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Nachhaltigkeit auf den Weg gebracht

5. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz

Foto: Mostviertel Tourismus
Von links nach rechts: DI Hans Weiß (Steinschaler Hotels), Theres Friewald-Hofbauer (Club NÖ), Dr. Stephan Pernkopf (Landesrat für Umwelt, Landwirtschaft und Energie), Mag. Andreas Purt (Mostviertel Tourismus), Dr. Petra Stolba (Österr _apl2444

Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile!

Diese Bilanz zogen - frei nach Aristoteles – nicht nur die drei Referentinnen und zehn Referenten der 5. Mostviertler Nachhaltigkeitskonferenz, sondern auch die 130 TeilnehmerInnen. Denn im Zentrum jeden nachhaltigen Handelns steht immer das gemeinsame Engagement aller Beteiligten, die vielen kleinen Beiträge, die in Summe nicht nur ein nachhaltiges Ergebnis liefern, sondern auch Impulse geben für permanente Weiterentwicklung.

Über die Voraussetzungen waren sich alle ExpertInnen einig: Ein unverklärter Blick in die Vergangenheit, um „alte Schätze“ bewahren zu können. Eine klare Analyse der Gegenwart, um durch das Erkennen von Potentialen Ressourcen gezielt zu nutzen. Und ambitionierte Ziele für die Zukunft, um den nachfolgenden Generationen ein „lebens- und liebenswertes Leben“ (© Petra Stolba,) zu ermöglichen.

Nachhaltigkeit „Version 02“ – Schlagwort oder Werthaltung?

Das Wort mag in aller Munde sein – doch nur dort, wo Nachhaltigkeit als selbstverständliche Wertehaltung auch (vor-)gelebt wird, entfaltet sie Wirksamkeit. Ist Nachhaltigkeit erst einmal ins Kerngeschäft integriert, kann sich das Tourismusland Österreich auch international differenzierend zum Wettbewerb positionieren. Der Mehrwert, so Petra Stolba, Geschäftsführerin der Österreich Werbung, kommt im Tourismus dann über die Erschließung neuer Gästegruppen. Als Profilierungsthemen ortet Stolba vier Trends: Sehnsucht nach Authentizität, Bedürfnis nach Struktur und Verlässlichkeit (re-grounding), Natur als Zufluchts- und Rückzugsort, Urbanisierung der Natur (Beispiel roof-top-gardening).

EDEN-Award – Ruhekissen oder Innovations-Motor?

Destinationsentscheidend ist ein EDEN-Award (European Destinations of Excellence) wohl nur für wenige Gäste, meint Maša Puklavec, Global PR- und EDEN-Award-Managerin der Slowenischen Tourismuszentrale. Die ausgezeichneten Regionen profitieren dafür gleich in mehrerer Hinsicht, wie auch Bernd Fischer, Geschäftsführer des Tourismusverbandes Mecklenburg-Vorpommern bestätigt. Die nachhaltige Orientierung wird zur Basis für alle strategischen Überlegungen zur zukünftigen Entwicklung, gleichzeitig stärkt die Auszeichnung das Selbstbewusstsein der regionalen Bevölkerung. Und wer stolz ist auf sein Land, engagiert sich auch für nachhaltige Ziele.

Sanfte Mobilität in den Alpen –„Image-Mascherl“ oder Antriebsmotor?

Destinationen können ihr Image über den öffentlichen Verkehr wirksam definieren, ist Otfried Knoll von Knoll Traffic & Touristic Solutions überzeugt. Und liefert drei Best Practice Beispiele mit sehr unterschiedlichen Ausgangspositionen: Die Usedomer Bäderbahn, die Vinschgerbahn von Mals nach Meran und die reaktivierte Straßenbahnlinie in Nizza. Vorzeigeprojekte gibt es freilich auch in Österreich, wie Gerhard Stindl, Geschäftsführer der NÖVOG, eindrucksvoll belegt: Ob die neue Mariazellerbahn, die Schneebergbahn oder der Reblausexpress – sie prägen das Angebot ganzer touristischer Regionen und sichern nachhaltige Regionalentwicklung. Großes Vorbild bleibt freilich die Schweiz. Dort, so Thiery Müller vom Amt für Energie und Verkehr Graubünden, wird auch das (fast) Unmögliche möglich gemacht – vom Kanu-Transport mit der Bahn bis zu Car-Sharing-Modellen für den nahtlosen Tür-zu-Tür-Transport.

