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Leistungsbereitschaft ist Voraussetzung

Voith Geschäftsführer Dr. Leopold Heninger verrät im Interview mit Roswitha Reisinger und Asya Khalef wie das Unternehmen mit der Digitalisierung umgeht, wieso er sich über jedeN MitarbeiterIn mit fremdsprachlichen Hintergrund freut und gibt drei Tipps für junge Menschen um beruflich erfolgreich zu sein.

Roswitha Reisinger, Dr. Leopold Heninger, Asya Khalef bei Firma Voith
Roswitha Reisinger, Dr. Leopold Heninger, Asya Khalef img_6556

Herr Dr. Heninger, Sie sind seit 1994 bei der Firma Voith, wie war Ihr Weg an die Spitze des Unternehmens?

Ich habe als Turbineningenieur begonnen. Später war ich im Verkauf tätig, als sogenannter Proposal Engineer, übersetzt auch Angebotsingenieur. 2003 ging ich nach an den Stammsitz nach Heidenheim und wurde dort Mitglied der Geschäftsführung der Voith Hydro Deutschland. Seit 2008 bin ich zurück in St. Pölten und seit 2010 Vorsitzender der Voith Hydro Geschäftsführung St. Pölten.

Was sind heute Ihre wichtigsten Aufgaben?

Die primäre Aufgabe ist ganz einfach die Sicherung des Unternehmenserfolgs, zu erreichen, dass die Eigentümer zufrieden sind und ihre Vorgaben und Erwartungen erfüllt sind, also die Kernaufgaben eines jeden Geschäftsführers.

Wodurch unterscheidet sich die Führung von anderen Unternehmen, was ist das  Spezifische bei der Voith?

Voith ist ein weltweit agierender Technologiekonzern und mit mehr als 19.000 Mitarbeitern, 4,2 Milliarden Euro Umsatz und Standorten in über 60 Ländern der Welt eines der großen Familienunternehmen Europas. Wir sind in vier Divisionen tätig – Papier, Turbo, Hydro und Digital Solution. All diese Geschäftsfelder sind auf langfristige Kooperationen mit unseren Kunden aufgebaut – wir haben hier zum Beispiel Aufträge, die über zehn Jahre laufen.

Wie schafft man das in unserer kurzlebigen Zeit, wo sich laufend so viel verändert?

Diese Konstanz ist auf beiden Seiten – Kunden wie Lieferanten nichts Neues. Unsere Kunden schätzen unsere Erfahrung – die ist wichtig bei komplexen Bauvorhaben.

Was sind die wichtigsten Märkte der Voith St. Pölten?

Mit unserer Wasserkraftsparte betreuen wir die Märkte in Osteuropa, Russland, die GUS-Staaten und Südosteuropa bis hin zum Nahen Osten. Für Pumpen tragen wir die weltweite Verantwortung.

Wodurch unterscheiden Sie sich vom Mitbewerb?

Wir sind 151 Jahre alt und noch immer im Eigentum der Gründerfamilie Voith. Für uns ist wichtig, uns als Unternehmen wie ein ehrenhafter Kaufmann zu verhalten. Das spiegelt sich auch in unserem Verhalten gegenüber anderen Kulturen, Mitarbeitern und Kunden wider. Wir sind ein Technologieunternehmen, was sich auch in der Anzahl unsere Patente zeigt. Wir sind stets auf der Suche nach Neuem und entwickeln uns in neuen Feldern weiter. Wir wollen nicht nur, dass unsere Kunden zufrieden sind mit dem was wir tun, wir wollen unsere Kundenerwartungen übertreffen.

Dazu braucht man hoch engagierte Mitarbeiter. Was ist Ihnen hier wichtig? Worauf legen Sie Wert?

Wir haben eine große Bandbreite an Professionen – von der Buchhaltung über Kaufleute, die Vertragswesen verstehen, Techniker, die Maschinen konstruieren, Vertriebsleute etc. Wir haben nicht nur eine einzelne Sparte, sondern eine sehr große Bandbreite. Wichtig sind uns Kompetenz und Einsatzbereitschaft.

Welche Leute sind am schwierigsten zu finden?

Am schwierigsten finden wir Generatoren-Spezialisten. Da es sich hier um ein sehr kleines technisches Feld handelt, sind solche Experten in Europa sehr rar.  

