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Im Netzwerk in die Zukunft

„Nachhaltigkeit durch Netzwerke" war das Thema der 7. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz am 22. und 23. September 2014 im Pielachtal. Interessante Impulse erhielten die gut 100 Teilnehmer von den Referenten aus Österreich, Deutschland und Südtirol.

Foto: © Mostviertel Tourismus, Fotograf Fred Lindmoser © Mostviertel Tourismus, Fotograf Fred Lindmoser

Netzwerke verstehen
Zum Auftakt erklärte Harald Katzmair, Ph.D. (FAS research Wien), wie Netzwerke funktionieren. Zu den Erfolgsfaktoren zählen beispielsweise die richtige Zusammensetzung und das Zusammenspiel von Robustheit und Agilität. Netzwerke müssen in der Lage sein, sich immer wieder neu zu erfinden. Bewusst sein muss man sich auch, dass Netzwerke ständig Zyklen mit Aufbau- und Dekonstruktionsphasen durchlaufen.

Netzwerke nützen
Wie sich virtuelle Netzwerke und vor allem Daten nützen und sinnvoll verknüpfen lassen, erläuterten Professor Dr. Claudia Brözel (Hochschule für nachhaltige Entwicklung, Eberswalde Deutschland) und Konstantin Andreas Feustel (Wiif GmbH, Oberstaufen Deutschland). Aus ihrer Sicht ist der Tourismus eine Informationsindustrie, die ihren Gästen mit Hilfe von vernetzten Daten bessere Services bieten kann.

Das wichtigste Instrument für den online-Vertrieb ist nach wie vor die eigene Website, unterstrich Dr. Markus Gratzer (Generalsekretär der Österreichischen Hoteliervereinigung). Parallel dazu steigt die Bedeutung von Buchungsplattformen, die jedoch starken Einfluss u.a. auf die Stornokonditionen und die Preisgestaltung nehmen.

Auch kleine Betriebe setzen immer mehr auf online-Buchbarkeit, wie Mag. Hans Embacher (Geschäftsführer Bundesverband Urlaub am Bauernhof) ausführte. Der Informationsgehalt der eigenen Website oder jener von gemeinsamen Anbieter-Plattformen ist auch hier von großer Bedeutung: Ein Gast schaut sich im Internet 10 Bauernhof-Betriebe an, bevor er einen bucht.

Betriebe übergeben
Die Ãœbergabe eines Tourismusbetriebes an einen neuen Eigentümer oder an die nächste Generation involviert ebenfalls ein Netzwerk. Dr. Franz Hartl (Geschäftsführer der Österreichischen Hotel- und Tourismusbank ÖHT) stellte vor, welche Unterstützung – von der Beratung bis zur Finanzierung - die ÖHT Jungunternehmern und Ãœbernehmern bietet.

Aus seiner Erfahrung als beratender Begleiter von Betriebsübergaben berichtete
Dr. Alois Kronbichler (Geschäftsführer Kohl & Partner Südtirol). Er erklärte, wie Familienbetriebe funktionieren und listete die sieben Kardinalfehler bei der Übergabe auf. Dazu zählen beispielweise die nicht geklärte Erbteilung, ein selbstversklavender Führungsstil und Barmherzigkeit statt Klarheit.
Die Übergabe von bäuerlichen Betrieben beleuchtete ÖR Alois Gaderer (Bauer, Lebens- und Sozialberater). Für ihn stehen die menschlichen Faktoren im Mittelpunkt, die eine Übergabe ermöglichen oder unmöglich machen.

Initiativen setzen
Den zweiten Konferenztag eröffnete Heini Staudinger (Geschäftsführer der Waldviertler Werkstätten GmbH). Er gab Einblicke in die Aufbauarbeit seines Unternehmens und die zahlreichen Initiativen, die das Unternehmen vor allem im Waldviertel setzt: von der Formel Z (Formel Zukunft für die Unterstützung von alleinerziehenden Müttern) über die aktuelle Lehrlingsoffensive bis zum Bürgerbeteiligungsmodell bei der Installation von Photovoltaikanlagen. Seine Erkenntnis: Krisenregionen sind privilegierte Regionen für Pioniere.

Natur bewahren & regionale Kreisläufe ankurbeln
Im folgenden Teil ging es um die Frage, welche Bedeutung Schutzgebiete für die Regionalentwicklung und den Tourismus haben. Die Grundlagen lieferte Dr. Norbert Weixlbaumer (Institut für Geographie und Regionalforschung, Universität Wien). Sein Resumee: Von Schutzgebieten wie Biosphärenparken, Natur- und Nationalparken gehen viele Impulse aus. Sie steigern beispielsweise die regionale Identifikation sowie die Wertschöpfung, sie schaffen Arbeitsplätze und eröffnen neue Gästesegmente.
Ein praktisches Beispiel schilderte Mag. Günter Mussnig (Geschäftsführer der Hohe Tauern Nationalparkregion in Kärnten). Er unterstrich, dass schöne Landschaft allein noch keinen Tourismus bewirkt. Dafür braucht es eine konsequente Produktentwicklung und intelligente Services. Beispiele aus dem Kärntner Teil des Nationalparks Hohe Tauern sind der Alpe Adria-Trail, ein zentrales Buchungsmanagement, ein regionales Mobilitätsservice, die Zusammenarbeit mit Partnerbetrieben, Führungsprogramme, Ausrüstungsverleih und ein optimiertes kulinarisches Angebot.

Max Rossberg (Stellv. Vorsitzender der European Wilderness Society und Geschäftsführer von Protected Areas Solutions Kanada) stellte fest, dass es keinen nachhaltigen Tourismus gibt, man Tourismus jedoch nachhaltig gestalten kann. Wichtig dafür sind klare Ziele, die Definition von Wachstumsgrenzen und Zugangsbeschränkungen. Außerdem muss von Anfang an klar sein, wie Einheimische, Natur und der Tourismus vom jeweiligen Projekt profitieren.

Brigitte Lackner (Bürgermeisterin von St. Ulrich am Pillersee) berichtete aus ihrer Gemeinde, die – im Umfeld großer touristischer Zentren wie Kitzbühel – auf sanfte Angebote setzt und 2012 den europäischen Dorferneuerungspreis erhielt.

Information:
Mostviertel Tourismus GmbH
www.mostviertel.info, www.nachhaltigkeitskonferenz.at