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Wo steht Unito Österreich am Weg zur Klimaneutralität?

Mag. Harald Gutschi,
Geschäftsführer, UNITO Versand & Dienstleistungen

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Harald Gutschi Foto: Simon Moestl ONLOPH
  • Unito bemüht sich seit Jahren, CO2-Emissionen zu verringern und sogar ganz zu vermeiden. Der Erfolg ist messbar: Bis 2020, dem Abschlussjahr der alten CR-Strategie, konnte Unito die gesamten umsatzbereinigten CO2-Emissionen im Vergleich zum Basisjahr 2006 um 74 Prozent senken. 
  • Allein in der Distribution konnten durch verschiedene Maßnahmen die Schadstoffe von 2100 Tonnen CO2-Emissionen im Basisjahr 2006 auf 707 Tonnen im Jahr 2020 reduziert werden. Dazu hat die Österreichische Post mit ihrer CO2-neutralen Zustellung wesentlich beigetragen.
  • Da Dienstreisen in Zeiten der Digitalisierung, und auch durch die Corona-Pandemie, immer mehr durch virtuelle Besprechungen ersetzt wurden und werden, sanken die CO2-Emissionen auch im Bereich Mitarbeiter*innenobilität. Waren es 2006 noch 109 Tonnen CO2-Emissionen, sank der Wert im Jahr 2020 auf 82 Tonnen CO2-Emissionen.
  • An den Standorten in Graz und Salzburg konnte CO2 durch eine Vielzahl an Maßnahmen reduziert werden. Diese zielten auf einen geringeren Energieverbrauch und eine Optimierung der Gebäudeinfrastruktur ab. Der gesamte Stromverbrauch ist seit Jahren kontinuierlich gesunken. Dies macht sich allerdings nicht in der CO2-Bilanz bemerkbar, weil die Unito-Standorte bereits seit 2015 zu 100 Prozent CO2-neutralen Strom beziehen. Zur Beheizung der Gebäude wird ebenso hauptsächlich CO2-neutrale Heizenergie verwendet. Zusätzlich bemühen wir uns weiter, die Energieeffizienz zu verbessern: So stellte2020 die Beleuchtung der Standorte Graz und Salzburg vollständig auf LED-Technologie um. Voraussichtlich noch Ende 2021 wird der Salzburger Standort an einen neuen Standort umziehen, der auch weitaus bessere Energieeffizienz-Werte mit sich bringen wird.
  • Heute ist Unito Klimaschutz wichtiger denn je: Darum werden alle Unito-Bestellungen in Österreich, Deutschland und der Schweiz seit 1. 1. 2021 CO2-neutral zugestellt. Unsere Ziele und der Scope: CO2-Einsparung von 40 Prozent bis 2025 (relativ gegenüber dem Basisjahr 2018) im Rahmen der eigenen Standorte, Transporte, Mitarbeiter*innen-Mobilität (Operations) sowie bei extern betriebenen Rechenzentren und Cloud-Dienstleistungen. Langfristiges Ziel: Klimaneutralität bis 2030 im Rahmen der eigenen Standorte, Transporte, Mitarbeiter*innen-Mobilität (Operations) sowie bei extern betriebenen Rechenzentren und Cloud-Dienstleistungen.
  • Mit einzelnen Projekten wollen wir zudem bewusst Zeichen setzen: z. B. mit dem Klimaschutzwald-Projekt der Marke Universal. Im Jahr 2011 entschlossen wir uns, einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Seit damals pflanzen wir für jedes verkaufte, besonders energiesparende Haushaltsgerät einen Baum in Österreich. Mittlerweile sind bereits mehr als 55.000 Bäumchen zusammengekommen. Somit gelingt es uns, gemeinsam mit unseren Kund*innen einen nachhaltigen Beitrag zu leisten. Durch unsere Zusammenarbeit mit den Österreichischen Bundesforsten sowie dem Bundesministerium für Landwirtschaft, Regionen und Tourismus stellen wir sicher, dass die Bäume auch professionell angepflanzt und auf Jahre hinweg betreut sowie gepflegt werden.

Mit welchem Maßnahmen-Mix (Vermeiden, erneuerbare Energie, Kompensation) soll das gelingen?

