Abwärme aus Rechenzentren
Finnland setzt auf Digitalisierung und Kreislaufwirtschaft in der Energieversorgung.
Finnland senkt Energiekosten durch konsequente Abwärmenutzung und Kreislaufwirtschaft
Innovative Speicher und digitale Echtzeit-Steuerung maximieren Ressourceneffizienz und Netzstabilität
Abwärmenutzung von Rechenzentren belegt das Potenzial für die Energiewende
Finnland setzt auf ein integriertes Energiesystem, das keine Ressource verschwendet: Industrielle Abwärme wird konsequent genutzt, smarte Netze optimieren den Fluss und innovative Speicherlösungen gleichen Schwankungen aus. Dieser Ansatz senkt nicht nur die Energiekosten signifikant, sondern treibt auch die grüne Transformation voran. Praxisbeispiele unterstreichen die Wirksamkeit: Googles Rechenzentrum in Hamina soll bald bis zu 80 Prozent des lokalen Fernwärmebedarfs decken und Microsofts Projekte in Espoo die regionalen CO2-Emissionen um 400.000 Tonnen senken.
Finnlands Strategie basiert auf einem Kreislaufmodell: Energie und Nebenprodukte aus einem Prozess werden zu wertvollen Inputs für einen anderen. „Abwärme ist kein energetischer Abfall, sondern eine wertvolle Ressource. Ihre konsequente Nutzung ist nicht nur ökologisch geboten, sondern ein entscheidender Faktor für wirtschaftliche Effizienz und Wettbewerbsfähigkeit in der Energiewende“, sagt Helmi-Nelli Körkkö, Senior Advisor bei Business Finland. Diese Konzentration auf die Effizienz führt zu greifbaren Ergebnissen: In den vergangenen vier Jahren ist es der verarbeitenden Industrie in Finnland gelungen, ihre Emissionen aus der eingekauften Energie um etwa 45 Prozent zu senken und gleichzeitig die Produktion um 43 Prozent zu steigern. Auch Verbraucher profitieren: Die Strompreise für Haushalte liegen in Finnland bei 4,6 Cent pro Kilowattstunde (kWh) – in Deutschland kostet er 7,9 Cent pro kWh.
In diesem ganzheitlichen Ansatz wird digitale Infrastruktur mit erneuerbaren Ressourcen und konsequenter Abwärmerückgewinnung zu einem geschlossenen System verbunden. Der Anteil der klimaneutralen Energie wächst in Finnland stetig: Zwischen 2023 und 2024 stieg der Anteil der erneuerbaren Energien, der Wärmerückgewinnung und der Elektroheizkessel von 70 Prozent auf 73 Prozent. Dabei ist zu beachten, dass der Anteil des erneuerbaren Stroms 56 Prozent und des CO2-neutralen Stroms 95 Prozent beträgt. Gleichzeitig überzeugt das System durch extreme Zuverlässigkeit: Das nationale Übertragungsnetz von Fingrid weist eine Verfügbarkeit von 99,9995 Prozent auf.
Technologie-Treiber: Abwärme und Speicher
Finnland macht Abwärme zur Ressource: Googles Rechenzentrum in der südostfinnischen Hafenstadt Hamina an der Ostseeküste deckt ab Ende 2025 bis zu 80 Prozent des lokalen Fernwärmebedarfs. Microsoft kündigte in Kooperation mit dem Energieunternehmen Fortum an, die Abwärme seiner neuen Rechenzentren nach Fertigstellung zur Beheizung von Haushalten und Unternehmen zu nutzen. Auch die weltgrößte Anlage zur Wärmegewinnung aus gereinigtem Abwasser (die Wärmepumpenanlage Katri Vala des Energieunternehmens Helen) speist in Helsinki ins Netz ein. Innovative Speicher gleichen Schwankungen erneuerbarer Energien aus. Dazu zählen große Sandbatterien (Polar Night Energy), Europas größter saisonaler Kavernenwärmespeicher (Varanto-Speicher des Energieunternehmens Vantaan Energia) und Power-to-Heat-Lösungen (Elstor). Selbst Mobilfunk-Basisstationen werden zu virtuellen Kraftwerken gebündelt (Elisa), um das Netz zu stabilisieren.
Digitalisierung als Rückgrat: smart und transparent
Basis für diese Effizienz ist eine robuste und hochentwickelte digitale Infrastruktur. Sie ermöglicht die Überwachung und Steuerung von Energieerzeugung, -verbrauch und -rückgewinnung in Echtzeit. „Der Schlüssel liegt in der intelligenten Verknüpfung von erneuerbaren Energien, Sektorenkopplung durch Abwärmenutzung und digitaler Steuerung“, erklärt Helmi-Nelli Körkkö und ergänzt: „Dieses integrierte System schafft Transparenz, maximiert die Effizienz und zeigt einen gangbaren Weg auf, wie Industriestaaten ihre Energieversorgung sicher, sauber und kosteneffizient gestalten können.“ KI-gestützte Prognosetools wie VTT EnergyTeller optimieren beispielsweise die Speicherung und Verteilung von Energie. Das VTT-Tool nutzt Wetterdaten und andere relevante Informationen, um Energiebedarf und Marktentwicklungen präziser vorherzusagen.
Ein Ansatz für aktuelle Herausforderungen
Finnlands ganzheitlicher Ansatz bietet eine Blaupause für die Bewältigung aktueller Energieherausforderungen. Das Modell verspricht nicht nur Kostensenkungen und Versorgungssicherheit, sondern bietet auch einen replizierbaren Rahmen für die Modernisierung von Energiesystemen – ein wertvoller Impuls auch für die deutsche Energiewende. Während Finnlands Wettbewerbsfähigkeit steigt, ist es für das Land ebenso wichtig – vielleicht sogar noch wichtiger – die Abhängigkeit von einzelnen Ländern zu verringern. Ziel ist es, einen europäischen Ansatz zu entwickeln und Europas strategische Autonomie durch enge Partnerschaften mit gleichgesinnten Ländern zu stärken.
Weitere Informationen zu Business Finland unter www.businessfinland.com
Über Business Finland
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