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Buchneuerscheinung: "Buen Vivir. Vom Recht auf ein gutes Leben" von Alberto Acosta

Aus den Anden für die Welt

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"Sumak Kawsay", auch bekannt als "Buen vivir" – "das gute Leben" – ist eine Lebensanschauung der indigenen Andenvölker, die in den letzten Jahren vermehrt internationale Aufmerksamkeit erregt. Der Grund dafür liegt in der Aufforderung lateinamerikanischer Politiker, zentrale Aspekte dieser Lebensweise auch in industrielle Gesellschaften zu integrieren. Dass das "Buen Vivir" 2008 Eingang in die ecuadorianische Verfassung fand, ist vor allem Alberto Acosta zu verdanken. In seinem Buch "Buen vivir. Vom Recht auf ein gutes Leben" (ET 02.04) setzt sich der Ökonom und ehemalige Energieminister Ecuadors intensiv mit dem Konzept des guten Lebens auseinander und geht der Frage nach, wie es für eine solidarischere und demokratischere Lebensweise sorgen kann.

Während unser Wirtschafts- und Gesellschaftsmodell die planetarischen Grenzen immer stärker gefährdet, haben die sozio-ökonomischen Ungleichheiten trotz einem beachtlichen BIP-Zuwachses in den letzten Jahrzehnten national wie international zugenommen. Angesichts der vielfältigen Krisen in der globalen Ordnung zieht die Debatte über den notwendigen Umbau von Wirtschaft und Gesellschaft immer weitere Kreise. In Lateinamerika ist der Diskurs über Alternativen zum Neoliberalismus eng mit dem indigenen Konzept des "Buen vivir" verbunden. Es betrifft einen tiefgreifenden Wandel und Wege zur zivilisatorischen Veränderung und entspringt im Kern einer Gemeinschaft von Völkern, die in Harmonie mit der Natur leben. "Buen vivir" zielt aber nicht nur auf ein Leben im Einklang mit der Natur und allen Geschöpfen, es bedeutet auch konkret eine neue "Ethik der Entwicklung", es fordert ein soziales und solidarisches Wirtschaften und eine Abkehr von Wirtschaftswachstum als zentralem Entwicklungskriterium.

Als Präsident der verfassungsgebenden Versammlung war Alberto Acosta maßgeblich daran beteiligt, dass die Grundsätze des "Buen vivir" als Staatsziel in die Verfassung Ecuadors aufgenommen wurden. Aufbauend auf diesen Erfahrungen erläutet er in seinem Buch das Potential des "Buen Vivir" als Ausgangspunkt für einen gesellschaftlichen Gegenentwurf zum vorherrschenden Entwicklungsmodell. Sein radikales Plädoyer für eine Redefinition des Verhältnisses zwischen Mensch und Natur geht dabei weit über die bloße Kritik am Konzept der Entwicklung hinaus. Es liefert Denkanstöße, die auch die hiesigen Debatten um Postwachstum, Degrowth und die Frage, wie wir künftig leben wollen, befruchten können.

Alberto Acosta, "Buen Vivir. Vom Recht auf eine gutes Leben", 224 Seiten, Paperback,

ISBN 978-3-86581-705-1, 16,95 Euro/17,50 (A). Auch als E-Book erhältlich.

Alberto Acosta gehört zu den führenden Intellektuellen Lateinamerikas. Er wurde 1948 in Quito geboren. 2007 war er Energie- und Bergbauminister unter dem ecuadorianischen Präsident Rafael Correa und bis 2008 Präsident der verfassungsgebenden Versammlung von Ecuador. Acosta hat fast zehn Jahre in Deutschland gelebt und studiert. Heute ist er Professor für Ökonomie an der Lateinamerikanischen Fakultät für Sozialwissenschaften in Quito. Weltweit bekannt wurde er auch durch die von ihm verantwortete Yasuni-ITT-Initiative.