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Die Zukunftsstrategien der Energieversorger.

Vor türkisem Hintergrund streckt sich eine weibliche Hand ins Bild, sie ist am Unterarm mit einer Blumenranke tätowiert, trägt schwarz-marmoriert lackierte Fingernägel und hält das Modell eines Windrades wie einen Zauberstab. Titel: ENERGIEWENDE ALS WIRTS
Foto: curated-lifestyle

Die Energiewende birgt immense Chancen für Klimaschutz und Wirtschaftswachstum. Doch wie gelingt die Balance zwischen Nachhaltigkeit, Versorgungssicherheit und Wettbewerbsfähigkeit? Ein Blick auf Österreichs Energiebranche zeigt innovative Lösungswege.

Der Energiesektor ist zentral für Klimaschutz und Wirtschaftswachstum. Statt Erdöl, Erdgas und Kohle braucht es mehr erneuerbare Energien wie Wasser, Sonne und Wind. Die Elektrifizierung aller Bereiche und Energiesparen sind essenziell. Gleichzeitig brauchen Unternehmen mehr Energie, um wachsen zu können. Das klingt nach Widerspruch. Der zweite Blick zeigt allerdings, dass sich Energiewende und Wirtschaftswachstum ergänzen. Peter Weinelt, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke, sagt treffend: „Hinter der Energiewende steckt ein Konjunkturbelebungsprogramm.“ Werfen wir einen Blick hinter die Kulissen, um das zu verstehen.

Christiane Brunner
Christiane Brunner, Vorständin der „CEOs for Future“. Foto: Martin Hron

Die Energiewende ist ein Kooperationsprojekt.
Es geht nicht um Wirtschaft oder Klima, sondern um beides.
Energiewende ist die Basis für eine gute wirtschaftliche Entwicklung
UND die Erreichung der Klimaziele. Das funktioniert nur gemeinsam
und daher müssen wir das auch zusammen denken.

Dekarbonisierung als Wettbewerbsvorteil

Bis 2040 will Österreich klimaneutral sein, bis 2030 soll der Strom zu 100 Prozent aus erneuerbaren Quellen kommen. Die Regierung plant den Ausbau von Speichern und Netzen, um die Energiewende zu unterstützen, aber auch viele Unternehmen machen mit. Klar ist: Um die Energiewende stemmen zu können, braucht es das sektorübergreifende Zusammenspiel von Erzeugern, Verteilern und Verbraucher*innen. Ein Beispiel dafür ist der Climate Business Circle der „CEOs for Future“. Dort entwickelten große Energie- und Industrieunternehmen gemeinsam eine Energiesystemvision, die Klimakrise, Versorgungssicherheit, Wettbewerbsfähigkeit und Standortsicherung unter einen Hut bringen will: Der Gesamtenergieverbrauch könnte bis 2040 von 345 TWh auf 269 TWh sinken, während sich der Strombedarf auf 140 TWh verdoppelt und die Eigenerzeugungsquote auf 70 Prozent steigt. Grund dafür ist die Elektrifizierung von Mobilität und Industrie, die Effizienzgewinne vor allem im Verkehr, aber auch bei Haushalten und im Gewerbe ermöglicht. So kann die Industrie wachsen, während Klimaneutralität erreicht wird. Zudem spart Österreich mindestens sechs Mrd. Euro an Strafzahlungen für verfehlte Klimaziele ein – Gelder, die sonst ohne Nutzen verloren wären.

Weitere Vorteile zeigen sich in einer größeren Unabhängigkeit von Energieimporten, die heute überwiegend aus Öl und Erdgas bestehen, sowie in stabileren Preisen und damit höherer Planungssicherheit. Dadurch wäre die heimische Wirtschaft weniger stark von geopolitischen Verwerfungen betroffen, die sich in stark schwankenden und höheren Preisen niederschlagen und zu Instabilitäten des Systems führen können. Als Beispiel nennt Herbert Saurugg, der sich kritisch mit dem europäischen Energieversorgungssystem auseinandersetzt, die Energiekrise in Folge des russischen Angriffs auf die Ukraine: „Bis 2022 war Strommangel gar nicht im Bewusstsein. Im Selbstverständnis der Netzbetreiber war klar, dass Strom immer fließt. Plötzlich müssen sie Abschaltungen planen, um die Systemstabilität sicherzustellen.“

