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Neue Mitarbeiter*innen: Was ist wichtig?

"Da habe ich mich selbst auch weiter entwickelt", sagt Gerhard Zoubek, ADAMAH BioBetriebe.

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Gerhard Zoubek, Biohof Adamah Foto: Sandra Tauscher

Früher war es so, wenn einer gesagt hat, er ist bioaffin, haben wir schon eine Arbeit für ihn gehabt. Wir haben uns dann insofern gewandelt als für uns eine Ausbildung schon etwas Wesentliches ist, auch bei Mitarbeiter*innen.

Aber im Endeffekt ist es eine Frage der Wertschätzung. Wenn man mit Hilfsarbeitern spricht, Erntearbeiter aus Billig-Lohnländern: Manche sind schon 15 Jahre bei uns. Wie es bei uns läuft haben wir bei Corona gesehen: Die Mitarbeiter*innen aus Rumänien haben uns schon 14 Tage vorher angerufen und gefragt, ob sie nicht jetzt schon kommen sollen. Das hat was mit „gesehen werden“, mit Wertschätzung, mit dem Umgang miteinander, zu tun. Wir haben verschieden Wohnhäuser, wir kommunizieren auf Augenhöhe kommunizieren und bezahlen fair. Alle sind angemeldet und werden zumindest laut KV bezahlt.

Das ganze Leben hat mit „gesehen werden“, Augenhöhe und Wertschätzung zu tun und nicht mit Gier oder der Einstellung „ich bin der Chef und du bist das Arschloch“. So wie ich gerne wahrgenommen werden möchte, wie ich behandelt werden möchte, so will ich das auch weitergeben. Das ist eine Maxime von uns.

Braucht ihr Mitarbeiter*innen?

Oh, ja, brauchen wir. Das ist nicht einfach. Wir suchen Hilfsarbeiter. Aber im Großraum Wien ist zurzeit ein boomender Markt. Bei ausländischen Mitarbeitern gibt es oft ein Sprachproblem. Wir suchen gute MA, die auch verstehen, was wir bewegen wollen. Es ist schade, dass sich die Arbeit heute zu einem Produkt entwickelt hat und der Mensch ausgeblendet wird. Ich will, dass es bei den Mitarbeiter*innen menschelt, dass man weiß, dass jeder Mensch keine Maschine ist, dass er private Probleme und persönliche Befindlichkeiten haben kann. Menschen kann man nicht als Kapital und Arbeitsmaschine sehen.

Aber auch auf der anderen Seite ist auch Negatives passiert. Arbeit wird oft abfällig definiert, als Job. Es kann doch auch eine schöne, erfüllende Situation sein. Der Spaß muss da sein. Auch für mich.

Die Arbeitslosigkeit ist ja stark zurückgegangen und wir haben die höchste Beschäftigungsrate ever.

Da rächt es sich, dass wir keine Leute mehr reinlassen, dass wir keine geordnete Einwanderungspolitik gemacht haben. Das fällt uns jetzt auf den Kopf. Wir brauchen keine populistischen sondern viel großzügigere Maßnahmen.

Was braucht es, damit Arbeit etwas Lebensbereicherndes sein kann?

Vielleicht net das, dass man schon am Montag im Radio hört: Gott sei Dank! Nur mehr vier Tage bis zum Wochenende!

Dass man die Arbeit nicht negativ macht sondern freudvoller definiert. Was ist denn g'scheiter? Wenn ich zuhause am Handy spiele oder mich in der Arbeit entfalte?

Aber es gehören auch hier zwei Seiten dazu. Dass Arbeit in manchen Bereichen so standardisiert ist, dass sie nur mehr ein Handgriff ist, der abstumpft. Das ist ja auch nicht menschenwürdig. Das kann auch ein Computer machen.