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Ingun Kluppenegger, Roland Jaritz, Dein's und Mein's

Dein's und Mein's ist ein Zero Waste Unternehmen, bio zertifiziert, regional, vegan und der erste Gemeinwohlladen der nach den Richtlinien der Gemeinwohlökonomie geführt wird. Dein's und Mein's versteht sich darüber hinaus als Bewusstseinsbildungsladen für Konsument*innen.

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Foto: privat

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BUSINESSART: Wie sind Sie dazu gekommen, einen Gemeinwohlladen zu gründen?

Ingun Kluppenegger: Ich bin eine der 13 Personen, die 2010 gemeinsam mit Christian Felber den Verein Gemeinwohlökonomie gegründet hat und arbeite seit dieser Zeit im Sinne der Gemeinwohlökonomie. Ich habe die Berater*innen und Referent*innen-Ausbildung gemacht und dann ein Masterstudium für Gemeinwohlökonomie, das vor drei Jahren erstmals angeboten wurde. Dem Christian habe ich dann einmal gesagt, dass ich etwas verändern möchte und er ha,t wie aus der Hüfte geschossen gemeint, ich solle doch einen Gemeinwohlladen machen.

Dann habe Roland Jaritz angerufen, der auch schon viele Jahre der Gemeinwohlökonomie verbunden ist, und ihn gefragt, ob er Interesse hat. So haben wir 2018 die GmbH gegründet und im März 2019 zwei Geschäfte in Villach und Klagenfurt eröffnet. Darüber hinaus bestücken wir auf der Nockalm einen Hofladen. Über zwei Marktwägen verkaufen wir zwischen Mai und September Zero Waste Sachen auf Bauernmärkten. Die plastikfreien Produkte werden dort sehr gut angenommen. Dazu kommt noch ein Webshop, der gerade komplett adaptiert wird. Im nächsten Jahr werden rund 2.000 Produkte erhältlich sein.

Was kann man sich unter einem Gemeinwohlladen vorstellen?

Das Grundprinzip der Gemeinwohlökonomie ist, dass mit unserem Tun und Handeln ein Nutzen für die Gesellschaft erzeugt werden soll. Das, was wir tun, soll ein gutes Leben für nachfolgende Generationen ermöglichen. Das bedeutet etwa bei einem Produkt, zu schauen, wie es angebaut wird, wie es hergestellt wird – all die Kriterien sind in der Bilanz sichtbar. Wenn der Konsument sein Geld ausgibt, dann soll er es bewusst ausgeben. Im Gemeinwohlladen leistet er einen Beitrag zur Kreislaufwirtschaft, zur Artenvielfalt, zum Umwelt- und Klimaschutz, und es wird kein Müll mehr produziert. Wenn viele Leute beim Einkaufen auf diese Kriterien achten, werden sich auch die Produzenten entsprechend umstellen.

Was kann man bei Ihnen kaufen?

Wir führen ein Sortiment von knapp 5.000 Produkten. 55 Prozent davon sind Lebensmittel, 35 Prozent plastikfreie Haushaltsprodukte wie ökologische Waschmittel oder feste Shampoos und 10 Prozent sind Kunsthandwerk wie etwa Zirbenprodukte oder Keramik von Künstlerinnen.

Zu Beginn haben wir uns zum Ziel gesetzt, dass wir in zehn Jahren nur mehr Produkte im Geschäft haben, die im Sinne der Gemeinwohlökonomie produziert wurden.

Wir suchen unser Angebot auch nach ganz speziellen Kriterien aus. Woher kommt der Rohstoff? Ist es ein Ursaatgut? Wie wird angebaut? Wird beim Anbau kein Boden verdichtet? Bekommt der Produzent faire Preise? Wir schauen anhand eines Produktes auf die ganze Kette der Entstehung und Lieferung und versuchen jedes Jahr in dem was wir tun mehr in die Tiefe zu gehen und besser zu werden.

Über das Produkt wollen wir beim Konsumenten auch zur Bewusstseinsbildung beitragen. Dazu haben wir den Regalen eine Herstellerkennung angebracht, mit der wir informieren, ob das Produkt von einem regionalen Betrieb, einem Bio-Betrieb, einem sozial-ökonomischen Betrieb kommt.

Wir fördern auch soziale Projekte. Vor allem unterstützen wir Frauen, die an der Armutsgrenze leben, mit einer kleinen Verdienstmöglichkeit. Dazu produzieren wir etwa 300 Produkte selbst - im Sinne der Kreislaufwirtschaft oder aus Sachen, die andere wegwerfen würden.

Was sind Ihre die größten Herausforderungen?

Wir setzen neue Wege in einem alten Wirtschaftssystem um. Die Rahmenbedingungen sind auf Profitorientierung ausgerichtet und soziale Kriterien spielen keine wichtige Rolle. Es wird alles dem Kapital untergeordnet. Wir sind ein kleiner Betrieb. Das was wir machen wirft nicht den großen Profit ab. Die Herausforderung ist, die richtige Balance zwischen sozialem Engagement und Wirtschaftlichkeit zu finden. Ich liebe das, was ich tue, ich sehe in dem, was ich tue, einen Sinn und deswegen mache ich es gerne und ich könnte mir mein Leben nicht anders vorstellen. Wenn ich auf Profitorientierung gehen würde, müsste ich aufhören, das zu tun was ich tue. Ganz im Gegenteil. In der schwierigen Coronazeit habe ich mit den Einkünften aus meinem Job als Marktforscherin, und Roland Jaritz mit seinem Verdienst als Coach, das Unternehmen sicher zu 30 bis 40 Prozent querfinanziert. Sonst hätten wir nicht überlebt.

Was wünschen Sie sich von der Politik?

Ich bin selber Gemeinderätin. Ganz grundsätzlich denke ich, dass es in Zukunft nicht um Parteien gehen soll, sondern um Kooperationen, die der Sache dienen. Welches Thema haben wir und wie können wir alle gemeinsam etwas dazu beitragen? Regional, national und global. Wenn wir jetzt eine ökosoziale Steuer haben heißt das noch lange nicht, dass ökosoziales Verhalten honoriert wird. Wir fangen gerade erst an, den Umbruch zu gestalten. Wenn wir hören, was die Klimaforscher sagen, dann haben wir nur mehr ganz wenige Jahre Zeit dafür. Wir müssen jetzt handeln, und dafür setze ich mich ein.

Vor allem sind jetzt die großen globalen Player am Zug. Wir müssen uns in ganz kurzer Zeit neu erfinden. Ich hoffe, dass auf der Klimakonferenz in Glasgow Dinge beschlossen werden, die schnell genug in die richtige Richtung gehen. Kleine Rädchen so wie wir können auch etwas zum Klimaschutz beitragen. Ich habe mich immer sehr groß engagiert und dabei aber auch bemerkt, dass meine Kraft enden wollend ist. Daher konzentriere ich mich jetzt voll auf das Geschäft und das, was ich regional bewirken kann.

Was ist der Leitsatz Ihres Lebens?

Ich bin mir immer treu geblieben und kann mich heute noch in den Spiegel schauen, ich habe mich nie verbogen und immer Rückgrat bewiesen und das, was ich getan habe, hat immer zu mir gepasst. Ich habe mich für mein Herz entschieden und das war für mich persönlich der richtige Weg.

Ingun Kluppenegger, Geschäftsführung, Roland Jaritz, Eigentümer

  • Dein’s und Mein’s GmbH
  • Standorte: Kärnten, Villach
  • Branche: Handel
  • Anzahl der Mitarbeiter*innen: 6
  • www.deins-und-meins.at