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Hubert Rhomberg, CREE / Rhomberg Bau

Hubert Rhomberg ist dabei, den städtischen Wohnbau zu revolutionieren.

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Hubert Rhomberg. Foto: Mike Siblik Hubert Rhomberg. Foto: Mike Siblik

Mit seinem Holz-Hybrid-System CREE können bis zu 100 Meter hohe Gebäude aus Holz errichtet werden. Und zwar kostengünstig, ressourcen-, lärm- und schmutzsparend, weil sie digital geplant und entlang des gesamten Lebenszyklus optimiert werden. Danach werden die Teile  vorgefertigt und innerhalb kürzester Zeit aufgebaut. Das Holzhaus CREE spart so 90 % CO2 und mehr als 50 % Ressourcen im Vergleich zur herkömmlichen Bauweise.

Aktuell plant bzw. baut er Projekte in Berlin, Dänemark, Singapur und New York. Vielfach in Kooperation mit Partnern. „Die Zukunft gehört den kollaborativen Institutionen, die sich vernetzen und voneinander lernen,“ ist Rhomberg überzeugt. Es hat sein Knowhow offen gelegt, damit möglichst viele Bauwerke auf der Welt gleichzeitig entstehen können.

Seine Motivation: „Ich wollte auch immer etwas machen, was mit Lebensqualität zu tun hat. Viele verstehen unter ‚Vermögen‘ Geld. Ich verstehe darunter, was wir zu tun vermögen, und ob das, was wir tun, auch Sinn macht.“

BUSINESSART: Welche Philosophie steckt hinter dem Holz-Hybrid-System CREE?

Hubert Rhomberg: Wir wollten weniger Ressourcen verbrauchen, denn die werden - wie wir wissen - in Zukunft immer weniger zur Verfügung stehen. So sind wir auf das Holz gekommen, weil ein Holzbau den kleinsten ökologischen Rucksack umgeschnallt hat. Wir speichern mit unseren Bauten sogar CO2 ein und können das Holz nach 100 Jahren wieder verwenden – für Holzwerkstoffe oder zur Energiegewinnung. Und wir wollten mit Holz in die Höhe bauen, bis zu 30 Stockwerke hoch. Beim Einfamilienhaus ist der Holzbau ja schon gut etabliert, einen wirklichen Hebel zu einer nachhaltigen Entwicklung am Bausektor haben wir dann, wenn wir mit dem Baustoff Holz in den großen Städten ankommen.

Holzbau in der Stadt. Das akzeptieren Brandschutz- und Baubehörde?

Alle sagten am Anfang, das geht nicht - bis einer kam, der nicht wusste, dass es nicht geht. Klar konnte sich am Anfang niemand die Kombination aus Hightech und Holzhaus vorstellen. Der Brandschutz war sofort Thema. Ja, ein Holzhaus brennt, aber es brennt sicher, das heißt, man kann immer sagen wie viele Zentimeter in welcher Zeit abbrennen. Eine Stahlkonstruktion gibt aufgrund der Hitze plötzlich und unberechenbar nach. Wir haben sogar darauf bestanden, dass das Holz sichtbar bleibt und nicht unter irgendwelchen Verkleidungen verschwindet. Für Bewilligungen ist die Systemlösung ganz wichtig. Dadurch müssen die Gutachter und die Behörden nicht immer von vorne anfangen sondern können sich austauschen und an bereits realisierten Objekten orientieren.

Was ist das Besondere am High-Tech-Holzhaus?

Da sind mehrere Faktoren entscheidend. Zunächst wird das gesamte Gebäude mit der Planungsmethode BIM (Building Information Modelling) vorgeplant, es entsteht quasi ein digitaler Zwilling des Projekts. Ich kann bereits mit einer 3D Brille durch das Gebäude gehen. Jedes Detail wird in der Simulation angeschaut und das System schlägt Alarm, wenn sich einzelne Anschlüsse und Verbindungen nicht ausgehen. Mit diesem Gebäudezwilling stehen alle Daten über den gesamten Lebenszyklus zur Verfügung. Bei der Fertigung und der Montage, beim Betrieb – auch dann wenn sich die Nutzung einmal ändern soll - bis hin zum Abriss mit wichtigen Infos zu den Materialien zur möglichen Wiederverwendung. Der zweite wesentliche Faktor ist die Vorfertigung. Das spart Zeit, Lärm, Schmutz und vor allem Kosten. Die Baubranche kommt schön langsam drauf, dass die Vorfertigung kommen muss, weil es nicht mehr ausreichend Facharbeiter gibt und weil sie sonst dem Kostendruck nur mehr mit massiver Arbeitsteilung und niedrigen Löhnen begegnen kann.

