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Wohnbuddy - der nächste Schritt

Der Name hat sich geändert: Aus WGE! ist Wohnbuddy geworden. Der Inhalt ist gleichgeblieben: Wohnbuddy vermittelt älteren Menschen und Seniorenwohnhäusern passende WohnpartnerInnnen.

Wohnbuddies. Ein Student und ein älterer Mann sitzen am Tisch und lachen in die Kamera.. Foto: Wohnbuddy
Wohnbuddies. Foto: Wohnbuddy wohnbuddy

Das sind meist junge Menschen, die für ein kostengünstiges Zimmer Zeit für gemeinsame Aktivitäten sowie Unterstützung im Alltag zur Verfügung stellen.

Lukas Hecke, Manuel Schuler und Marlene Welzl haben Wohnbuddy gegründet und sind dafür als Nachhaltige GestalterInnen 2018 ausgezeichnet worden. Wir haben sie befragt.

Wie sind Sie auf die Idee von Wohnbuddy gekommen?

Wir sind in Familien aufgewachsen, in denen mehrere Generationen unter einem Dach leben. Als wir für das Studium nach Wien gezogen sind, haben wir festgestellt, dass es in der Großstadt kaum Berührungspunkte zwischen Jung und Alt gibt. Und das, obwohl die Bedürfnisse ähnlich sind und sich sogar ergänzen: Einerseits suchen viele Junge, vor allem Studierende, ein günstiges und familiäres Zuhause. Andererseits gibt es viel leerstehenden Wohnraum in Österreichs Städten. So haben z.B. ältere Menschen oft ein Zimmer in ihrer Wohnung frei, sind froh, wenn sich jemand an den Wohnkosten beteiligt und freuen sich über Gesellschaft.

Welches Ziel hatten Sie zu Beginn Ihrer Aktivitäten und wie hat es sich in der Zwischenzeit verändert?

Am Anfang ging es darum, erste Wohngemeinschaften zwischen Jung & Alt in Wien zu gründen und zu schauen, wie das funktioniert. Wir haben uns die Frage gestellt, ob und inwieweit die verschiedenen Lebenswelten zusammen passen. Anfänglich haben wir uns auch nur auf private Vermittlungen fokussiert. Dann sind erfreulicherweise Kooperationen mit Seniorenwohnhausträgern dazugekommen. Der Trend geht zu Generationenhäusern. Das Kuratorium Wiener Pensionisten-Wohnhäuser (KWP) hatte zum Beispiel Zimmer frei, die aufgrund ihrer Architektur (z.B. Durchgangszimmer) für SeniorInnen nicht geeignet waren. StudentInnen können damit gut umgehen. Mittlerweile wohnen 33 StudentInnen in acht verschiedenen Wohnhäusern.

Mittlerweile wissen wir, dass das Zusammenleben zwischen Jung & Alt sehr gut funktionieren kann und die Lebenswelten nicht so weit auseinanderliegen. Es kommt nur drauf an, diese zusammenzuführen. Das Ziel ist jetzt, unsere Dienstleistung so vielen Menschen  wie möglich zugänglich zu machen. Darum arbeiten wir gerade an einer Webplattform um das zu erreichen.

Was bedeutet Erfolg für Sie?

Erfolg ist einerseits mit dem Erreichen von gesteckten Zielen verbunden und andererseits mit harter Arbeit und Durchhaltevermögen. Für viele Start-ups sind die ersten Kunden ein Meilenstein. Die Vermittlung der ersten Wohngemeinschaft, zuerst im privaten Bereich und anschließend im Seniorenwohnhaus, waren definitiv große Erfolge für uns. Und natürlich, wenn wir sehen, was unsere Dienstleistung für unsere Kunden bewirkt. Es sind wunderbare Freundschaften in unseren WGs entstanden und Menschen, Jung und Alt, haben ein neues Zuhause gefunden.

Was waren die größten Hindernisse am Weg? Wie haben Sie sie bewältigt?

Das Durchhalten bis zu unseren ersten Erfolgen. Ständig wurde uns gesagt: „Super Idee, das kann aber nicht funktionieren.“ Und dann hatten wir das Proof of Concept. Nach und nach lösen wir die Bedenken bei unseren Kunden aber auch im Generellen auf.

Bis zu einem gewissen Grad mussten wir die Bedürfnisse unserer Kunden, und wie man diese Lebenswelten zusammenführen kann, erst kennenlernen. Es war ein Lernprozess für uns. Auch jetzt arbeiten wir kontinuierlich an unserem Service, um unsere KundInnen besser unterstützen zu können.

