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Niederösterreich: Öffentlicher Einkauf wird nachhaltig

Öffentliche Institutionen sind Auftraggeber im großen Stil: etwa 17 Prozent des BIP fließen in die Beschaffung. Darin liegt ein gewaltiges finanzielles Potential: Wenn bei der Vergabe nicht nur der Preis sondern auch nachhaltige Aspekte eine Rolle spielen, können verantwortungsvoll wirtschaftende Unternehmen gestärkt werden.

Das Land Niederösterreich und die niederösterreichischen Gemeinden vergeben pro Jahr Aufträge in Höhe von geschätzten 8,5 Milliarden Euro. Das Geld fließt in den Straßenbau, den Hochbau, die Abfallwirtschaft, in Mobilität, Lebensmittel, Bürobedarf oder Dienstleistungen. Diesen Milliarden wohnt eine immense Gestaltungskraft inne: werden sie für ökologisch und sozial verträgliche Produkte und Dienstleistungen ausgegeben, trägt dies wesentlich zur Erreichung von Energieeinsparzielen bei und unterstützt die Marktfähigkeit von qualitativ hochwertigen, umweltschonenden Produkten. Zusätzlich besteht die Chance, dadurch Innovationen auszulösen, zukunftsfähige Produktionsschienen zu entwickeln, die regionale Wertschöpfung zu unterstützen und die Arbeitslosigkeit zu reduzieren. Niederösterreich hat nun die Basis für eine neue Vergabepraxis mit seinem „Fahrplan Nachhaltige Beschaffung“ gelegt.

Die BeschafferInnen in der öffentlichen Verwaltung müssen demnach nicht nur die technischen Eigenschaften der Produkte oder Leistungen beachten sondern auch Umwelt-, Gesundheits- und Arbeitsschutz.

Drei Bausteine stehen miteinander in Wechselwirkung und sollten immer wieder mit dem Ergebnis der anderen Arbeitsschritte nachgeschärft werden.
Drei Bausteine stehen miteinander in Wechselwirkung und sollten immer wieder mit dem Ergebnis der anderen Arbeitsschritte nachgeschärft werden. beschaffung-noe

Basis für alle öffentlichen Ausschreibungen

Der Beschaffungsfahrplan umfasst die Landesstrategie samt Handbuch, einen Mindestkriterienkatalog und das Pflichtenheft für NÖ Landesgebäude, die den Rahmen für sämtliche öffentliche Ausschreibungen von Bau-, Liefer- und Dienstleistungen des Landes und seiner Gesellschaften im Mehrheitseigentum bilden. Gemäß diesem Fahrplan müssen bei jedem Einkauf bzw. jeder Dienstleistungsvergabe drei Forderungen erfüllt werden:

  • Verpflichtende Nachhaltigkeitsvorprüfungen bei großen Ausschreibungen.
  • Berücksichtigung der Lehrlingsquote als Beitrag zur Verringerung der Jugendarbeitslosigkeit. Im Hochbau konnte nach sechs Jahren Erfahrung gezeigt werden, dass die Regelung wirkt.
  • Mindestkriterienkatalog für sämtliche Beschaffungen – in Abstimmung mit dem Nationalen Aktionsplan Nachhaltige Beschaffung des Bundes: Darin enthalten sind Kernkriterien zu 13 Produktgruppen, die als Mindeststandards in sämtlichen Ausschreibungen berücksichtigt werden müssen.

Pilotprojekte zeigen Einsparungen

Dass der Beschaffungsfahrplan wirkt, hat sich in Pilotprojekten bereits gezeigt: In 46 Landes-Gebäuden, die um 1,2 Mrd. Euro errichtet worden waren, werden 31 Millionen kWh Energie und 7.800 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart. Und das mit nur 3,96 % Mehrkosten und einer für den Hochbau sehr geringen Amortisationszeit von 13 Jahren.

Weitere Informationen:

Für Unternehmen: Beschaffungsfahrplan

Für BeschafferInnen: www.ncheck.at

Artikel: Annemarie Herzog