zum Inhalt springen

Sozialunternehmen in Österreich

Innovativ, weiblich, in der Pandemie gefordert. Das zeigt der aktuelle „Austrian Social Enterprise Monitor“ des Social Entrepreneurship Center (SEC) an der WU Wien.

dsc00223
Präsentation der Studie an der WU Wien Foto: Social Entrepreneurship Center

Sozialunternehmen übernehmen mit innovativen Ansätzen Verantwortung für die Lösung gesellschaftlicher Probleme. In Österreich gibt es nach Schätzungen des SEC zumindest 2,500 Unternehmen, die sich diesen Zielen verschrieben haben. Der Austrian Social Enterprise Monitor beleuchtet diese Szene nun systematisch und macht damit ihre Lage in Österreich erstmals international vergleichbar.

Die Kernergebnisse des Austrian Social Enterprise Monitor

  • Mehr als die Hälfte der Sozialunternehmen sind Start-ups:
    51 Prozent haben sich in den letzten zehn Jahren gegründet, mehr als ein Drittel befindet sich in einer frühen Entwicklungsphase.
  • Sozialunternehmen bearbeiten zentrale gesellschaftliche Herausforderungen in den Bereichen Gesundheit, Sozialwesen, Bildung und Umwelt – und zeigen dabei großen Innovationswillen:
    knapp 85 Prozent der Gründungen basieren auf Innovationen und mehr als die Hälfte setzen in ihrer Arbeit Technologien wie künstliche Intelligenz, Virtual Reality, Apps und Plattformen ein.
  • Sozialunternehmen sind besonders wichtig für den Arbeitsmarkt:
    Sie beschäftigen im Schnitt 72 Vollzeitarbeitskräfte (Median: 5). Mehr als drei Viertel der Gründungen werden von ausschließlich weiblichen oder gemischtgeschlechtlichen Teams durchgeführt, 51 Prozent der Führungskräfte sind weiblich. Damit lassen Sozialunternehmen sowohl kommerziell orientierte Start-ups als auch börsennotierte und staatsnahe Unternehmen hinter sich. Mehr als die Hälfte der befragten Unternehmen wollen in den nächsten zwölf Monaten mehr Mitarbeiter*innen einstellen.
  • Sozialunternehmen haben in der COVID-19-Pandemie besonders viel geleistet:
    64 Prozent der Unternehmen konnten ihren Zielgruppen in der Krise helfen, indem sie Angebote digitalisierten oder neue entwickelten. Zugleich waren Sozialunternehmen aber auch selber wirtschaftlich von der Pandemie betroffen: Lediglich ein Viertel konnte im letzten Jahr Gewinne ausweisen, 21 Prozent schrieben sogar noch im zweiten Pandemiejahr Verluste.

Mangelnde Unterstützung durch die Politik

Die Befragungen zeigen, dass österreichische Sozialunternehmen zum überwiegenden Teil unzufrieden mit der politischen Unterstützung für ihr Handeln sind. Lediglich 7,4% sind mit der gegenwärtigen Unterstützung aus der Politik zufrieden. Das ist auch im internationalen Vergleich ein sehr niedriger Wert: Im Vergleich zu 13 weiteren europäischen Ländern, für die im Rahmen Presseinformation, internationale Vergleichsdaten verfügbar sind, rangiert Österreich an elfter und somit vorvorletzter Stelle.

„Komplexe Förderstrukturen, fehlende Finanzierung sowohl von staatlicher als auch privatwirtschaftlicher Seite, unzureichende Wahrnehmung in der Öffentlichkeit und Personalmangel sind die größten Schwierigkeiten, mit denen österreichische Sozialunternehmen zu kämpfen haben“, erklärt Peter Vandor, Leiter des WU Social Entrepreneurship Center und Co-Autor der Studie. „Nun wäre es wichtig, den finanziellen und rechtlichen Rahmen für Sozialunternehmen weiterzuentwickeln und eine echte politische Strategie für Sozialunternehmen zu schaffen, wie sie in anderen Ländern bereits existiert. Einiges davon wurde bereits im Programm der Bundesregierung angekündigt und sollte nun rasch umgesetzt werden“ empfiehlt Vandor.

Zur Methode

Die Ergebnisse des Austrian Social Enterprise Monitor basieren auf einer quantitativen Erhebung unter 258 Sozialunternehmen, die im Rahmen des European Social Enterprise Monitor mit über 50 internationalen Parteiorganisationen durchgeführt wurde, sowie einer qualitativen Befragung von 23 Expert:innen in Österreich.