Jeder vierte Weingarten ist biozertifiziert
Biowein erhöht die Absatzmöglichkeiten der heimischen Winzer*innen in Kanada und Skandinavien.
Insgesamt 10.524 Hektar Rebfläche werden in Österreich zertifiziert biologisch bewirtschaftet. Das ist exakt ein Viertel (25 Prozent) der heimischen Weinbaufläche – so viel wie nie zuvor. 2000 waren es laut Invekos, dem Verwaltungs- und Kontrollsystem des Landwirtschaftsministeriums erst 1,7 Prozent. Österreich nimmt damit die Vorreiter*innenrolle beim Bio-Weinbau im europäischen Vergleich ein. Bereits 2023 lag das Land laut dem Bericht „The World of Organic Agriculture 2025“ (FiBL & IFOAM) mit 22,6 % Bio-Anteil auf Platz eins aller bedeutenden Weinbaunationen – vor Spanien (17,8 %), Frankreich (17,4 %) oder Italien (14,6 %).
In Niederösterreich werden mittlerweile 6.281 Hektar Weingartenfläche für den biologischen Weinbau genutzt. Das ist im Bundesländervergleich die größte Fläche in Österreich. Im Jahr 2000 waren es erst 428 Hektar. Beim Anteil der Bio-Weingärten landet Niederösterreich mit 24,5 Prozent knapp unter dem österreichischen Durchschnitt. In Wien sind es 41,2 Prozent bzw. 251 Hektar, im Burgenland 27,6 Prozent bzw. 2.971 Hektar und in der Steiermark 19,1 Prozent bzw. 931 Hektar.
Neue Geschäftschancen in Skandinavien und Kanada
"Unsere Winzerinnen und Winzer sind überzeugt davon, dass umweltbewusster Weinbau der richtige Weg in die Zukunft ist", freut sich Chris Yorke, Geschäftsführer der Österreich Wein Marketing. „Wir dürfen nicht vergessen, dass wir in Österreich schwierigere klimatische Bedingungen als andere, große Weinbauländer haben. Das macht den biologischen Weinbau nicht einfacher." Für die Winzer*innen ist beim Bio-Weinbau ein höherer, oft manueller Aufwand für die Pflege der Weingärten und Rebstöcke erforderlich. Gleichzeitig erhöht sich das Risiko für Ernteausfälle bei widrigen klimatischen Bedingungen. In den letzten fünf Jahren habe sich der Bioanteil trotzdem verdoppelt.
Umweltbewusster Weinbau – ob biologisch, biodynamisch oder nachhaltig – eröffnet auch neue Geschäftschancen. Denn solche Weine werden von manchen Kundenschichten und Exportländern stark nachgefragt, z. B. Skandinavien oder Kanada.
Grundsätze beim Bioweinbau
Ein Betrieb darf sich und seine Weine nur dann als biologisch bezeichnen, wenn er die Rechtsvorschriften zur biologischen Produktion der EU-Bio-Verordnung vollständig erfüllt.
Zu den Geboten im Weingarten zählen eine nachhaltige Bodenbewirtschaftung für einen belebten und humusreichen Boden und zur Sicherstellung der Durchwurzelbarkeit und Nährstoffversorgung der Pflanzen. Die Gründüngung und der Anbau stickstoffbindender Pflanzen, um die Bodenfruchtbarkeit wiederherzustellen und aufrechtzuerhalten. Außerdem wird auf zeitgerechte Laubarbeiten sowie manuelle und natürliche Techniken zur Regulierung von Schädlingen und Beikräutern gesetzt.
Die Bio-Winzer*innen nutzen widerstandsfähige Sorten und wenden Techniken zur natürlichen Schädlingsbekämpfung an. Bei Pflanzenstärkungsmitteln sind nur solche natürlichen Ursprungs wie z. B. Pflanzenöle und -extrakte erlaubt, um die Widerstandsfähigkeit der Reben zu erhöhen. Es gibt eine genaue Definition, Menge und Kontrolle der zugelassenen Düngemittel, Nährstoffe und Pflanzenschutzmittel wie z. B. Stallmist, Kompost, Pheromone, Mikroorganismen, natürliches Calcium- und Magnesiumcarbonat.
Verboten sind genetisch veränderte Organismen, chemisch-synthetische sowie systemische Pflanzenschutzmittel sowie der Einsatz von Herbiziden und leicht löslicher Mineraldünger.
Auch für den Keller gibt es Regelungen, unter anderem ist eine thermische Behandlung über 75 Grad verboten.
Mehr Informationen zum biologischen Weinbau sind hier zu finden.