Ein Energietechniker mit rotem Schutzhelm ist in einem Verteilerraum mit Rohrleitungen beschäftigt und kontrolliert etwas auf einem Tablet.
Foto: iStock/nimis69

WIRTSCHAFTSFAKTOR ENERGIE

Die Energiebranche hat immense Bedeutung für Österreich: 2023 erzielten die zehn größten Energieunternehmen (ohne OMV) ca. 40 Mrd. Euro Umsatz – 8,5 % des BIP. Mit über 4.000 Unternehmen und 36.000 Beschäftigten versorgten sie 2022 das Land mit 156 TWh Strom, 52 TWh Gas und 11 TWh Wärme.

Quellen: WKO, AK, Statistik Austria, Statista

Viele Köche machen guten Brei

Entscheidend für das Gelingen sind laut Experten*innen und Energieunternehmen der weitere Ausbau der zuletzt bereits überdurchschnittlich gewachsenen erneuerbaren Energieerzeugung und des Netzes, ein besseres Management von Produktion und Verbrauch – vor allem unter dem Gesichtspunkt der Dezentralisierung – sowie eine Flexibilisierung durch den Ausbau der Speicher.

Aber vor allem brauchen wir den Blick auf das große Ganze: „Die Energiewende ist ein Kooperationsprojekt. Es geht nicht um Wirtschaft oder Klima, sondern um beides. Energiewende ist Basis für eine gute wirtschaftliche Entwicklung UND die Erreichung der Klimaziele. Das funktioniert nur gemeinsam und daher müssen wir das auch zusammen denken“, appelliert Christiane Brunner, Vorständin der „CEOs for Future“ und Initiatorin des Climate Business Circles. Weinelt ergänzt: „Energieversorgung ist wie ein Mobile: Wenn sie an einer Schnur ziehen, bewegen sich alle Figuren.“

Christian Plas
Christian Plas Foto: denkstatt

Wir haben noch keine konkrete Vorstellung davon, was es
heißen kann, dezentral zu sein. Es gibt tausende Kleinanlagen auf
den eigenen Dächern, womit aber niemand wirklich arbeitet.
Der Netzausbau ist noch immer zu sehr auf Zentralität ausgelegt.

Erneuerbare sind auf gutem Weg

Österreichs Energieversorger setzen strategisch stark auf den Ausbau von Windparks, PV-Anlagen, Wasserkraft und zum Teil auch auf Biomasse. 2022 wurden fast 75 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Quellen gewonnen – im internationalen Vergleich sieht sich die Branche gut aufgestellt. Christian Plas vom Beratungsunternehmen EY denkstatt, der die Branche seit Jahren bei der nachhaltigen Transformation berät, bestätigt das: „Die einen agieren smarter, die anderen weniger smart, aber im Allgemeinen ist das Thema Energiewende angekommen.“

Die gute Ausgangslage ist zum Teil historisch bedingt und der Topographie des Landes geschuldet – genau diese bringt aber auch eine Herausforderung mit sich: „Geschäftsmodelle zu finden, die unter diesen Rahmenbedingungen funktionieren, ist nicht trivial“, erklärt Plas. Die unterschiedlichen topographischen Voraussetzungen würden den Markt stärker differenzieren: Während Unternehmen wie die Tiroler TIWAG oder die Illwerke VKW in Vorarlberg beabsichtigen, bestehende Kraftwerke auszubauen und unterirdische Kavernenspeicher zu errichten, sieht der Landesenergieversorger im äußersten Osten – Burgenland Energie – Wind und Sonne im Mittelpunkt des eigenen Portfolios. Und bei Wien Energie und Wiener Netzen stehen Synergieeffekte und die Reduktion des Flächenverbrauchs für neue Anlagen im Vordergrund, beschreibt Weinelt: „Mit der Errichtung eines Windparks wird gleichzeitig Netzinfrastruktur errichtet. Damit ist Flächenverbrauch verbunden. Aber diese Fläche kann effizient genutzt werden, etwa bei gleichzeitiger Errichtung von PV-Anlage und Speicher. Damit wird eine kostengünstige Erzeugung und Speicherung von Wind- und Sonnenstrom möglich.“

Herbert Saurugg
Herbert Saurugg Foto: businessfoto wien

Im Selbstverständnis
der Netzbetreiber war klar,
dass Strom immer fließt.

