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Kommt CSR unter die Corona-Räder?

Nachlese CSR-Circle: Jasmin Duregger, Greenpeace, Roswitha M. Reisinger, BUSINESSART, Johanna Köb, Zurich, Fred Luks, Autor über die Rolle von CSR nach der Krise.

Screenshot der Diskutierenden
Von links oben nach rechts unten: Jasmin Duregger, greenpeace, Roswitha M. Reisinger, BUSINESSART, Johanna Köb, Zurich, Fred Luks, Autor

Jasmin Duregger, Climate and Energy Campaigner Greenpeace

Aus der Vergangenheit haben wir gelernt, dass Krisen auch immer Nährboden sein können für neue Ideen. Dabei kommt es jetzt in der Corona Krise darauf an, das Falsche zu unterlassen, wie beispielsweise Umweltschutzmechanismen auszuhebeln oder fossile Industrien mit Abwrackprämien zu fördern, aber auch das Richtige zu tun. Wir benötigen Maßnahmen für einen grünen Wiederaufbau der Wirtschaft, die sowohl lokale Arbeitsplätze fördern als auch Österreich langfristig auf Klimakurs bringen. So lassen sich allein durch den Ausbau der erneuerbaren Energien auf 11 Terawattstunden rund 200.000 Arbeitsplätze in Österreich schaffen und der Ausstieg aus Öl und Gas vorantreiben. Weitere Maßnahmen um die Coronakrise abzufedern und die ökologische Transformation zu beschleunigen finden Sie in der Studie von Greenpeace und dem deutschen Forum ökologisch-soziale Marktwirtschaft unter folgendem Link: bit.ly/FOES_GP_StudieFull

Roswitha M. Reisinger, BUSINESSART

Wir stehen vor der Aufgabe, eine Gesundheits- und Wirtschaftskrise ungeahnten Ausmaßes zu bewältigen. In Österreich zählen wir aktuell mehr als 500.000 Arbeitslose, mehr als eine Million Menschen in Kurzarbeit und tausende Unternehmen, die in großen wirtschaftlichen Schwierigkeiten stecken. Die Versuchung ist groß, den Zustand vor der Krise mit aller Kraft wieder herstellen zu wollen und in der Panik die bereits gestellten Weichen für eine gute Zukunft über Bord zu werfen.

Wer einen Schritt zurücktritt stellt fest, dass durch die erzwungene Pause – trotz aller Angst, Sorge, Unsicherheit und Überforderung –in unser Leben ein wenig mehr Ruhe eingekehrt ist. Statt Verkehrslärm hörten wir die Vögel wieder zwitschern, plötzlich war miteinander leben, arbeiten und lernen mit Partner*in und Kindern im Homeoffice angesagt, wir erlebten leere Straßen und volle Gehsteige, hilfsbereite Nachbarn und Rücksicht beim Einkaufen. Wir wollten es genauer wissen und haben LEBENSART & BUSINESSART-Abonnent*innen zu ihren positiven und negativen Erfahrungen der letzten Wochen befragt. Die Sehnsucht, ein bisschen etwas vom Positiven, vor allem von dieser Entschleunigung beizubehalten, ist groß. Und auch der Glaube daran, dass die Welt nach der Krise nachhaltiger sein wird – wenn wir dafür etwas tun.

Der Schritt zurück um einen Blick auf das Ganze zu werfen ist auch für den Neustart der Wirtschaft sinnvoll. Der Staat nimmt viel Geld in die Hand um das Rad wieder ins Laufen zu bringen. Wir alle stehen nun an einer wichtigen Weggabelung. Die Bedingungen, an die dieses Geld geknüpft wird, werden entscheiden, ob es in eine gute Zukunft investiert wird, oder Milliarden in ein paar Jahren als stranded costs abgeschrieben werden müssen und wir mit großen Schulden wieder am Anfang stehen. Wir können etwas für eine nachhaltige Entwicklung tun. Nützen wir diese einzigartige Chance!

Johanna Köb, Head of Responsible Investment, Zurich Insurance Company Ltd.

Als Investoren setzen wir uns im Moment stark mit COVID auseinander. Auf der einen Seite gilt es, die wirtschaftlichen Auswirkungen der Pandemiebekämpfung auf die Portfolios abzufedern: die Portfolios müssen geschützt und mit sicherer Hand durch die Turbulenzen an den Märkten geführt werden. Gleichzeitig ergibt sich durch die Krise eine Chance für Impact Investing – wie können unsere Investitionen dazu beitragen, die Widerstandskraft der Gesundheitssysteme und der Wirtschaft zu stärken?

Als langfristig denkenden und handelnden Investoren ist uns allerdings klar, dass mit dem Klimawandel eine noch deutlich größere Gefahr auf uns zukommt. Entsprechend sorgen wir dafür, dass alle Projekte im Zusammenhang mit der Dekarbonisierung unserer Portfolios und klimafreundlichen Investments auf Schiene bleiben. Wir plädieren auch dafür, dass die immensen Summen, die momentan zur Stabilisierung der Weltwirtschaft gesprochen werden, für den Aufbau einer resilienteren, nachhaltigeren und klimaneutralen Zukunft verwendet werden. Der Klimawandel darf nicht zum Kollateralschaden der aktuellen Pandemie werden. Zum Glück schließen sich Wiederaufbau und Nachhaltigkeit nicht aus – wenn man sich bewusst dafür einsetzt.

Fred Luks, Autor, Speaker, Berater

Ein naiver Optimismus, nach der Krise werde „alles gut“, bringt den Klimaschutz keinen Millimeter voran. Man kann aber die Hoffnung haben, dass die Krise als „Chance“ genutzt wird – nämlich dann, wenn man sich in diesem Sinne einsetzt: für politische Rahmenbedingungen, die eine sozial-ökologische Transformation voranbringen; für fächerübergreifendes Denken in politischen und wirtschaftlichen Entscheidungsprozessen; für gelebte unternehmerische Verantwortung. Angst wird uns auch in dieser Krise nicht voranbringen: Wir brauchen stattdessen Abwägung und Engagement. Zum Blog von Fred Luks.