Weiterhin herausfordernd ist, dass wir mehr Nachfrage als Angebote nach Wohnraum haben. Gerade im privaten Bereich ist es natürlich für viele Menschen ein großer Schritt, eine fremde Person bei sich einziehen zu lassen. Hier arbeiten wir sehr viel mit Leuten, die unser Service kennen und schätzen.

Lukas Hecke, Manuel Schule und Marlene Welzl sitzen am Besprechungstisch. Foto: Wohnbuddy
Lukas Hecke, Manuel Schule und Marlene Welzl besprechen ihr Projekt. Foto: Wohnbuddy wge-c-wge

Was war Ihr größter Misserfolg? Was haben Sie daraus gelernt?

Zuviel auf einmal wollen. Am Anfang haben wir zu viele Dinge gleichzeitig gemacht und uns in vielem verloren. Daraus haben wir gelernt, Prioritäten zu setzen. Nachdem wir Erfahrungen gesammelt haben und schon über 250 Personen zusammengebracht haben, arbeiten wir nun an einer Webplattform. Diese wird es uns ermöglichen, die nächsten Schritte zu gehen.

Was waren die wichtigsten Argumente um Ihre Kunden zu überzeugen?

Die Auswahl des perfekten Mitbewohners anhand eines Algorithmus und die persönliche Betreuung bei der Vermittlung und mediatorische Begleitung:Wir begleiten den Prozess, einen passenden Wohnpartner zu finden, persönlich und stehen den Wohngemeinschaften auch nach der Vermittlung zur Verfügung.
Die meisten Probleme kommen in jeder normalen Wohngemeinschaft vor: Wer reinigt die Küche, wer dreht das Licht ab, etc. Unsere Kunden klären das überwiegend selbst und wir werden dann gerufen, wenn es scheitert. Das liegt meist daran, dass die Leute nicht miteinander reden. Wenn sie miteinander reden lässt sich alles lösen.

Besonders wichtig ist es, die Erwartungen von beiden Seiten abzuklären und herauszufinden, was die besonderen Anliegen der Menschen sind, z.B. die Ansprüche an Sauberkeit, die Vorstellung, wie viel zeit man miteinander verbringt und was man miteinander macht. Soll es mehr eine Zweckgemeinschaft sein, oder darf man auch mit einemProblem kommen. Ist man viel auswärts oder will man viel Zeit miteinander verbringen? Es ist auch hilfreich vorab herauszufinden, was die Leute gut können und gerne machen.

Wer liebt euer Angebot ganz besonders?

Auf Seiten der Wohnraumsuchenden:  Studierende, die neu nach Wien ziehen, gerne Zeit mit älteren Menschen verbringen und ein familiäres und günstiges Zuhause suchen.

Auf Seiten der Wohnraumsteller: Menschen ab ca. 60, die ihre Wohnkosten reduzieren wollen, sich über Gesellschaft freuen und/oder gelegentlich Unterstützung im Alltag brauchen.  
Außerdem Seniorenwohnhausträger.

Gibt es Einwände / Sorgen von Kunden?

Wir werden oft gefragt, wie wir es schaffen den passenden Wohnpartner zu vermitteln. Dafür haben wir einen Fragebogen bzw. Algorithmus entwickelt, der Erwartungen und Bedürfnisse der potentiellen Wohnpartner abgleicht und eine erste Vorauswahl getroffen werden kann. Teil unserer Dienstleistung ist auch, falls gewünscht, dass wir beim Kennenlerngespräch dabei sind.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Wir wollen unseren Service mehr und mehr Menschen in Wien – und in weiterer Folge auch in anderen Universitätsstädten – zur Verfügung stellen. Um dieses Ziel verwirklichen zu können, arbeiten wir im Moment an einer digitalen Lösung.  

Welche Sustainable Development Goals (SDGs) sind für Ihren Bereich besonders wichtig? Wo tragen Sie ganz besonders bei?

Wohnbuddy möchte Wohnen für Jung & Alt gut leistbar machen und nutzt bestehenden, aber ungenutzten Wohnraum. Dadurch tragen wir insbesondere zum Erreichen von SDG 11 (Sustainable Cities and Communities)  bei. Gleichzeitig steigern wir die Gesundheit und das Wohlergehen von Jung & Alt (SDG 3).

Eckdaten zum Unternehmen:

  • Wohnbuddy, Verein, Wien
  • gegründet: 2017
  • Branche: Wohnen
  • MitarbeiterInnen: Lukas Hecke, Manuel Schuler, Marlene Welzl, Lisa Feldner, Ada Kolland, Katja Klofac, Lena Weber, Iris Stiefelmeyer
  • www.wohnbuddy.com