Dezentralität und Vernetzung erhöhen Komplexität

Die Energiewende, getrieben auch durch die immer günstiger werdende Erzeugung von Solar- und Windstrom, hat zwei weitere Effekte: Dezentralisierung und Erhöhung der Komplexität durch eine Vielzahl neuer gewerblicher und privater Marktteilnehmer*innen. In Österreich verwandeln sich immer mehr der etwa drei Millionen Netzanschlüsse von Industrie, Gewerbe und Haushalten von klassischen Verbraucher*innen zu sogenannten Prosumern. Das heißt, sie werden von reinen Konsument*innen auch zu Produzent*innen elektrischer Energie, um den Grad der Selbstversorgung zu erhöhen und Überschüsse in das Netz einzuspeisen.

Christian Plas glaubt, dass „dieses Thema nicht konsequent genug diskutiert wird. Wir haben noch keine konkrete Vorstellung davon, was es heißen kann, dezentral zu sein. Es gibt tausende Kleinanlagen auf den eigenen Dächern, womit aber niemand wirklich arbeitet. Der Netzausbau ist noch immer zu sehr auf Zentralität ausgelegt.“ Systemexperte Saurugg sieht dies ähnlich: „Wie bekommen wir etwa die PV-Einspeisung in den Griff, vor allem angesichts großer Schwankungen bei Produktion und Verbrauch? Besonders an Wochenenden oder zu Ferienzeiten, wo viel Sonnenenergie produziert wird, aber die Verbräuche sehr niedrig sind, kann es viel zu viel Strom geben, was technisch immer aufwendiger wird zu beherrschen.“

Walter Kreisel bemüht sich um Antworten auf diese Fragen. Er hat 2019 das Energieunternehmen neoom mit Sitz in der oberösterreichischen Bezirkshauptstadt Freistadt gegründet. Mit 200 Beschäftigten und etwa 100 Mio. Euro Betriebsleistung versteht er sich als Enabler und Partner der Energieversorger. Er hat mehr als 60.000 eigene und fremde lokale Anlagen unter Vertrag, die zur Erzeugung und Speicherung von Solarstrom genutzt werden. Unter Einsatz digitaler Lösungen werden diese so integriert und koordiniert, dass sie als flexible Quellen für sogenannte Ausgleichsenergie genutzt werden können. Diese kommt zum Einsatz, wenn Produktion und Nachfrage aus der Balance geraten: Stromüberschuss wird gespeichert und bei Strommangel aus Speichern abgerufen.

Ein Nebeneffekt dieses Ansatzes ist die Verbesserung der Wirtschaftlichkeit. So können Verteiler, Verbraucher*innen und andere Erzeuger, auf günstigen Sonnenstrom zurückgreifen, wenn sie ihn brauchen und sind nicht so stark vom europäischen Spotmarkt abhängig. Anders gesagt: Ökonomie und Ökologie sind zwei Seiten derselben Medaille. „Dekarbonisierung und Dezentralisierung bedeuten Unabhängigkeit und Sicherheit für Europa. Wir werden resilienter, ausfallsicherer und kosteneffizienter“, bringt es Walter Kreisel auf den Punkt.

Walter Kreisel
Walter Kreisel Foto: Martin Pröll

Dekarbonisierung und Dezentralisierung bedeuten
Unabhängigkeit und Sicherheit für Europa. Wir werden
resilienter, ausfallsicherer und kosteneffizienter.