  • Die Otto Group und somit auch Unito hat das Ziel, bis 2030 klimaneutral zu werden. Dieses Ziel gilt für unsere Standorte, Transporte, Mitarbeiter*innenmobilität sowie die externen Rechenzentren und Cloud-Dienstleistungen.
  • Dieses Ziel wollen wir mithilfe des Prinzips “Vermeiden, Reduzieren, Kompensieren” konsequent verfolgen.
  • Um ihre Klimaneutralitätsziele schnell zu erreichen, setzen viele unserer Wettbewerber in erster Linie auf Kompensation, also den zum Teil sehr günstigen Erwerb von Zertifikaten. Wir selbst sehen Kompensation indessen aus Klimaschutz- und Kostensicht immer als das letzte Mittel beim Erreichen unserer Nachhaltigkeitsziele an. Bereits unser 2020-Ziel konnten wir vollständig ohne Kompensation erreichen.
  • Nur unvermeidbare Emissionen kompensieren wir hochwertig. Es gibt sehr viele verschiedene Dienstleister für den Markt der freiwilligen Kompensation sowie eine große Varianz verschiedener Zertifizierungsansätze (z.B. CDM Gold-Standard). Als Unito arbeiten wir hinsichtlich Fragen zur Kompensation mit dem Dienstleister und Branchenprimus Atmosfair zusammen. Unito engagiert sich bei einem Klimaschutz-Projekt in Ruanda. Dabei werden Familien beim Kauf energieeffizienter „Save80“-Kochöfen unterstützt. Diese sparen 80 Prozent Feuerholz ein und reduzieren dadurch sowohl Abholzung als auch CO₂-Emissionen. In Ruanda werden als Nahrungsmittel vor allem Mais und Bohnen genutzt, die jedoch besonders lange gekocht werden müssen. Dementsprechend erhöht sich die Nachfrage nach Feuerholz. Ruanda ist eines der am dichtesten besiedelten Länder Afrikas und durch das anhaltende Bevölkerungswachstum steigt die Nachfrage nach Holz als Brennstoff . Bis zu 25 Prozent der weltweiten Rußpartikel entstehen durch die Verbrennung von festen Brennstoffen im Haushalt. Der geringere Holzverbrauch und die Belüftung der „Save80“-Kochöfen sorgen dafür, dass nur wenig Rauch ausgestoßen wird. In armen Ländern wie Ruanda kochen viele Menschen nach wie vor auf offenem Feuer. Da dabei viel Wärme ungenutzt verloren geht und der Verbrennungsprozess schlecht belüftet ist, wird viel Holz benötigt und zudem entsteht viel Rauch Feinstaub. Ruanda verfügt über nahezu keine Wälder mehr. Illegaler Holzeinschlag ist ein weit verbreitetes Phänomen im Land – auch in Schutzgebieten (wo neben den Berggorillas etwa 1000 weitere Tierarten und 2000 Pflanzenspezies beheimatet sind). Der Grund: Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kann sich den Kauf von Brennholz nicht leisten. Durch den Einsatz von effizienten Öfen kann der Holzverbrauch beim Kochen um bis zu 80 Prozent reduziert werden.
  • Die CO2-neutrale Zustellung seit Beginn dieses Jahres war für uns als Unito ein extrem wichtiger Schritt: Beginnend mit 1. Jänner 2021 werden bei allen Marken alle Bestellungen an alle Unito-Kund*innen CO2-neutral zugestellt („letzte Meile“). Außerdem versuchen wir mit unseren Logistik-Partnern, CO2 zu reduzieren. Für 2021 rechnen wir als Unito-Gruppe damit, 1.476.000 kg C02 auszugleichen.
  • Die Otto Group setzt auf Reduzierung der Luftfracht durch Verlagerung auf Schiff und Bahn bei Beschaffungstransporten.
  • Wir achten bei der Ausschreibung für externe IT-Dienstleister, Cloudanbieter und Rechenzentren auf eine hohe Energieeffizienz oder den Einsatz von Ökostrom im Betrieb der externen Rechenzentren.
  • Wir merken zunehmend, dass das Thema auch bei unseren Mitarbeiter*innen relevant ist und hier Initiativen und Engagements aus eigenem Antrieb entstehen, wie bspw. die Kooperation mit der AfB (ausrangierte IT-Geräte werden an die AfB weitergegeben) oder das Restwert-Projekt unserer Schweizer Marken (defekte Artikel werden nach Aufbereitung zum Wiederverkauf angeboten). Dies wollen wir weiter fördern und unsere Mitarbeiter*innen zu wichtigen Multiplikatoren machen.
  • Uns ist bewusst, dass in den Produktionsprozessen weiteres Potenzial liegt, um negative ökologische Auswirkungen zu reduzieren. Deshalb hat die Otto Group bereits erste Projekte initiiert, um Lieferanten durch Energiesparmaßnahmen dabei zu unterstützen, den Treibhausgas-Ausstoß im Produktionsprozess zu reduzieren und investiert in innovative Technologien wie z.B. CleanDye, einem nachhaltigen Färbeverfahren, bei dem spezielle Textilien mit Kohlendioxid anstelle von Wasser gefärbt werden. Auch durch unsere Kooperation mit Cotton made in Africa sparen wir CO2 im Vergleich zu herkömmlicher Baumwolle.
  • Im Bereich der Kreislaufwirtschaft konzentrieren wir als Unito uns jetzt gerade auf das Projekt „Mieten statt kaufen“. Dabei können bestimmte Technikprodukte in unseren Onlineshops gemietet werden – die Laufzeit und damit auch die monatlichen Kosten bestimmt die Kund*in selbst. Unito arbeitet hier mit dem Berliner Start-up Grover zusammen. „Mieten statt kaufen“ ist nachhaltig, weil man ein Produkt nur mietet, solange man es wirklich nutzt – danach wird es weitervermietet und es landet nicht irgendwo in einer Schublade. Das schont Ressourcen und reduziert Elektroschrott. Denn jeder Miet-Zyklus spart die Produktion eines neuen Produkts ein. Bleibt ein Produkt so lange als möglich im Lebenskreislauf, schont das die Ressourcen der Erde und reduziert Elektroschrott. Wie lange ein Artikel vermietet wird, kann man nicht pauschal sagen. Im Durchschnitt wird er je nach Produktgruppe zwischen zwei bis sechs Mal vermietet. Und auch innerhalb einer Produktgruppe unterscheidet sich das: Drohnen zum Beispiel lassen sich öfter vermieten, da sie im Durchschnitt kürzere Laufzeiten haben als etwa Computer oder Monitore. 2019 startete „Mieten statt kaufen“ bei OTTO AT, 2020 wurde es bei Universal und Quelle Österreich eingeführt. Anfangs ging es darum, junge Technik-Fans anzusprechen, mittlerweile sehen wir den Fokus auf der Nachhaltigkeit des Prozesses.
  • Wir wollen auch weitere Kreislaufwirtschaftsprojekte umsetzen, wie etwa eine Altkleiderrücknahme: Kund*innen sollen die Möglichkeit bekommen, gebrauchte Kleidung nicht wegzuwerfen, sondern kostenlos als Kleiderspende zurückzuschicken. Die Kleidung wird dann von einem Sortierbetrieb geprüft und entweder zur Wiederverwendung ins Ausland geschickt (z.B. Osteuropa oder Afrika) oder – wenn sie sich nicht mehr für den Wiederverkauf eignet – recycelt und beispielsweise in der Autoindustrie oder als Putzlappen wiederverwendet. Wir prüfen zudem gerade die Umsetzbarkeit eines Rücknahmesystems für Alt-Möbel.

