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Corona beschleunigt Transformation

Die wirtschaftlichen Folgen der globalen Ausbreitung des Coronavirus treffen die Großunternehmen weltweit schwer.

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Foto: miroslavachrienova-pixabay-covid

Laut einer aktuellen Befragung der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY gehen 73 Prozent der Unternehmen weltweit von massiven Auswirkungen auf die internationale Wirtschaft aus. Der Rest der Unternehmen erwartet immerhin kleinere Effekte. Dass COVID-19 die Wirtschaft nicht berührt, glaubt inzwischen keines der Unternehmen mehr. Auch die Furcht um die eigene Profitabilität steigt: 39 Prozent erwarten eine starke Belastung ihrer Rentabilität und Margen. Nur fünf Prozent vermuten keine Auswirkungen.

  • Vier von zehn Unternehmen erwarten schwerwiegende Auswirkungen auf die eigene Marge
  • Unternehmen beschleunigen eigene Transformation – gut jedes zweite verändert seine Lieferketten, mehr als jedes dritte setzt auf Automatisierung
  • Autoindustrie und Maschinenbau aus Sicht der Befragten am stärksten betroffen
  • Sinkende Preise auf dem M&A-Markt könnten zu Übernahmewelle führen

Die wirtschaftlichen Folgen der globalen Ausbreitung des Coronavirus treffen die Großunternehmen weltweit schwer. Laut einer aktuellen Befragung der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY gehen 73 Prozent der Unternehmen weltweit von massiven Auswirkungen auf die internationale Wirtschaft aus. Der Rest der Unternehmen erwartet immerhin kleinere Effekte. Dass COVID-19 die Wirtschaft nicht berührt, glaubt inzwischen keines der Unternehmen mehr. Auch die Furcht um die eigene Profitabilität steigt: 39 Prozent erwarten eine starke Belastung ihrer Rentabilität und Margen. Nur fünf Prozent vermuten keine Auswirkungen.

Das sind Ergebnisse des aktuellen „Capital Confidence Barometer“ der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY. Basis der Studie ist eine Umfrage unter 2.900 Managern in Großunternehmen weltweit.

Unternehmen beschleunigen eigene Transformation: Automatisierung, Lieferketten und Digitalisierung

Auch wenn es in vielen Unternehmen zu schmerzhaften Einschnitten beim Personal kommen wird, will immerhin ein knappes Drittel der Unternehmen ihren derzeitigen Personalstand beibehalten. Mehr als 90 Prozent der Betriebe fassen dagegen Anpassungen der Lieferketten, eine verstärkte Automatisierung und eine beschleunigte digitale Transformation ins Auge. Bereits jetzt arbeitet mehr als jeder zweite Betrieb (52 %) an einer Veränderung der Lieferkette, mehr als jedes dritte Unternehmen (36 %) setzt auf verstärkte Automatisierung.

„Etliche Unternehmen haben schon vor der Corona-Krise einen harten Sparkurs gefahren – der wird jetzt noch deutlich an Intensität gewinnen“, erwartet Gunther Reimoser, Country Managing Partner von EY Österreich. „Ein weiteres Ergebnis der aktuellen Krise wird die Erkenntnis sein, dass die digitale Transformation noch viel zügiger umgesetzt werden muss. Ohne ein funktionierendes digitales Geschäftsmodell wird es zukünftig nicht mehr gehen. Schonungslos wurden in den vergangenen Wochen auch die Schwachstellen in den Lieferketten aufgedeckt. Auch hier werden viele Unternehmen zügig nachbessern.“

Die Auswirkungen auf die Beschäftigung seien in Österreich schon spürbar, meint Reimoser. Denn: „Beim Personal haben die Unternehmen ebenfalls aus der Finanzkrise gelernt: Die Unternehmen, die damals an ihren Mitarbeitern festgehalten haben, konnten vom anschließenden Aufschwung profitieren und sind verhältnismäßig gut aus der Krise gekommen. Die umsichtige Nutzung der öffentlichen Unterstützungen für Kurzarbeit half damals bei der Planung der Unternehmen. Auch jetzt greifen viele Betriebe auf Kurzarbeitsbeihilfen zurück und suchen nach Wegen, den Beschäftigungsstand möglichst stabil zu halten.“

Autoindustrie und Maschinenbau am stärksten betroffen

Allerdings sind die Branchen nach Einschätzung der Unternehmen derzeit unterschiedlich betroffen. 27 Prozent der Befragten weltweit gehen davon aus, dass die Autoindustrie besonders schwer erschüttert wird. 23 Prozent erwarten starke Auswirkungen auf den Maschinenbau. Auch der Handel wird aus Sicht von 15 Prozent der Befragten im Zentrum der Corona-Krise stehen. 

„Die Menschen verlassen kaum das Haus und konsumieren weniger. Firmen und Mitarbeiter wissen nicht wie es weitergeht und halten sich mit Investitionen zurück. In vielen Bereichen stockt die Produktion – auch weil infolge unterbrochener Lieferketten Teile fehlen. Das führt gerade in der Autoindustrie, aber auch im Maschinenbau zu Umsatzeinbußen. Der Handel bietet dagegen ein geteiltes Bild: Während Unternehmen mit Produkten des täglichen Bedarfes und einem guten Onlinehandel ausgelastet sind, ist der Absatz bei anderen praktisch zum Erliegen gekommen“, so Reimoser.

Folgt auf die Krise ein M&A-Boom? Unternehmen setzen auf günstige Kaufgelegenheiten

Weltweit setzen aktuell rund zwei von fünf Konzernen als Folge der COVID-19-Pandemie und im Zusammenhang mit der eigenen M&A-Strategie auf sinkende Bewertungen von Zielunternehmen. Mehr als jedes dritte Unternehmen richtet aber einen stärkeren Fokus auf die Belastbarkeit des Zielunternehmens.

Eva-Maria Berchtold, Partnerin und Leiterin des Bereichs Transaction Advisory Services bei EY Österreich: „Die Unternehmen weltweit beobachten den M&A-Markt nun mit besonders wachem Blick. In der akuten Phase der Corona-Krise werden sich interessierte Käufer zwar zunächst zurückhalten, da sich die meisten Unternehmen zunächst um die Stabilisierung des eigenen Geschäfts und die Sicherung der Liquidität kümmern. Wir rechnen aber damit, dass es anschließend angesichts sinkender Bewertungen von Übernahmekandidaten zu einem deutlichen Anstieg der M&A-Aktivitäten kommen wird. Das ist ein Lerneffekt aus der Finanzkrise, nach der sich viele aus Vorsicht zunächst nicht an Fusionen und Übernahmen herangetraut hatten. Dabei hätten damals schon hochwertige und verhältnismäßig günstige Übernahmekandidaten den Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil bringen können.“