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Nachhaltige Energiewende

Internationale Umfrage durch das International Sustainability Expert Panel (ISEP): Chance wird sehr verhalten eingeschätzt

2014 wurde von SustainCo e.V. – dem Beraternetz für Nachhaltigkeit – eine internationale Umfrage zur „Nachhaltigen Energiewende“ durchgeführt mit dem Ziel, die Einschätzungen von Nachhaltigkeitsexperten zur weltweiten Problemlage und grundlegenden Lösungsansätzen zu erhalten sowie ein „International Sustainability Expert Panel ISEP“ ins Leben zu rufen.

Beteiligt haben sich über 200 Personen aus 10 Ländern schwerpunktmäßig aus Mitteleuropa (D-A-CH) und Lateinamerika (Kolumbien) aus einem breiten Spektrum von Alters- und Berufsgruppen. Zwei Drittel der Teilnehmenden schätzen sich selber als Experten im Themenbereich ein – mehr als die Hälfte sind bereit, wieder an einer Umfrage teilzunehmen, und bilden damit einen guten Start für das Panel. Die Ergebnisse liegen nun vor und sind in einer Dokumentenreihe zusammen gefasst.

Chance der Energiewende wird sehr verhalten eingeschätzt

Die Beurteilung der Ausgangslage zeigt als nationale Problemfelder primär steigende Energiekosten, Versorgungssicherheit und regionale Klimaeffekte – erst an vierter Stelle folgen globale Klimaeffekte. In Kolumbien rangieren davor noch die „Ausbeutung begrenzter Ressourcen“ und „der Zugang ärmerer Schichten zu Energie“. Die derzeitige Weichenstellung für eine erfolgreiche Energiewende wird sehr verhalten eingeschätzt, wobei der generell größere Optimismus der Kolumbianer auffällt, aber auch der Pessimismus der Österreicher sowie der Optimismus der Schweizer – insbesondere im Forschungs- und Bildungsbereich.

Reduktion des Energieverbrauchs ist erste Wahl

Bezüglich möglicher Lösungsansätze wird ein breiter Mix als notwendig erachtet. Nach Erneuerbarer Energie, Energieeinsparung und -effizienz wird bereits auf Platz 3 die verstärke Bildung genannt. Ökonomische Ansätze (wie Zertifikate-Handel, Energie-Preiserhöhungen) und Speicherung von CO2 werden eher nachrangig eingestuft, wobei jedoch Experten erstere höher, dagegen letztere noch niedriger bewerten als Laien. Kernenergie wird eine klare Absage erteilt.

Ein sehr hohes Gewicht wird der Reduktion des Energieverbrauchs zugemessen: technisch insbesondere durch effizientere Fahrzeuge, Gebäude, Maschinen und Prozesse, weniger durch Elektromobilität (mit Ausnahme von Kolumbien); verhaltensseitig insbesondere durch Nutzung nachhaltiger Verkehrsmittel, nachhaltiges Kaufverhalten, Achtsamkeit beim Heizen, Kühlen, Warmwasserverbrauch. Beim Ausbau Erneuerbarer Energie führen meist Speicher- und Solaroptionen, (intelligente) Netzinfrastruktur und Wind die Rangliste an, während Biomasse und -sprit das Schlusslicht bilden.

Entwicklungsstand bestimmt Hemmnisse und Hauptansatzbereiche

Auffällig ist, dass bei den abgefragten hauptsächlichen Hemmnissen „mangelnde technische Lösungen“ den letzten Platz einnehmen, während – insbesondere in den D-A-CH-Staaten – Bequemlichkeit und fehlender Änderungs-/Handlungswille die Folge anführen. In Kolumbien werden letztere noch durch mangelnde Wahrnehmung und fehlende Information/Handlungsleitlinien übertroffen. Für die Überwindung der Hemmnisse wird ein breites Spektrum von informatorischen bis regulativen Maßnahmen auf nationaler wie supranationaler Ebene als notwendig erachtet – noch wichtiger werden jedoch grundlegende Änderungen im internationalen Markt- und Handlungssystem gesehen.

Als Hauptansatzbereiche für nationale Maßnahmen werden in den D-A-CH-Staaten Verkehr und Gebäude, in Kolumbien die Industrie genannt. Die Chance, dass innerhalb der nächsten 3 Jahre die Einleitung einer nachhaltige Energiewende gelingt, wird je nach Land und Umfeld sehr unterschiedlich eingeschätzt, wobei die befragten Kolumbianer überdurchschnittlich optimistisch sind – nicht nur in ihrem Berufsumfeld sondern auch global. Hoffnung gibt auch, dass Fachleute die Lage optimistischer als Laien einschätzen. Für wirkungsvolle nächste Schritte sind Optionen und Anknüpfungspunkte auf nationaler wie internationaler Ebene vorhanden. Nun geht es darum, diese auch effektiv zu nutzen, um wirtschaftliche, gesellschaftliche, politische Hemmnisse und Trägheitskräfte zu überwinden und weltweit eine nachhaltige Energiewende unumkehrbar herbeizuführen.

Zur Studie Nachhaltige Energiewende.