Wo liegen die größten Herausforderungen?

Ein ständiger Begleiter der Nachhaltigkeitsmaßnahmen ist das Abwägen zwischen Wirtschaftlichkeit und Nachhaltigkeit. Nachhaltigkeit ist im Mainstream angekommen, Kund*innen erwarten sich heute von Unternehmen nachhaltiges Engagement und viele Studien belegen, dass Nachhaltigkeit als e wesentliches Kaufkriterium . Jedoch ist Kaufkriterium Nummer eins der Preis – und im Zweifel entscheiden sich Kund*innen dann doch für die preiswerte Alternative und nicht für das teurere und nachhaltig produzierte Produkt. Ein weiteres Beispiel: Wenn man den Kund*innen eine alternative Einkaufsmöglichkeit anbietet, wie etwa bei „Mieten statt kaufen“, aber die Nachfrage noch nicht so groß ist, muss man Nachhaltigkeit als langfristiges Investment sehen, bis solche Angebote auch in relevanten Mengen angenommen werden. Wichtig ist bei all dem Engagement auch, glaubwürdig zu bleiben: Gerade bei den Klimaschutzmaßnahmen ist es uns wichtig, so transparent als möglich zu kommunizieren, dass unsere CO2-neutrale Zustellung nicht nur auf Kompensation beruht, sondern wir gemeinsam mit unseren Transportpartnern daran arbeiten, CO2 zu vermeiden und zu reduzieren.

Eine Best-Practice-Maßnahme aus Ihrem Haus?

Unsere Kolleg*innen im IT-Bereich arbeiten seit 2018 mit AfB (Arbeit für Menschen mit Behinderung), Europas größtem gemeinnützigen IT-Unternehmen, zusammen. Ausrangierte IT- und Mobilgeräte werden an dieses gemeinnützige Unternehmen weitergegeben und nach Wiederaufbereitung im AfB-Shop weiterverkauft. Durch diese Kooperation werden die Geräte in den Verwendungs-Kreislauf rückgeführt und dabei auch Arbeitsplätze für Menschen mit Beeinträchtigung geschaffen. Das anerkannte Inklusionsunternehmen mit rund 500 Mitarbeiter*innen in fünf Ländern beschäftigt zu rund 45 Prozent Menschen, die körperlich oder geistig beeinträchtigt sind. Am Jahr 2020 hat unser Unternehmen AfB 209 IT-  Mobilgeräte mit einem Gesamtgewicht von 1,2 Tonnen übergeben. 77 Prozent der Geräte konnten wiedervermarktet werden, der Rest (irreparable oder veraltete Geräte) wird von der AfB zur Ersatzteilgewinnung in ihre Bestandteile zerlegt.