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Mobilität in Gemeinden: Kommunikationsleitfaden

Wie kann nachhaltige Mobilität in Gemeinden erfolgreich kommuniziert werden?

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Volksschulkinder in Neufeld an der Leitha haben ihren Schulweg im Rahmen des Projekts zu Fuß spielerisch kennengelernt. Im Bild: Christine Zopf-Renner (Leiterin Mobilitätszentrale Burgenland) und Michael Lampel (Bürgermeister Neufeld an der Leitha) Foto: Raffeiner

Der neue Leitfaden aus dem Projekt „FAIRlagern – Verkehr transformieren und Mobilität gemeinsam neu gestalten“ liefert praxiserprobte Strategien und Materialien.

Viele Menschen nutzen für kurze Strecken das Auto, obwohl sie diese genauso gut zu Fuß, mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln zurücklegen könnten. Genau hier knüpft das Projekt „FAIRlagern“ an. Altan Sahin, Senior Expert Consumer Behaviour bei der Österreichischen Energieagentur, erklärt: „Kommunikationskampagnen können die Mobilitätsangebote zwar nicht direkt verändern, aber sie können die Einstellung zur nachhaltigen Mobilität positiv beeinflussen und Menschen dazu ermutigen, alternative Verkehrsmittel auszuprobieren.“

Der neue Leitfaden unterstützt Gemeinden dabei, effektiv für alternative und aktive Mobilitätsformen zu werben. Er basiert auf umfassender Recherche und realen Praxisbeispielen aus dem Burgenland. Das Herzstück des Leitfadens bildet ein „Pick & Mix“-Ansatz mit drei Kommunikationsstrategien, aus denen Gemeinden je nach Bedarf wählen können

  • Informieren – getestet in Güssing: Aufklärende Kommunikationsinitiativen sollen vor allem die vielfältigen Mobilitätsmöglichkeiten und die lokale Nahversorgung aufzeigen, die die Gemeinde bietet.
  • Motivieren – getestet in Neufeld an der Leitha: Kommunikationsinitiativen mit aktivierenden Botschaften und interaktiven Elementen sollen dazu anregen, alternative Mobilitätsformen auszuprobieren.
  • Entschleunigen – getestet in Eisenstadt: Kommunikationsinitiativen sollen für die positiven Auswirkungen von Fahrradfahren, zu Fuß gehen oder die Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel auf die physische und psychische Gesundheit sensibilisieren.

Zielgruppen neu denken

Ein innovativer Ansatz des Projekts ist die Abkehr von statischen Zielgruppenprofilen hin zu lebensnahen Alltagssituationen. In einem Stakeholder-Workshop, an dem Mobilitäts- und Kommunikationsexpert:innen sowie regionale Entscheidungsträger:innen aus den Pilotregionen im Burgenland teilnahmen, wurde die bisher verwendete, literaturbasierte Zielgruppentypologie hinterfragt und verworfen. „Für uns ist das ein echter Gamechanger, denn es gibt nicht ‚den Jugendlichen‘, der jede Strecke mit dem Auto zurücklegt, sobald er den Führerschein hat. Zur Schule fährt er vielleicht mit dem Bus, zum Shoppen mit Freunden nimmt er das Auto und zum Sport fährt er mit dem Fahrrad“, erklärt Silva Leschner, Agenturleiterin bei RAFFEINER REPUTATION. Dieser Wechsel in der Zielgruppenansprache trägt maßgeblich dazu bei, die Kommunikationsstrategien bedarfsgerechter und praxisnäher zu gestalten.

Messbare Effekte: Steigerung der aktiven Mobilität in Neufeld um ein Drittel

Der Leitfaden beschreibt Instrumente, mit denen die Wirkung der Kommunikationsmaßnahmen messbar gemacht werden kann. Diese wurden in den Pilotregionen erfolgreich getestet. „Alle drei Kommunikationsstrategien des Projekts haben in der Praxis sehr gut funktioniert“, so Christine Zopf-Renner, Leiterin der Mobilitätszentrale Burgenland. „Wir haben für jede unserer Pilotregionen – Eisenstadt, Güssing, Neufeld – den Kommunikationsansatz gewählt, der am besten zu den individuellen Voraussetzungen vor Ort passt. Die Erkenntnisse, die wir daraus gewonnen haben, werden wir in künftige Projekte im Burgenland einfließen lassen und den Leitfaden selbst weiterhin anwenden.

Besonders erfolgreich war die Strategie „Motivieren“, die in Neufeld an der Leitha in Zusammenarbeit mit Bürgermeister Michael Lampel und Schulleiterin Katharina Tschirk umgesetzt wurde. Volksschulkinder haben als Schulwegs-Detektive ihren Schulweg zu Fuß mit aktivierenden Fragen spielerisch erkundet. Die Aktion hat den Kindern Freude bereitet und ihr Ziel erfüllt: Im Vergleich zum Pre-Check vor der Aktion ist die aktive Mobilität einen Monat später stark gestiegen. Lampel und Tschirk zeigen sich erfreut: „Wir sind stets auf der Suche nach innovativen Ideen, die den Kindern das zu Fuß gehen schmackhaft machen und haben uns sehr über die erfolgreiche Aktion gefreut.“

Mobilitätswende braucht aktive Kommunikation

„Das Projekt FAIRlagern zeigt, wie wichtig es ist, nachhaltige Mobilität nicht nur infrastrukturell zu fördern, sondern auch kommunikativ richtig zu begleiten. Gemeinden spielen dabei eine entscheidende Rolle“, fasst Leschner zusammen.

Der Leitfaden steht kostenfrei zur Verfügung und kann von Gemeinden und Mobilitätsakteur:innen direkt genutzt werden: https://we.tl/t-ZmrAxWfJZH