Nachhaltige Entwicklung im ländlichen Raum oder: sterben die Alpen aus?

Mit einem Blick in die vorindustrielle Zeit startete Werner Bätzing, Alpenforscher und Professor für Kulturgeografie, seinen Vortrag über die Herausforderungen und Chancen im alpinen Raum. Sein Zukunftszenario: Die Alpen werden allmählich menschenleer und verwildern, wenn sie als Kulturlandschaft nicht in enger Vernetzung aller Beteiligten erhalten und aktiv bewirtschaftet werden. Wie das funktionieren kann, zeigen zwei innovative Tourismus-Profis. Als Bürgermeister von Sand in Taufers in Südtirol hat Helmuth Innerbichler seine Gemeinde innerhalb von zehn Jahren zur Vorzeige-Gemeinde gemacht - im Bereich „Energieautarkie“ ebenso wie im Bereich „Förderung von Gesundheit und Lebensqualität“. Der Weissensee in Kärnten, so Arno Kronhofer, Geschäftsführer von Weissensee Tourismus, profiliert sich dagegen mit sanften und im alpinen Raum einzigartigen Mobilitätsangeboten für seine Gäste – vom kostenlosen Naturparkbus bis zur Genussfloßfahrt am motorbootfreien See.

Green Events – Nischen-Produkt oder Zukunfts-Standard?

Keinen Hype, sondern einen echten Trend zu „Green Meetings“ und „Green Events“ ortet Christine Opitz, Geschäftsführerin der Event Company Opitz & Hasil. Der Weg ist freilich lang und (noch) nicht an allen Locations umsetzbar. Ihr Tipp: Es genügt nicht, ein zertifiziertes Event zu inszenieren – die Nachhaltigkeit muss den Gästen auch bewusst gemacht werden. Ein ebenso amüsantes wie eindrucksvolles Best Practice-Beispiel liefert Markus Punz von den Niederösterreichischen Abfallverbänden. Mit eindeutig-zweideutig beschrifteten Trash Freak Shirts, Kurzvideos auf Youtube und starkem Facebook-Auftritt werden Jugendliche im Rahmen „Sauberhafter Feste“ für das Thema Abfall bei Festivals sensibilisiert.

Kommunizierte Nachhaltigkeit – Marketing-Tool oder Verkaufs-Argument?

„Kommen Sie zu uns, wir haben nichts“ – mit diesem koketten Werbespruch sorgte Josef Schett, Obmann des Tourismusverbandes Innervillgraten, für mediale Aufmerksamkeit. Die 1.800 Einwohner-Gemeinde in Osttirol in einem „Neben-Nebental“ des Pustertales gilt seither als Paradebeispiel für sanften Tourismus und ungekünstelte Ursprünglichkeit. Was sich in ständig steigenden Gästezahlen und lokaler Zuwanderung positiv niederschlägt. „Wahrheitsbeweise für Nachhaltigkeit“ fordert auch Wolfgang Schneeweiß, Geschäftsführer der Naturel Hotels & Resorts, Feriendörfer Kirchleitn und Bad Kleinkirchheim. Den aufwendigen Prozess nachhaltiger Entwicklung muss der Gast nicht kennen – aber er soll ihn spüren können und wertschätzen. Erst dann wird das Schlagwort von der Nachhaltigkeit im Tourismus zur gelebten Praxis – in der Bevölkerung, bei MitarbeiterInnen und bei den Gästen.

Veranstalter der Nachhaltigkeitskonferenz sind Mostviertel Tourismus, die Niederösterreich Werbung und der Club Niederösterreich. Bereits zum fünften Mal fand die Konferenz im Pielachtal statt, das 2007 als Vorbildregion für Nachhaltigkeit mit dem EDEN-Award der EU ausgezeichnet wurde. Hier hat sich das Steinschaler Dörfl als Austragungsort bewährt. Die diesjährige Veranstaltung unterstützten außerdem: Gugler Cross Media GmbH, KALOVEO Electric Move Adventure und Österreichisches Ökologie Institut - Austrian Institute of Ecology. www.mostviertel.info