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US-Studie belegt: Kinderarbeit in Westafrika nimmt weiter zu

Armutsgefährdung der Kakaobauern ist Hauptgrund: Kampagne „Make Chocolate Fair!“ kritisiert Konzerne

Kinderarbeit, um Lohnkosten zu senken

Jedes dritte Kind zwischen fünf und 17 Jahren arbeitet im Kakaoanbau in Westafrika, wo 70 Prozent des weltweit gehandelten Kakaos geerntet werden. In den letzten fünf Jahren ist die Anzahl von Kindern, die vor allem in den Hauptproduktionsländern Elfenbeinküste und Ghana unter missbräuchlichen Bedingungen arbeiten, um 360.000, sprich über 19 Prozent auf 2,12 Millionen gestiegen, ergeht aus einer aktuellen Studie der Tulane Universität.

90 Prozent der befragten Kinder gaben an, regelmäßig gesundheitsgefährdende Tätigkeiten zu verrichten. Dazu zählen unter anderem das Schleppen von schweren Kakaosäcken, der Umgang mit landwirtschaftlichen Chemikalien und lange Arbeitszeiten - Tätigkeiten, die laut der Internationalen Labour Organisation (ILO), für unter 17-Jährige strengstens verboten sind.

Kinderarbeit ist ein häufiges Phänomen, um Lohnkosten für Arbeitskräfte bei der Kakaobewirtschaftung niedrig zu halten. In der Elfenbeinküste müssen Kakaobäuerinnen und Kakaobauern mit einem Tagesverdienst von 0,50 USD und in Ghana mit 0,84 USD auskommen. Beide Werte sind weit unter der von der UN festgesetzten Armutsgrenze von 2 USD/Tag. Das hat der kürzlich veröffentlichte Kakaobarometer der Kampagne "Make Chocolate Fair!", die in Österreich von Südwind, PRO-GE, Weltumspannend arbeiten und Jugend Eine Welt getragen wird, und der gemeinsam mit dem VOICE Network erstellt wurde, ergeben. Die InitiatorInnen der Kampagne "Make Chocolate Fair!" sehen in der Armutsgefährdung der Kakaobauernfamilien den Grund für den weitverbreiteten Einsatz von Kinderarbeit.

Situation hat sich trotz Selbstverpflichtung der Konzerne verschlechtert

Dabei haben schon 2001 viele Schokoladenkonzerne mit der Unterzeichnung des Harkin-Engels Protokolls erstmals versprochen, entschieden gegen Kinderarbeit vorzugehen. Diesem Versprechen folgte 2010 eine Selbstverpflichtung der namhaften Schokoladenkonzerne, bis 2020 keine Kakaobohnen mehr aus Betrieben mit Kinderarbeit zuzukaufen. "Entgegen der Selbstverpflichtung der großen Schokoladekonzerne, bis 2020 keine Kakaobohnen aus Betrieben mit Kinderarbeit zu beziehen und einer Resolution des Europäischen Parlaments im Jahr 2012 zur Bekämpfung von Kinderarbeit, hat sich die Situation verschlechtert.

Alle bisherigen Projekte der Schokoladenindustrie zielen auf eine Erhöhung der Kakaoernte ab. Doch für die Kakaobäuerinnen und -bauern bedeutet das nicht zwangsläufig ein höheres Einkommen. In erster Linie profitieren der Zwischenhandel und die Aufkäufer des Kakaos. "Hier gilt es durch eine Zertifizierung des Kakaohandels, wie z. B.: FAIRTRADE, Strukturen in den Produktionsländern aufzubrechen, die ein Ansteigen der Einkommen der Kakaobäuerinnen und Kakaobauern garantieren", betont Gerhard Riess von der PRO-GE und rät Unternehmen sich Fairen Handelsinitiativen anzuschließen, um sich nicht den Vorwurf der Mittäterschaft aussetzen zu müssen.

Reinhard Heiserer von Jugend Eine Welt fordert "mehr Verantwortung der lokalen Regierungen und Behörden im Kampf gegen missbräuchliche Kinderarbeit. Diese Länder riskieren ihre Zukunft, wenn sie es zulassen, dass Millionen Kinder ausgebeutet werden, statt zur Schule zu gehen. Wir finden, es ist auch höchst an der Zeit, dass hier die politischen Verantwortlichen in der EU klare Worte finden und rasche Maßnahmen einfordern!"

Kampagne "Make Chocolate Fair"

In Österreich machen Südwind, PRO-GE, Weltumspannend Arbeiten und Jugend Eine Welt im Rahmen der europaweiten Kampagne "Make Chocolate Fair!" für faire Löhne und Lebensbedingungen der Kakaobäuerinnen und -bauern mobil und rufen zur Unterzeichnung einer gemeinsamen Petition unter at.makechocolatefair.org auf. Europaweit haben sich bereits 109.000 UnterstützerInnen diesen Forderungen angeschlossen, über 19.000 aus Österreich. Die Petition wird am 2. Dezember 2015 anlässlich des Internationalen Taesg für die Abschaffung der Sklaverei in Brüssel an den Dachverband der europäischen SchokoladeproduzentInnen CAOBISCO, übergeben.

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