Speicher, regionaler Netzausbau und bessere Steuerung

Energieunternehmen und Expert*innen mahnen aber auch ein, dass der Ausbau des Netzes und die Errichtung von mehr Speicherkapazität dringend erforderlich seien, um die Systemstabilität sicherzustellen. Hier brauche es gezieltere Förderung und regulatorische Anpassungen, um neue Speichertechnologien wie etwa Groß-Batterien den traditionellen Pumpspeichern gleichzustellen. Auch die Beschleunigung von UVP-Verfahren wird gefordert. Haimo Primas, CEO des Zementherstellers Holcim Österreich: „Wir sind im vierten Jahr eines Genehmigungsverfahrens für eine fünf bis sechs MW PV-Anlage. Wir brauchen von der Politik eindeutige Signale und Sicherheit für neue Technologien.“

Christian Plas sieht Lösungen für Genehmigungsprobleme auf regionaler Ebene: „Es fehlt weniger an Überlandleitungen, sondern an regionalen Stichleitungen mit stärkeren Trafos. Diese benötigen keine UVPs, sind aber wegen globaler Nachfrage schwer verfügbar. Zudem ist das Thema intelligente Steuerung unterbelichtet. Smart Meter könnten Strom effizienter nutzen, z. B. bei Haushaltsgeräten oder Kühlhäusern, solange Mindesttemperaturen eingehalten werden.“

Walter Kreisel schlägt in dieselbe Kerbe. Er nutzt die rasanten Entwicklungen der Digitalisierung, indem er auf die Vernetzung seiner 60.000 Anlagen mittels lokaler Minicomputer setzt, die im 50-Millisekunden-Takt Daten austauschen. Künstliche Intelligenz wertet die Datenmengen auf wiederkehrende Muster aus und soll so Produktions- und Verbrauchsprognosen weiter verbessern, was sich in besserer Netzstabilität, aber auch in höherer Kosteneffizienz abbilde.

Peter Weinelt, Wiener Stadtwerke
Peter Weinelt, Wiener Stadtwerke Foto: Wiener Stadtwerke / Ian Ehm

Hinter der Energiewende
steckt ein Konjunkturbelebungsprogramm.

Dekarbonisierung der Wärmeversorgung

Neben Elektrizität ist Wärme das zweite große Thema der Energiebranche. Hier ist die Abhängigkeit von Erdgas und anderen fossilen Energieträgern noch besonders groß – und damit auch der Hebel in Richtung Klimaneutralität.

Die Wiener Stadtwerke setzen auf Innovation und Kooperation, um diesen Hebel zu nutzen. Bis 2040 soll die Fernwärme dekarbonisiert und ausgebaut werden. In Wien Aspern werden in Zusammenarbeit mit der OMV zwei Tiefen-Geothermie-Bohrungen umgesetzt. Aus 3.000 Metern Tiefe wird über 100 °C heißes Wasser gefördert, abgekühlt und zurückgepumpt. Die Wärme fließt ins Fernwärmenetz. Ab 2028 versorgt die erste Anlage 20.000 Haushalte, bis 2040 sollen es 200.000 sein, was ein Gas-Kraftwerk ersetzt. Ein weiteres Projekt ist eine Großwärmepumpe bei der Hauptkläranlage LBS. Wärme aus geklärtem Wasser liefert 55 MW Leistung für 60.000 Haushalte – ökologisch und nachhaltig auch für die Donau.

Christian Plas bringt eine weitere Energiequelle für die Wärmeversorgung ins Spiel: Biogas. In der Vergangenheit durchaus zu Recht kritisiert – „falsche Größe der Anlagen, falsches Geschäftsmodell mit Substraten (die berühmte Maissilage), falsches Geschäftsmodell im Sinne der Energienutzung, nämlich Wärmeproduktion, die keiner braucht“ – kann dennoch sinnvoll sein. Zukunftsfähig sei Biogas nur mit großen Anlagen, die nicht anderweitig nutzbare Abfälle nutzen und das Gas zur Wärmeerzeugung ins Netz einspeisen, statt es zu verstromen.

Wasserstoff und E-Fuels – Hype oder Chance?

Apropos richtiges Einsatzgebiet: Wie sehen Energieversorger und Industrie Wasserstoff und E-Fuels? Peter Weinelt und Haimo Primas sind sich einig, dass diese Energieträger ihren Platz bei speziellen Anwendungen in der Mobilität und Industrie haben können, wo eine Elektrifizierung nicht oder nicht leicht möglich ist. Das sehen auch Wissenschaftler*innen so. Im Fernverkehr oder der Schifffahrt kann es kosten- und energieeffizienter sein, statt auf tonnenschwere Batterien, die die Ladekapazität verringern und damit klimaschädliche Mehrfahrten bedingen, auf alternative Treibstoffe zu setzen. Die offene Frage ist – und das wird durchwegs betont – wo der grüne Strom für eine ökologische Produktion der nötigen Wasserstoffmengen und der Kohlenstoff für E-Fuels herkommen könne. Solange es hier keine skalierbaren Technologien gibt und für E-Fuels Nahrungsmittel genutzt werden, die besser der Bekämpfung der Welthungers dienen, sind diese Energieträger ungeeignet im Kampf um die Dekarbonisierung.

