Digitaler Frühjahrsputz
Ein unsichtbarer Beitrag zum Klimaschutz. Gastkommentar von Annette Brunsmeier, Strategy Lead UX & Sustainability bei Fujitsu,
Der Faktor Nachhaltigkeit wird heute in den meisten Lebensbereichen zumindest mitgedacht – beim Einkaufen zum Beispiel, oder auch bei Fahrten von A nach B. Eines wird aber manchmal vergessen: In einer digital vernetzten Welt hinterlassen wir täglich einen beachtlichen CO2-Fußabdruck. Die gute Nachricht ist: Jede*r kann durch die bewusste Nutzung digitaler Technologien einen Beitrag zur CO2-Reduktion leisten.
Um Wasser zu sparen und unseren Wald zu schonen, wird weniger ausgedruckt, Office-Abfall wird getrennt und die Obstschale füllt sich mit regionalen, saisonalen Produkten. In der realen Welt spricht man über greifbare, klar ersichtliche Einsparungsmaßnahmen, die digitale Welt wird jedoch viel zu oft außer Acht gelassen.
Ein einfaches Beispiel: Wie viele Mails, die nicht einmal geöffnet werden, füllen tagein tagaus den Posteingang? Spam, Junk oder Newsletter, zu denen man sich wegen eines Rabatts irgendwann mal angemeldet hat? Weltweit gesehen werden ca. 333.000.000.000 E-Mails am Tag verschickt. Ein einziges E-Mail verursacht 2 bis 4 Gramm CO2 – sind Anhänge dabei, Signaturen mit Bildern oder große Dateien, erhöht sich dieser Wert noch um ein Vielfaches. Also: Alle E-Mails, die täglich verschickt werden, verursachen gesamt mindestens 666 000 Tonnen CO2. Das entspricht 2,1 Millionen Passagieren, die von München nach London fliegen – jeden Tag!
Digital Cleanups und neue Gewohnheiten reduzieren den digitalen Ballast
Das Aufräumen unnötiger digitaler Inhalte verringert nicht nur CO2-Emissionen, sondern steigert auch die Leistung unserer Geräte. Dies ist ein einfacher Schritt, um unseren digitalen Fußabdruck zu reduzieren und einen positiven Beitrag zum Umweltschutz zu leisten.
Um sich einen Überblick über die eigenen „Baustellen“ zu machen, bietet sich ein geblocktes Zeitfenster für einen Digital Cleanup natürlich an. Wichtig dabei: Einmal reicht nicht – es braucht neue Routinen und digitale Gewohnheiten. Schließlich putzt man sein Haus ja auch nicht nur einmal im Frühling. Mit nur 5 Minuten am Tag kann man bereits viel Erreichen: Das Deaktivieren unnötiger Benachrichtigungen, das Abbestellen ungelesener Newsletter, das Deinstallieren unbenutzter Apps auf dem Smartphone – all das reduziert unseren digitalen Ballast, senkt den Energieverbrauch der Rechenzentren, die diese Daten speichern, und hilft zugleich einen besseren Überblick zu behalten. Besonders Duplikate, alte Downloads und temporäre Dateien nehmen unnötig Speicherplatz ein. Ein digitaler Frühjahrsputz kann mehrere Gigabyte an unnötigen Daten freisetzen und reduziert den Energiebedarf zur Datenspeicherung erheblich.
Die Streaming-Qualität bewusst wählen ist ein weiterer einfacher Schritt. Hochauflösende Videos verbrauchen deutlich mehr Datenvolumen und somit Energie. Wenn Videos nicht unbedingt in 4K-Qualität benötigt werden, reicht die mittlere Auflösung völlig – vorallem auf dem Smartphone. Das gilt auch für Video-Calls: Sofern nicht zwingend notwendig, Kamera auch gerne mal ausschalten.
Auch energiesparende Suchmaschinen und Browser zu verwenden, macht einen spürbaren Unterschied im täglichen digitalen Leben. Alternativ-Suchmaschinen pflanzen für die Suchanfragen zum Beispiel Bäume, während Browser-Erweiterungen unnötige Skripte und Werbung blockieren können, was den Datenverbrauch reduziert. Das bewusste Schließen ungenutzter Tabs spart zusätzlich Systemressourcen und somit Strom.
Wiederverwendung hat den meisten Impact
Digitale Geräte effizient nutzen, richtig entsorgen und vorallem auch wiederzuverwenden ist wahrscheinlich eine der wirksamsten Maßnahmen. Ein großer Teil des CO2-Fußabdrucks eines Smartphones oder Computers entsteht bereits bei der Herstellung – dabei nutzen wir sie oft nur wenige Jahre. Regelmäßig installierte Updates, der Tausch von einzelnen Komponenten und die korrekte Entsorgung können unnötige Neuanschaffungen vermeiden und dank eines fachgerechten Recyclings die Wiederverwendung wertvoller Rohstoffe sichern.
Und auch in Rechenzentren gibt es viele Möglichkeiten seinen ökologischen Fußabdruck zu minimieren und gleichzeitig die Effizienz zu steigern: Von der Nutzung erneuerbarer Energien bis hin zur Optimierung betrieblicher Abläufe.
Greifen alltägliche, kleine und große, umfassende Zahnräder ineinander, können wir gemeinsam Lösungen für mehr digitale Nachhaltigkeit finden. Und das fängt im Kleinen bei unseren „digitalen Gewohnheiten“ an.