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Social Progress Index

Schweden ist das Sozial fortschrittlichste Land – Grossbritannien liegt vor Deutschland, den USA und Japan. Österreich leider nicht berücksichtigt.

Ein von Harvard Business School Professor Michael E. Porter geführtes Team unter Beteiligung von Deloitte konzipierte den Index für Politik und Kapitalanleger. Die ersten Ergebnisse zeigen, dass gesellschaftlicher Fortschritt nicht nur am Wirtschaftswachstum gemessen werden kann.

Schweden ist weltweit das sozial fortschrittlichste Land, wie der nun erstmals veröffentlichte “Social Progress Index” zeigt, der kürzlich auf dem Skoll World Forum – der international führenden Plattform für sozial denkendes Unternehmertum und innovative Lösungen zu den global drängendsten sozialen Fragen – präsentiert wurde. Großbritannien liegt in diesem Ranking auf dem zweiten Platz, Deutschland auf dem fünften, die USA auf dem sechsten und Japan auf Rang acht.

Der Social Progress Index, der 50 Länder anhand ihrer sozialen und ökologischen Leistungen bewertet, wurde von Professor Porter und der Initiative The Social Progress Imperative erstellt. Unterstützt wurde das Team von Ökonomen des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und Deloitte sowie anderen internationalen Organisationen.

Der Social Progress Index ist der einzige Ländervergleich, der ausschließlich auf sozialen und ökologischen Maßzahlen beruht. Er misst damit menschliche Grundbedürfnisse sowie die Grundlagen für Wohlstand und Chancengleichheit und zeigt, wo Länder Maßnahmen setzen müssen, um den Wohlstand in der Bevölkerung zu erhöhen. Zur Erstellung des Index werden präzise statistische Verfahren angewandt und sämtliche verfügbaren Daten international anerkannter Quellen wie der Weltbank oder der Weltgesundheitsorganisation herangezogen.

Sozialer Fortschritt wird als Fähigkeit einer Gesellschaft definiert, die Grundbedürfnisse ihrer Bürger zu erfüllen, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den Bürgern ermöglichen, das eigene Leben zu verbessern, und unter denen Gemeinschaften ihr volles Potenzial ausschöpfen können. Er hängt von politischen Entscheidungen, Investitionen und den Umsetzungsfähigkeiten von Regierung, Zivilgesellschaft und Wirtschaft ab.

„Der Arabische Frühling 2011 oder die Herausforderungen in Mexiko in den letzten zehn Jahren haben gezeigt, dass Wirtschaftswachstum nicht gleichbedeutend mit gesellschaftlichem Fortschritt ist“, erklärt Professor Porter und zieht daraus den Schluss: “Sowohl in geschäftlicher als auch in wirtschaftlicher Entwicklung war unser Verständnis von Erfolg bisher unzureichend. Frühere Bemühungen, über ausschließlich ökonomische Messungen hinauszugehen, haben bereits eine wichtige Basis geschaffen, aber wir benötigen eine noch viel ganzheitlichere, umfassendere und rigorosere Betrachtungsweise. Der Social Progress Index ist ein Versuch, hier Lücken und Möglichkeiten anzusprechen.“

Die Experten des Social Progress Imperative betonen, dass traditionelle Indikatoren für Wirtschaftswachstum nicht die ganze Geschichte des Fortschritts erzählen. Während ein höheres Einkommen sicher zu einem höheren Lebensstandard führt, ist es auch möglich, einen hohen Grad an sozialem Fortschritt bei relativ moderatem Einkommensniveau zu erreichen. Kein Land punktete in allen zwölf Kategorien des Social Progress Index in der oberen Hälfte. Die Kategorien sind: Ernährung und medizinische Grundversorgung, Luft, Wasser und Hygiene, Asyl, persönliche Sicherheit, Zugang zu Basiswissen, Zugang zu Information und Kommunikation, Gesundheit und Wohlbefinden, Nachhaltigkeit des Ökosystems, Persönlichkeitsrechte, Zugang zu höherer Bildung, persönliche Freiheit und Wahlmöglichkeit, Gleichbehandlung und Integration.

Die wichtigsten Erkenntnisse aus dem Social Progress Index sind u. a.:

  • Die Ergebnisse bei Gesundheit und Wohlbefinden zeigen bei den 16 im Index angeführten Ländern  der Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD) keine Korrelation mit den Ausgaben für Gesundheit, gemessen als Prozentanteil am BIP. Das stellt gewisse Herausforderungen für Länder dar, die am meisten für Gesundheitsvorsorge ausgeben. Die USA etwa führen unter den OECD-Ländern bei den Ausgaben für Gesundheit pro Kopf, liegen im Social Progress Index bei Gesundheit und Wohlbefinden aber nur an elfter Stelle der 16 OECD-Länder.
  • Spanien, im Gesamtranking auf Platz 10, liegt bei persönlicher Freiheit und Wahlmöglichkeiten auf dem 22. Platz.
  • Großbritannien (2.) und Schweden (1.) erreichen beim Social Progress Index bessere Platzierungen als beim United Nations Human Development Index, da sie gleichmäßig Leistungen in allen drei Dimensionen des sozialen Fortschritts – Grundbedürfnisse, Grundlagen für Wohlstand sowie Chancengleichheit – erbringen. Die USA hingegen schneiden bei den Grundlagen für Wohlstand schlechter ab, Deutschland und Frankreich bei den Chancen. In nahezu allen reichen Ländern wird die Nachhaltigkeit des Ökosystems als mangelhaft bewertet, vor allem in großen Ländern mit reichlich vorhandenen natürlichen Ressourcen wie Australien (46.), Kanada (47.) und die USA (48.)

 

Der Social Progress Index zeigt, dass Länder mit ähnlichem Niveau des BIP jedoch sehr unterschiedliche Niveaus bei sozialem Fortschritt aufweisen können.

“Wir glauben, dass Unternehmen eine fundamentale Rolle bei der Gestaltung der zukünftigen Gesellschaft spielen. Wir können die großen Herausforderungen, die sich uns heute global wie regional stellen, nur lösen, wenn Regierungen, Unternehmen und die Zivilgesellschaft auf innovative Weise zusammenarbeiten und Lösungen für eine nachhaltige und erfolgreiche Zukunft bereitstellen”, so Bernhard Gröhs, Managing Partner bei Deloitte Österreich. Und weiter: “Der Social Progress Index wird dazu beitragen, dass Investitionsentscheidungen von Unternehmen und der öffentlichen Hand nicht nur verstärkt nach sozialen Kriterien getroffen, sondern auch koordiniert werden.  Umso mehr freut es uns, dass im kommenden Jahr Österreich auch in den Index aufgenommen wird.”

Der Social Progress Imperative
Die Mission der Initiative Social Progress Imperative ist es, den weltweiten Wohlstand zu erhöhen, indem nationale Indikatoren für soziale Leistungen und Leistungsfähigkeit mit lösungsorientierten Vorschlägen an Branchenführer und Basisorganisationen herangetragen werden, die gemeinsam weitreichende Veränderungen bewirken können. Der Social Progress Imperative wird von Organisationen wie Deloitte, Cisco,  Skoll Foundation, Compartamos Banco oder Fundación AVINA finanziell unterstützt.
Der Social Progress Index will als erstes Projekt des Social Progress Imperative im Rahmen eines größeren Sets von Initiativen Investitions- und politische Entscheidungen von Regierungen, dem privaten Sektor und der Zivilgesellschaft in geeignete Bahnen lenken, um einen positiven Einfluss für die gesamte Weltbevölkerung zu erzielen.

Mehr Information unter www.socialprogressimperative.org