Und der dritte und vielleicht wichtigste Faktor ist die Systementwicklung. Wir haben es mit einer Technologie zu tun, die jederzeit wiederholbar ist und bei der jedes neue Projekt von den vorigen lernt.

Das hört sich an wie ein offenes Betriebssystem für einen Computer. Besteht da nicht die Gefahr, dass wertvolles Knowhow kopiert wird?

Ganz im Gegenteil. Der Plattformgedanke war uns von Anfang an wichtig und ist die Basis, dass möglichst viele Bauwerke auf der Welt gleichzeitig entstehen können. Das bewirkt wirklich etwas in Richtung Nachhaltigkeit und mit jedem Projekt lernen wir wieder mehr dazu.

Welche Gebäude wurden bereits mit dem CREE System gebaut?

Das erste war ein achtstöckiges Haus in Dornbirn, dann haben wir die neue Zentrale der Illwerke im Montafon gebaut, die Firmenzentrale für einen Installateurbetrieb und eine Kombination aus Bank, Geschäfts- und Wohnhaus in Deutschland. In Bau ist aktuell eine große Schule in Singapur, in Planung zwei Projekte in Berlin, eines in Dänemark und ein Gebäude in New York – und alle lernen voneinander.

Wie sind Sie persönlich zum nachhaltigen Bauen gekommen?

Ganz wesentlich war sicher, dass ich in einem von Liebe geprägten familiären Umfeld aufgewachsen bin und eine positive Einstellung zur Umwelt, zur Natur, zu den Menschen mitbekommen habe. Als ich 2001 das Unternehmen von meinem Vater übernommen habe, fragte ich mich ‚Was willst du eigentlich?‘ Das hat diesen Fokus auf die Nachhaltigkeit ausgelöst, mit dem Wissen, dass das nur entstehen und wachsen kann und damit ein langer Prozess ist. Ich wollte auch immer etwas machen, was mit Lebensqualität zu tun hat. Viele verstehen unter ‚Vermögen‘ Geld. Ich verstehe darunter, was wir zu tun vermögen und ob das, was wir tun auch Sinn macht.

Die Digitalisierung sehen Sie für Ihre Branche als große Chance?

Ja, wir sind damit in der Welt der Zukunft angekommen. Aber dazu braucht es noch mehr. Dazu gehören Menschen, die ihre Erfahrung zurücklassen können. Erfahrung kann hinderlich sein, wenn sich viel ändert. Die Kunst ist es, Erfahrung und Flexibilität zusammenzubringen. Die Zukunft gehört den kollaborativen Institutionen, die sich vernetzen und voneinander lernen, sie gehört Organisationen, die nicht mehr nur über ein Top-Down Organigramm definiert sind. Wir brauchen keine Hierarchieebenen sondern Gruppen, die themenbezogen zusammenarbeiten, der Vorgesetzte wird zum Coach, der die Potentiale der Leute erkennt und nutzt. Denn oft weiß der am meisten, der ganz nah am Kunden ist.

Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?

Sie soll bestehende Strukturen auslaufen lassen und durch neue Möglichkeiten ersetzen. Raus aus dem Beharrenden – den alles zementierenden Strukturen – und Neues zulassen. Sie soll die Eigenverantwortung stärken, aber auch schauen, dass niemand zurückbleibt. Sie soll unternehmerisches Engagement fördern und nicht verhindern. Ich wünsche mir mehr Engagement der BürgerInnen, mehr Demokratie und weniger Machtkonzentration bei nicht gewählten Institutionen im Hintergrund.

Hubert Rhomberg