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19 neue Gemeinwohlbilanzen

Das Interesse von Unternehmen und Gemeinden an einer Gemeinwohlbilanzierung nimmt zu. Die Erstellung wird mittlerweile sogar vom Land Niederösterreich finanziell unterstützt.

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Dier Vertreter*innen der Unternehmen und der Gemeinde mit ihren Urkunden. Foto: B.Wirl

Die Raiffeisenbank Region St. Pölten ist eines von 18 Unternehmen, die am 24. Jänner 2023 im Rahmen eines Praxisaustausches mit Unternehmens-Netzwerk-Leiterin und Gemeinwohlberaterin Sabine Lehner eine Urkunde anlässlich ihrer Gemeinwohl-Bilanzierung erhalten haben. Ausgezeichnet wurde auch die erste gemeinwohlbilanzierte Gemeinde Niederösterreichs: „Mit der Gemeinwohl-Bilanz haben wir ein wertvolles Tool erhalten, das uns ermöglicht, all unser Tun für das Gemeinwohl sichtbar zu machen. Das unterstützt unsere Arbeit in der Marktgemeinde Ober-Grafendorf sehr“, sagte die Vertreterin der Gemeinde, Sonja Kadanka.

Auf die Bedeutung einer einer offenen lernende Gesellschaft, die Beteiligung einfordert machte Daniela Allmeier, Expertin bei RAUMPOSITION für Stadtplanung und Stadtentwicklung, in ihrer Keynote aufmerksam. „Die aktuelle Klimakrise lässt uns nochmals verstärkt den Fokus auf das Gemeinwohl richten.“
 

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Am Podium vlnr.: Daniela Allmeier, Raumposition, Gerhard Buchinger, Raiffeisenbank Region St. Pölten Christian Felber, Initiator der Gemeinwohl-Ökonomie, Roswitha Reisinger, Herausgeberin BUSINESSART / Geschäftsführerin LEBENSART Verlag, Martin Huber, ecoplus Wirtschaftsagentur des Landes Niederösterreich, Elisabeth Prochaska, Klimahauptstadt St. Pölten 2024. Foto: B.Wirl

Martin Huber vom ecoplus NÖ – bau.energie.umweltcluster erklärte die Motivation hinter der finanziellen Unterstützung durch das Land Niederösterreich: „Erfolg hängt von vielen Aspekten ab und gerade eine Gemeinwohl-Ökonomie hilft in vielen Dimensionen. Das Land Niederösterreich beauftragt uns Unternehmen bei innovativen Bereichen zu unterstützen – und auch die Unternehmen setzen ihrerseits Impuls. Daher starten wir Anfang Februar eine zweite Unternehmens-Bilanzierungsrunde“.

Roswitha Reisinger vom Verlag Lebensart wurde nach der Rolle der Medien für eine zukunftsfähige Gesellschaft gefragt: „Medien spielen eine wichtige Rolle in einer Demokratie. Sie sollten die Basis für eine fundierte Meinungsbildung bieten und den gesellschaftlichen Diskurs in einer konstruktiven Art abbilden. Diese Verantwortung wird leider zu wenig wahrgenommen“, meint sie. Reisinger ist Herausgeberin des Magazins BUSINESSART und Initiatorin der Auszeichnung „Nachhaltige Gestalter*innen des Jahres“, die Christian Felber bereits 2010 erhalten hat, just in dem Jahr, in dem der Spiegel-Bestseller „Gemeinwohl-Ökonomie“ erstmalig erschienen ist. Der Verlag ist auf lösungsorientierten Journalismus spezialisiert.

Auch der Gründer der Gemeinwohlbwegung, Christian Felber, war anwesend: „Ernst Gugler war Impulsgeber für dieses Buch, er schlug 2008 eine schlanke, leicht lesbare Version der Vision vor. Das war 2010. Zeitgleich entstand der Wunsch einer Unternehmens-Gruppe initiativ zu werden. Wir organisierten nach zwei Jahren Entwicklungsarbeit ein Auftaktevent im Oktober 2010, um zu sehen, ob es genügend Interesse gebe. Über 100 Teilnehmende motivierten uns, die Bewegung der Gemeinwohl-Ökonomie ins Leben zu rufen. Bereits 2011 legte die erste Unternehmensgruppe eine Gemeinwohl-Bilanz in der ersten Version vor. Aktuell wird die Version 5.0 mit der kommenden EU-Richtlinie zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD) in Einklang gebracht“. Mittlerweile haben weltweit 1.000 Unternehmen eine Gemeinwohl-Bilanz erstellt. Neben dieser gibt es mittlerweile 10 Prototypen wie beispielsweise das Gemeinwohl-Konto oder das Gemeinwohl-Produkt als Alternative zum bestehenden BIP.

Der Event wurde von Unternehmensberaterin und GWÖ-Referentin Renate Hagmann initiiert und im Neubau „raiffeisen corner st. pölten“ durchgeführt. Das Gebäude wurde nach dem klimaaktiv Gold Standard errichtet. „Die Transformation und die Neuausrichtung der Bank spiegeln sich in unserem Gebäude wider“, so Dir. Gerhard Buchinger von der Raiffeisenbank Region St. Pölten. „Gleichzeitig wollen wir den Wandel zur grünen Veranlagung auch an unsere Töchter weitergeben. Das Interesse wächst. Das betrifft bereits 80% aller Veranlagungen.“

Folgende Unternehmen erhielten ihre Urkunden: ALPENLAND Gemeinnützige Bau-, Wohn- und Siedlungsgenossenschaft, baukult ZT GmbH, ConPlusUltra GmbH, da-ka hausbetreuungs GmbH, Christian Felber, Gemeinde Obergrafendorf, GreenWebspace, Gugler GmbH, Henriette Stadthotel, IMPROVE-Bildung mit Zukunft, Kollar GmbH, Lux Bau GmbH, mehrWerte Unternehmensentwicklung, OeAD Wohnraumverwaltungs GmbH, Raiffeisenbank Region St. Pölten eGen, Schöberl & Pöll GmbH, SONNENTOR Kräuterhandelsgesellschaft mbH, Unternehmensberatung Hagmann und Windkraft Simonsfeld AG.