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Hildegard Aichberger ORF-Nachhaltigkeitsbeauftragte für Programm ORF / Mutter Erde

Der ORF hat die Initiative MUTTER ERDE gemeinsam mit heimischen Umweltschutz-NGOs etabliert. Dadurch konnte ein Millionenpublikum mit Nachhaltigkeitsthemen erreicht werden.

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Foto: ORF ORF

Allein die letzte MUTTER ERDE-Schwerpunktwoche zum Klimaschutz erreichte beinahe vier Millionen Seherinnen und Seher. „Das Thema Klimawandel ist sehr komplex, nicht unmittelbar greifbar und doch bedrohlich. Da ist es wichtig, möglichst positiv und verständlich zu kommunizieren, auf Aspekte einzugehen, die jede/r schon einmal erlebt hat und vor allem nicht im Negativen bleiben sondern ganz konkrete Lösungen anbieten“, betont die ORF-Nachhaltigkeitsbeauftragte für Programm DI Dr. Hildegard Aichberger. Für 2018 ist bereits eine Fortsetzung des ORF-Umweltschwerpunktes geplant.

BUSINESSART: Wie muss ein nachhaltiges Thema wie Klimaschutz kommuniziert werden, damit es von den Menschen auch angenommen wird?

Hildegard Aichberger: Gerade komplexe und potentiell bedrohliche Themen müssen möglichst positiv bzw. konstruktiv kommuniziert werden. Klimaschutz ist auch weit weg, sowohl zeitlich als auch – in den Folgen – räumlich. Daher ist es wichtig, das Thema auf Aspekte herunterzubrechen, die jeder einzelne für sich verstehen kann. Also nicht über Verkehrskonzepte sprechen, sondern um den Weg zur Arbeit und den Frust, im Stau zu stehen.

Welche Erfahrungen kannst du anderen Medien weitergeben?

Sehr spannend bei der Kommunikation zu Klima war, wie viel „Klimaskeptiker“ auf den Plan getreten sind. Das ist aus meiner Sicht den Medien insofern zuzuschreiben, als die Berichterstattung zu Klimawandel oft Skeptiker gleichwertig zu Wort kommen ließ, obwohl das nicht der Realität des wissenschaftlichen Diskurses entspricht. Eine Empfehlung ist daher, in der Berichterstattung den großen Kontext nicht aus den Augen zu verlieren.

Was sind aus deiner Sicht die größten Fehler, die man in der Kommunikation machen kann?

Umweltthemen mit erhobenem Zeigefinger vorzutragen, zu abstrakt zu sein, nur auf dem Negativen zu bleiben, ohne Lösungen anzubieten.

Was hast du für 2018 vor?

Das Schwerpunktthema darf ich leider noch nicht verraten. Ich kann nur soviel sagen, dass wir mit MUTTER ERDE auch im fünften Jahr wieder ein Thema gewählt haben, das nahe an den Menschen ist und hohe Umweltrelevanz hat.

Was wünscht du dir von der neuen Bundesregierung?

Ich wünsche mir mehr Mut zur Vision und gleichzeitig konkrete Umsetzungen und klare Rahmenbedingungen. Beispielsweise im Bereich Klimaschutz betonen durch die Bank alle Parteien, zu den Pariser Klimaschutzzielen zu stehen. Gleichzeitig steigen die Treibhausemissionen weiter an. Experten warnen, dass schon jetzt nur mit extrem ambitionierten und zeitnahen Maßnahmen die Einhaltung der Ziele möglich ist. Die passieren aber nicht. Es wird langsam eng, wenn diese Beschwörungen nicht nur leere Floskeln bleiben sollen.

Österreich hat kommendes Jahr die EU-Präsidentschaft über. Was sollte da erreicht werden?

Aus Umweltsicht sind zentrale Themen die Umsetzung der Klimaziele. Bei der Transformation in eine Zukunft ohne klimaschädigende Emissionen ist ganz Europa gefordert. Und die Neuverhandlung der EU Agrarpolitik (GAP), bei der es vor allem gilt, mehr Nachhaltigkeit und Naturnähe in die Verteilung der Fördermittel zu bekommen.

Österreicher Rundfunk, ORF, Stiftung öffentlichen Rechts, Wien

Gegründet: 1924, seit 1974 Anstalt öffentlichen Rechts

Branche: Medien

MitarbeiterInnen: 4.280

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