Welche Basisbildung sollen junge MitarbeiterInnen mitbringen?

Wichtig ist eine gute Grundausbildung wie eine abgeschlossene Lehre, eine berufsbildende Schule, wie etwa HTL oder ein Hochschulabschluss.

Ihre MitarbeiterInnen kommen aus vielen verschiedenen Ländern und Kulturen. Gibt es Probleme oder gelingt die Zusammenarbeit?

Das ist eigentlich ein Selbstläufer. Es gibt einfach keine Diskussion über verschiedene Kulturen, weil das vollkommen irrelevant ist. Wer bei Voith arbeitet, ist ein Teil unserer Gemeinschaft und es ist egal woher man kommt. Das ist kein gesteuerter Prozess, das ist bei uns so normal, dass nicht einmal darüber geredet oder daran gedacht wird. Wir sind das so gewohnt. Wir machen in manchen Jahren fast hundert Prozent unseres Geschäfts im Export. Da arbeiten wir grundsätzlich mit Menschen aus anderen Kulturen. Wichtig sind bei uns die Kompetenz und Einsatzbereitschaft.

Ich bin immer begeistert, wenn Mitarbeiter einen fremdsprachlichen Hintergrund haben. Es ist ein Geschenk, wenn Menschen eine zweite Sprache mitbringen. Für unsere Kunden ist es fantastisch, wenn sie einen Landsmann oder Landsfrau als Gesprächspartner haben, die die Sprache im Detail verstehen und mit dem sie sich vielleicht sogar im Landesdialekt unterhalten können.

Was bedeutet die Digitalisierung für die Voith? Wie bauen Sie sie in Ihr Geschäftskonzept ein?

Wir konzentrieren uns auf das was wir können.  Mit Voith Digital Solutions bündeln wir unsere langjährige Automatisierungs- und IT-Expertise mit dem Know-how aus den Bereichen Wasserkraft, Papiermaschinen und Antriebstechnik. Dieser Konzernbereich entwickelt zusammen mit bestehenden und neuen Kunden innovative Produkte und Services, um das Internet der Dinge voranzutreiben und die Digitalisierung im Maschinen- und Anlagenbau maßgeblich mitzugestalten.

Das beginnt beim klassischen Automatisierungsgeschäft bis hin zu sogenannten wissensbasierten Systemen wie Künstliche Intelligenz. Mittlerweile entwickeln wir komplett neue Geschäftsfelder wie Handelsplattformen für Altpapier in USA, Internetplattformen für Lieferanten etc..  Mit den Anwendungen des Konzernbereichs Digital Solutions ist Voith einer der Schrittmacher des digitalen Wandels in den globalen Schlüsselindustrien.

Dabei schauen wir mit Neugier und Achtsamkeit nach vorne. Zurücklehnen ist nicht drin. Wer sich zurücklehnt versäumt die Zukunft.

Welche drei Tipps geben Sie jungen Menschen mit, um beruflich erfolgreich zu sein?

Grundvoraussetzung ist die Leistungsbereitschaft – und die greift sehr weit. Wenn man Erfolg haben will ist es vollkommen egal ob man in einer Firma Karriere macht, Unternehmer oder Sportler ist. Es gibt überall Phasen, die man mit Selbstdisziplin durchkämpfen muss damit man nicht untergeht. Das Wichtigste sind Leistungsbereitschaft, Selbstdisziplin und Neugier auf Neues, die Zuversicht und das Grundvertrauen, dass man in jeder Situation Lösungen finden wird.

Ich habe jahrelang einen Spruch gehabt, „Es ist wie es ist, es kommt wie es kommt und es geht sich alles aus“, aber das ist aktiv gemeint. Viele Menschen leiden darunter, dass die Situation so ist wie sie ist, sie würden sie gern ändern oder grübeln in der Vergangenheit „was wäre wenn“. Das ist falsch. Man muss das Jetzt akzeptieren und aus dieser Akzeptanz heraus gestalten, etwas verändern, etwas bewegen mit der Zuversicht, dass „sich alles ausgeht“ und sich dafür selbst Mut und Kraft zusprechen. Manchmal hilft dabei so ein Spruch.