zum Inhalt springen

Klimawandel: Rockefeller-Familie will aus Erdölgeschäft aussteigen

Die Rockefeller-Familie, welche ihr riesiges Vermögen im Erdölgeschäft erwarb, kündigte vor dem Sondergipfel der Vereinten Nationen zum Klimawandel an, die Investitionen des Rockefeller Brothers Fund umzuschichten und im Laufe der nächsten 10 Jahre aus Investments in fossile Brennstoffe auszusteigen, um einen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Bericht von softwasre-systems.

Der Rockefeller Brothers Fund verwaltet ein Stiftungsvermögen von ca. 860 Mio. USD und ist nicht mit der wesentlich größeren und bekannteren Rockefeller Foundation zu verwechseln. Ca. 7% des Stiftungsvermögens sind derzeit in fossile Brennstoffe investiert. Der Betrag, welchen die Rockefeller-Erben aus fossilen Brennstoffen abziehen wollen, ist damit in Dollarbeträgen aufgrund der globalen Marktkapitalisierung relativ gering, besitzt aber angesichts der zentralen Rolle der Rockefellers beim Aufbau des globalen Marktes für Erdöl durch die damalige Standard Oil Company (aus welcher Exxon, Amoco und Chevron hervorgingen) eine große symbolische Bedeutung.

Angesichts der Tragweite dieser Nachricht übersahen viele Anleger, dass der Rockefeller Brothers Fund keinen Alleingang unternahm, sondern Teil einer stetig wachsenden „Global Divest-Invest“-Koalition philanthropischer Fonds, Stiftungen, Pensionskassen, des Ökumenischen Rats der Kirchen (WCC, welcher 590 Mio. Gläubige aus 150 Ländern repräsentiert), Universitäten sowie 30 Städten (darunter Santa Monica und Seattle) ist, welche sich von Ellen Dorsey, der Managerin des Wallace Global Fund, von der Notwendigkeit zum Ausstieg aus Investments in fossile Brennstoffe überzeugen ließen. Diese Koalition institutioneller Investoren will insgesamt 50 Mrd. USD aus fossilen Brennstoffen, darunter auch Ölsanden, desinvestieren. Der Friedensnobelpreisträger und pensionierte Erzbischof Desmond Tutu betont, dass heute der Ausstieg aus Investitionen in fossile Brennstoffe moralisch geboten sei, ähnlich wie die Bewegung gegen die Apartheid in Südafrika vor einer Generation.

Doch noch immer müssen Befürworter einer Umschichtung aus fossilen Brennstoffen in nachhaltige(re) Investments gegen erhebliche Widerstände kämpfen. Die Harvard University lehnt Desinvestitionen ebenso ab wie die in der University of California zusammengeschlossenen Universitäten. CalPERS, die Pensionskasse für den öffentlichen Dienst Kaliforniens, will trotz immer lauterer Rufe nach dem Ausstieg weiterhin in fossile Brennstoffe investieren bzw. bestehende Investments nicht umschichten. Dies ist ein harter Rückschlag für die „Global Divest-Invest“-Koalition, da CalPERS nicht nur der zweitgrößte Pensionsfonds der USA ist, sondern bei ethischen und nachhaltigen Investments bereits seit vielen Jahren eine Vorreiterrolle spielte, u.a. im Kampf gegen die Apartheid.

3-Jahresentwicklung Rohöl/Brent

Eine im Oktober 2014 veröffentlichte Studie der Universität Oxford geht davon aus, dass die Kampagne für den Ausstieg aus fossilen Brennstoffen Kohle-, Erdöl- und Erdgaskonzernen schaden dürfte. Die Oxford-Studie vergleicht die Kampagne bereits mit ähnlichen Kampagnen gegen Tabakfirmen, Apartheid in Südafrika, Rüstungskonzerne, Glücksspiel und Pornographie. Zwar dürften sich die unmittelbaren Kursverluste durch den Ausstieg der teilnehmenden institutionellen Investoren in Grenzen halten, doch die Reputationsschäden dürften weitreichende Konsequenzen haben. Die Smith School of Enterprise and the Environment der Universität Oxford geht davon aus, dass die eigentliche Gefahr für Konzerne, die im Bereich fossile Brennstoffe aktiv sind, in der Stigmatisierung bestehe. Vergleichbare Kampagnen hätten bislang immer zur Verschärfung der einschlägigen Gesetze geführt. Dies könne evtl. dazu führen, dass Erdgas-, Erdöl- und Kohleunternehmen ihre Bodenschätze nicht mehr im heute technisch und wirtschaftlich möglichen Umfang fördern dürfen, sondern ggf. einen Teil ihrer Rohstoffreserven aus juristischen und politischen Gründen als „verlorene Vermögenswerte“ abschreiben müssten (wenn diese aus Umweltschutzgründen nicht mehr gefördert werden dürften). Shell sah sich bereits im Mai 2014 veranlasst, Anleger mit einer zwanzigseitigen Stellungnahme zu beruhigen, dass das Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum in China und Indien zu einer weiter steigenden Nachfrage nach fossilen Brennstoffen führen werde. Shell betonte, aus heutiger Sicht sei nicht damit zu rechnen, dass die Rohstoffreserven von Shell als „verlorene Vermögenswerte“ abgeschrieben werden müssten.

Die University of Glasgow versprach im Oktober 2014 als erste Universität in Europa, sich aus Investitionen in fossile Brennstoffe zurückzuziehen. Innerhalb der nächsten 10 Jahre will die University of Glasgow einen hohen Anteil aus fossilen Brennstoffen in nachhaltige Investments umschichten. Umweltaktivisten, Studenten und Mitarbeiter der Universitäten kämpfen dafür, dass sich andere britische Universitäten anschließen, da die Pensionsfonds aller britischen Universitäten jährlich über 5,2 Mrd. GBP in Erdöl-, Kohle- und Gaskonzerne investieren.

Die Bewegung gegen Investitionen in fossile Brennstoffe gewinnt nun auch in Europa langsam an Schwung. Doch Banken, Sparkassen, Berater oder engagierte Privatanleger brauchen nicht mehr zu warten, bis Finanzproduktanbieter handeln. software-systems.at kann dank des täglich analysierten Finanzdatenvolumens von inzwischen über 3,2 Billionen EUR alle in Deutschland, Österreich und der Schweiz zum Vertrieb zugelassenen Finanzprodukte bis auf Einzeltitelebene analysieren und selbstverständlich auch komplette Kundendepots bzw. das Portfolio institutioneller Anleger auf Exposition gegenüber fossilen Brennstoffen prüfen. software-systems.at Geschäftsführer Richard Lernbass warnt, dass es nicht entscheidend sei, was auf einem Finanzprodukt draufstehe, sondern was wirklich drinnen stecke. So könne sich ein fossiler Energiekonzern wie BP durchaus in einem Dividendenfonds verstecken, da BP zuverlässig hohe Dividenden ausschütte. Falls ein fossiler Energiekonzern nicht zu den Top-10-Holdings eines Fonds zählt, können Anleger und Berater meist auch aus den Berichten des Fonds nicht ersehen, dass sie in fossile Energie investiert haben.

Weitere Informationen: www.software-systems.at