zum Inhalt springen

OeKB bringt mit Themenabend die Diskussion über "faire Computer" in Gang

Experten aus Hongkong und Österreich sehen sowohl die Politik als auch die Konsumenten am Zug

Was müsste geschehen, damit unsere Computer und Handys ein Fair Trade-Siegel bekommen können, so wie Kaffee oder Bananen? Antworten auf diese Frage suchten Experten wie der Unternehmer Georg Kapsch oder die Vertreterin einer NGO aus Hongkong, Debby Chan Sze Wan, am Montag bei einer Diskussion in der Oesterreichischen Kontrollbank (OeKB). "Der Weg zur Fair IT", so der Titel des Themenabends, sei jedenfalls noch lang, waren sich die Diskutanten einig. Sie schlugen aber durchaus unterschiedliche Lösungsschritte vor.

Niedrigstlöhne, krankmachende Arbeitsbedingungen und eingeschränkte Menschenrechte sind in jenen Zulieferbetrieben gang und gäbe, die Komponenten für unsere IT-Geräte herstellen. Debby Chan Sze Wan von der NGO Sacom (Students and Scholars against Corporate Misbehavior) zeigte dies anhand von selbst recherchierten Beispielen in chinesischen Betrieben eindrücklich auf. Da praktisch alle großen Hardware-Anbieter die Komponenten für ihre Geräte bei den gleichen Produzenten in Südostasien kaufen, gehe es nicht darum, die eine oder andere Marke an den Pranger zu stellen. "Die IT-Käufer sollten nachzufragen beginnen, unter welchen Bedingungen die Geräte produziert wurden, die sie kaufen wollen", forderte Chan. Am wirkungsvollsten sei dies, wenn die öffentliche Hand solche Fragen stelle. Damit werde der größte Druck auf die Hersteller ausgeübt.

Die Qualitätsstandards für die Herstellung von IT seien noch nicht sehr weit entwickelt, berichtete Anna Theil-Gangl von der global tätigen Zertifizierungsgesellschaft SGS. Einen Grund dafür sieht Theil-Gangl darin, dass die Produktionskette um vieles länger ist als bei Lebensmitteln. Bei Produkten wie Kaffee sei der Druck auf die Lieferanten von den Konsumenten ausgegangen. "Politische Lösungen dauern oft lang, über den Druck der Öffentlichkeit kann es schneller gehen."

Der Unternehmer Georg Kapsch, selber Abnehmer und Verkäufer von Hardware, diagnostizierte hingegen, der Spielraum für die Käufer sei gering. Da Microchips und andere Komponenten praktisch ausschließlich in asiatischen Ländern produziert würden, und zwar in der gesamten Region unter den gleichen problematischen Bedingungen, könne man nicht ausweichen. "Es wäre eine Aufgabe für die Welthandelsorganisation WTO, Regeln vorzugeben. Hier muss die Politik dem Markt Rahmenbedingungen vorgeben."

Zwar sei, so Christian Kränkl von Microsoft Österreich, sein Unternehmen als Software-Hersteller von der Problematik nur indirekt betroffen, soweit der Einfluss von Microsoft reiche, verfolge das Unternehmen jedoch strategische Programme in puncto ökologischer und gesellschaftlicher Nachhaltigkeit. Davon profitieren, so Kränkl, die Mitarbeiter von Microsoft in China genauso wie jene in Österreich.

"Der Weg zu Fair IT ist sicher ein Marathonlauf", resümierte Johannes Attems, Mitglied des Vorstands der OeKB. Da Banken aber Großeinkäufer von IT-Infrastruktur seien und wie die OeKB zeige, das Thema Nachhaltigkeit umfassend sehen, könnte das Hinterfragen der Arbeitsbedingungen bei den Lieferanten langfristig zu Veränderungen führen. Veranstaltungen wie diese sollen eine Diskussion in der Branche anstoßen.