Margit Kapfer
Foto: EY Österreich

WESENTLICHE HERAUSFORDERUNGEN IN DER ENERGIEWIRTSCHAFT

Margit Kapfer, Energieexpertin bei EY denkstatt

Während die Dekarbonisierung der Strombereitstellung im Fokus der Aufmerksamkeit liegt, gibt es durchaus noch andere, große Herausforderungen in der Energiewirtschaft in Österreich.

Zum einen verlangt die Dekarbonisierung der Strombereitstellung einen geeigneten Ausbau der Netzinfrastruktur. Dazu sind nicht nur Ausbaupläne und langwierige Genehmigungsverfahren nötig, sondern auch substanzielle finanzielle Mittel, die es aufzubringen gilt.

Den Um- und Ausbau der Netzinfrastruktur verlangt auch der Energieträger Wasserstoff – inwieweit können bestehende Erdgasnetze verwendet werden, um Wasserstoff zu transportieren. Wenn neu gebaut werden muss: Soll hier auch ein mögliches Netz für den Transport von CO2 für CCUS (Carbon Capture, Utilisation and Storage) mitberücksichtig werden?

Erdas soll in Zukunft durch Biogas ersetzt werden. Wo soll das Biogas herkommen? Wie sieht die Wirtschaftlichkeit im Vergleich zu Erdgas aus? Welche Umsetzungshemmnisse (Stichwort: fehlende Gesetze) müssen noch beseitigt werden?

Die zunehmende Digitalisierung der Geschäftstätigkeit der Energieversorger verlangt hohe Aufmerksamkeit bei der Cybersecurity – Stichwort NIS2 (EU Richtlinie Network and
Information Security 2) – bzw. beim Datenschutz und beim Schutz vor Attacken auf die Energiebereitstellung, um Versorgungsausfälle oder Unfälle zu vermeiden.

Zu guter Letzt bedingen diese Anforderungen eine Änderung des Selbstverständnisses der Dienstleistungen eines Energieversorgers – weg vom reinen Energieverkauf hin zum Voll-Service-Dienstleister für seine Kund*innen (Contracting, Energieeinsparung, Smart Metering …)

Konkret wird der Einsatz von Wasserstoff gerade von den Wiener Linien in einigen Linienbussen getestet, um die Abhängigkeit von Diesel als primäre Treibstoffquelle zu senken und neben Elektrobussen eine Alternative für den großen Fuhrpark zur Verfügung zu haben. Auch die zur Verteilung des Wasserstoffs nötige Infrastruktur bräuchte ein Upgrade. Weinelt erklärt es bildlich: „Ein Rennradreifen wird mit sieben bar betrieben, eine Erdgasleitung mit maximal 60 bar. Für Wasserstoff bräuchten wir aber 350 bis 700 bar!“ Das bedeutet also eine etwa sechs- bis zwölffache Leistungssteigerung im Vergleich dazu, was heutige Kompressoren-Technologie leisten kann. Eine Partnerschaft mit der Wiener Firma Hörbiger widmet sich der Weiterentwicklung. „So entstehen über Kooperationen entlang der Wertschöpfungskette neue, hochwertige Arbeitsplätze“, sagt Weinelt.

Da ist er wieder, der Paradigmenwechsel: Klimaschutz und Wirtschaft gehen Hand in Hand.

Michael Bauer-Leeb

WEITERFÜHRENDE LINKS
Energiesystemvision der “CEOs for Future”, Climate Business Circle: https://www.apg.at/projekte/innovationsprojekte/stakeholdervision/energiesystemvision-ceos4future
Österreichs Infoportal zur Energiesituation: https://energie.gv.at
Österreichische Energiepolitik: https://www.bmwet.gv.at/Themen/Energie.html