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Lehrlinge ausbilden

Bianca & Paul Kolarik von der Luftburg – Kolarik im Prater über das Finden neuer Mitarbeiter*innen und die Unternehmensübergabe mitten in der Pandemie.

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Bianca und Paul Kolarik Foto: Philipp Lipiarski

Wie leicht oder wie schwer ist es für euch, neue Mitarbeiter*innen zu finden?

Paul Kolarik: "Mitarbeiter finden ist eine Riesenherausforderung geworden. Wir könnten mit einem Schlag noch zwei Köche aufnehmen, wir suchen aber auch in anderen Bereichen. Am Schwierigsten ist es gerade einen Haustechnikleiter zu finden.

Grundsätzlich bewegen wir uns weg von einem Arbeitgeber- zu einem Arbeitnehmermarkt. Es kommt kein Mitarbeiter mehr, der nicht schon seinen Forderungskatalog mitbringt und sagt: ‚Unter den Voraussetzungen arbeite ich bei Ihnen. Ich habe an sich schon zwei Angebote und Sie können sich als dritter bei mir bewerben, dass ich zu Ihnen komme.‘ Auf der anderen Seite ist es gerade bei uns im Tourismus wichtig, attraktive Angebote zu machen.

Wir möchten ab 2022 wieder Lehrlinge ausbilden, um für eigenen Nachwuchs in der Branche zu sorgen. Erst vor wenigen Tagen bin ich mit einem Hotelier und einem anderen Restaurantbetreiber zusammengesessen und da haben wir einen neuen Ansatz im Bereich der Lehrlingsausbildung geboren. Könnte man Lehrlinge nicht gemeinsam in mehreren Betrieben viel vielfältiger ausbilden, wenn sie hier mehr über Bioprodukte lernen, dort mehr über die Zubereitung von Fisch und woanders die orientalische oder asiatische Küche kennenlernen? Zur Kochlehrlingsausbildung gehört, dass man ein Schnitzerl machen kann. Es gibt aber Betriebe, die gar keine Schnitzerl anbieten. Wie sollen die einen Lehrling ausbilden? Eigentlich müssten wir die Lehre stationsweise aufstellen. So könnten wir gemeinsam als noch attraktiverer Arbeitgeber und Lehrlingsausbildner auftreten. Wir werden das jetzt mit der Wirtschaftskammer besprechen."

Bianca Kolarik: "Für mich muss es auf der menschlichen Basis passen. Ich schau mir keine Zeugnisse an. Im Gespräch merkt man schnell, ob die Person ins Team passt. Viele Dinge kann man dann auch lernen. Wir verbringen so viel Zeit in der Arbeit, vielfach sogar mehr als mit der Familie, da steht das zwischenmenschliche Wohlfühlen an oberster Stelle."

Ihr habt das Unternehmen in der Pandemie übernommen

Paul Kolarik: „Uns ist das quasi passiert. Das Thema begleitet uns schon seit dem Zeitpunkt, als ich in das Unternehmen eingestiegen bin. Wenn Kinder ins Unternehmen nachkommen, gibt es ja eigentlich immer den Wunsch, dass es da zu einer Übergabe kommen wird. Als Ganzjahres-Betrieb haben wir allerdings nie die Zeit gefunden oder uns nie die Zeit genommen, das ernsthaft anzugehen. Dann ist die Pandemie gekommen, wir mussten zusperren und hatten plötzlich die Zeit, darüber nachzudenken. Meine Mutter war 66 Jahre alt und meinte, wenn sie jetzt zusperren muss, dann braucht sie den Betrieb gar nicht mehr aufsperren. Sie könne das jetzt auch einfach sein lassen.

Ich selbst neige dazu, die Hand zu heben, wenn es irgendwo eine reizvolle Aufgabe gibt. Dann haben wir die Übergabe binnen drei Monaten über die Bühne gezogen. Meine Mutter hat gesagt, „da hast du die Geschäftsführung und 100 Prozent der Gesellschaftsanteile“ - und es war erledigt.

Meine Mutter hat die Luftburg für Kinder vor 44 Jahren erfunden, das Unternehmen vor 29 Jahren gegründet und mit Herzblut aufgebaut. Sie kennt hier alles in- und auswendig. Wir sind ein organisch gewachsenes Unternehmen mit Alt- und Neubauten. Sie weiß wo die Leitungen laufen oder wo bei Starkregen im schlimmsten Fall das Wasser durchtropfen könnte. Sie ist unser lebendiges Wikipedia und damit auch nicht wegzudenken.

Sie liebt das Unternehmen und ist auch noch als Prokuristin bei uns angestellt. So haben wir auch eine Urlaubsvertretung, die unterschreiben darf. Sie ist auch so viel wie möglich noch hier. Gleichzeitig kann sie mit gutem Gewissen ihren Hobbies nachgehen und Zeit mit ihren Enkerln verbringen. Es ist eben nicht mehr zwingend notwendig, jeden Tag im Unternehmen aufzutauchen."