wachsender Nachfrage steigen. Auch sollte man nicht vergessen, dass der steigende Rapsverbrauch für Biosprit die Margarinehersteller zwingt, auf Palmöl umzusteigen. Die Palmöl-Importe nach Österreich haben sich in den letzten Jahren verdreifacht.
Fairer Handel eine Alternative zum Palmölverzicht?
Wer den Regenwald schützen will, sollte beim nächsten Einkauf auf palmölhaltige Seifen und Abwaschmittel verzichten und sich für Erzeugnisse aus fairem Handel entscheiden.
Neben den bereits allseits bekannten FairTrade-Produkten wie Schokolade, Kaffee und Tee, werden z.B. vom Body Shop oder der Fa. Sodasan aus Palmöl bestehende Kosmetika und Waschmittel angeboten, die eine gute Alternative sind, da wichtige Grundbedingungen erfüllt sind: Anstatt der Plantagenbesitzer werden Kleinbauern und -bäuerinnen unterstützt. Diese arbeiten nach den Richtlinien des Biolandbaus und erhalten für ihre Produkte eine gerechte Bezahlung unter FairTrade-Bedingungen.
Biodiesel ist zu teuer
Gemessen an den ökologischen und sozialen Kosten von Biodiesel ist sein Beitrag für den Klimaschutz äußerst gering und volkswirtschaftlich gesehen zu teuer. Pro Tonne eingespartem CO2 fallen bei Agrotreibstoffen zwischen 150 bis weit über 300 Euro an. Volkswirtschaftlich effizient wären aber Vermeidungskosten von unter 50 Euro pro Tonne. Hackschnitzelanlagen und Kraftwärmekoppelungen erreichen diesen Wert mühelos. Auch die C02-Vermeidungsleistung liegt bei Biodiesel bei nur 3 Tonnen pro Hektar, bei einem Blockheizkraftwerk mit Hackschnitzeleinsatz können problemlos 16 Tonnen pro Hektar erreicht werden.
Christian Salmhofer, Klimabündnis Kärnten, www.klimabuendnis.at