So isst die Jugend
Trendige Kochsendungen boomen und Rezeptbücher stehen auf Geschenkelisten ganz oben, auch bei jungen Erwachsenen. Aber wie verträgt sich das mit dem Trend zu immer mehr Fast Food, außer-Haus-Verpflegung und Fertigprodukten? Ein Blick auf das Essen der jungen Leute von heute.

In den letzten Jahrzehnten hat sich unsere Gesellschaft und damit unsere Lebens- und Esskultur stark verändert. Früher war es selbstverständlich, dass Opa nicht kochen konnte und Oma die Köstlichkeiten für die ganze Familie auf den Tisch zauberte. Heute sieht die Lebenssituation in Österreich ganz anders aus. Immer mehr junge Frauen und Männer entscheiden sich bewusst für Karriere und Unabhängigkeit. Die Tendenz zum Single-Haushalt steigt. Da bleibt oft wenig Lust und Zeit, in der arbeitsreichen Woche für sich alleine zu kochen.
Aber auch in jungen Familien wird weniger gekocht. Kommt noch die Kindererziehung dazu, wird es natürlich mit der Bewältigung der Aufgaben im Alltag noch schwieriger. Und die Kochkenntnisse junger Leute gehen oft nicht mehr über die Zubereitung kleiner Snacks hinaus. Wuchs früher aufgrund alter Rollenklischees zumindest das Mädchen in die Rolle der Köchin hinein, wird das Kochwissen heute oft weder an Mädchen noch Burschen weitergegeben. Viele junge Eltern sind gar nicht mehr in der Lage, „Wissen zum Essen“ weiterzugeben, weil sie selbst kaum kochen können. So kommt es, dass es neben den Kochkursen für Singles auch immer mehr Kochkurse für Kinder gibt.

Teure Fertigprodukte
Weil die Kochkenntnisse fehlen, wird selten mit frischen Zutaten gekocht. Hört man sich unter Jugendlichen um, fällt auf, dass öfters einfache Gerichte auf den Teller kommen, wie Teigwaren mit Fertigsaucen oder ein Fertigschnitzel mit selbst gemachtem Salat. Die Lebensmittel-industrie reagiert darauf mit dem entsprechenden Angebot an Fertigportionen. Laut einer Marktanalyse der AMA gaben die Österreicher im Jahr 2008 mit 5,34 Mrd. Euro um 2,6 Prozent mehr für Lebensmittel aus als im Jahr davor. Im Durchschnitt geben Singles mehr Geld für Nahrungsmittel aus als Menschen, die in einem Mehrpersonenhaushalt leben. Zum Kochen und Essen nehmen sie sich allerdings weniger Zeit.

Appetit auf schnelle Kost
In einer deutschen Studie von 2008 gaben Kinder und Jugendliche im Alter von 12 bis 17 Jahren an, am liebsten Pizza, Burger, Pommes Frites, Geflügel, Fleisch/Wurst in der genannten Reihenfolge zu essen. Bei allen Fast Food-Produkten lagen die mittleren Verzehrsmengen bei den Jungen deutlich höher als bei den Mädchen. Die älteren Burschen kamen bei der Untersuchung auf stolze fünf Portionen Fast Food pro Woche. Die Mädchen kommen in etwa auf die Menge, die von Ernährungsexpertinnen als akzeptabel angesehen wird – ein bis zwei Portionen pro Woche. Mädchen sind eher an gesunder Ernährung interessiert, sie beschäftigen sich mit ihrem Körper und dem Thema Schönheit.
Autorin: Andrea Ficala
Lesen Sie mehr in der LEBENSART Februar/März 2010