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Johannes Lindner, ifte

Menschen, die aktiv Ideen umsetzen, sind der Motor für Weiterentwicklung.

Johannes Lindner, Initiative für Teaching Entrepreneurship
Foto: privat

Johannes Lindner, Gründer und Vorsitzender des Vorstands, ifte – Initiative for Teaching Entrepreneurship #Entrepreneurship4Youth

Entrepreneurship Education – damit Kinder und Jugendliche zu Gestalter*innen der Zukunft werden. Das ist die Vision von Johannes Lindner – und der Grund, warum er im Jahr 2000 „ifte – die Initiative for Teaching Entrepreneurship“ gründete. Seither wurden unzählige Formate zielgruppenspezifisch entwickelt, wissenschaftlich beforscht, international geteilt und vielfach ausgezeichnet.

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Hemma Bieser, avantsmart, Laudatorin, Johannes Lindner, ifte, Roswitha Reisinger, BUSINESSART feelimage/Matern

Die Weichen für sein Engagement für junge Menschen wurden bei Johannes Lindner während des Zivildienstes gestellt, wo er sich für das gemeinsame Lernen von Jugendlichen und ihre Möglichkeiten der Teilhabe begeisterte. Die zweite Säule seines Engagements, die Entrepreneurship Education entstand während seiner Mitarbeit an der Reform der Wirtschaftslehrer*innenbildung Mitte der 1990er-Jahre in Bulgarien. Bulgariens Wirtschaft war damals durch Klientelismus geprägt. Entrepreneurship Education wurde dort als neues Verständnis von Wirtschaft positiv aufgegriffen und insbesondere in den Wirtschaftsgymnasien im Curriculum etabliert.  

Die Gründung des ifte im Jahr 2000 war, so gesehen, die logische Folge, um seine Vision einer Welt umzusetzen, in der schöpferische Menschen (= Entrepreneure) gemeinsam gesellschaftliche Probleme lösen – für eine bessere Zukunft. Entscheidend sei, dass junge Menschen bereits in ihrer Ausbildung lernen, aktiv an der Gesellschaft teilzuhaben, meint Lindner. Indem sie sich Ziele stecken, mit Rückschlägen und Herausforderungen umgehen lernen, kreativ an neuen Lösungen arbeiten und die Zukunft voller Chancen und Möglichkeiten sehen. Lindner gelang es, ein gutes Team um sich zu versammeln, langjährige Partnerschaften aufzubauen und erfolgreiche Schritte zur Implementierung umzusetzen.  

BUSINESSART: Was bedeutet Entrepreneurship Education für dich, und welche Aspekte gehören dazu?

Johannes Lindner: Für uns bedeutet Entrepreneurship Education die Kultivierung einer Denkweise und eines Entrepreneurial Mindsets. Entrepreneurship Education zielt darauf ab, das Selbstwertgefühl und das Selbstvertrauen zu fördern, indem die Talente und die Kreativität der/des Einzelnen genutzt werden. Gleich­zeitig werden das relevante Wissen sowie Fertigkeiten und Fähigkeiten (Passion und Feuer) aufgebaut, die den Lernenden helfen, eigene Ideen mit Wert zu entwickeln und umzuset­zen.

Wie sieht es diesbezüglich mit dem österreichischen Bildungssystem aus? Wird Entrepreneurship Education, so wie du das verstehst, ausreichend gefördert?

Eine Stärke ist die Bottom-up-Ebene, bei der engagierte Lehrer*innen Wege finden und aufzeigen, wie Innovationen im eigenen Unterricht – in unserem Fall Entrepreneurship Education – integriert werden können. Dieser Weg ist ein ganz zentraler und wichtiger für unsere Arbeit. Es braucht Pionier*innen, die ihre Kolleg*innen begeistern.

Es freut mich sehr, dass es auch Möglichkeiten der Verankerung in der Struktur gibt, z.B. aktuell in den Lehrplänen der Primarstufe und Sekundarstufe I. Die nächsten vier Jahre werden zeigen, ob es gelingt – die Ausweitung auf eine große Zahl an Schulen ist eine Herausforderung und braucht ein ganzes Netzwerk an Partner*innen.

Welchen Beitrag kann Entrepreneurship Education zur Stärkung der Demokratie und einer verantwortungsvollen Gesellschaft leisten?

Die Bewältigung von Herausforderungen in der Gesellschaft und in der Wirtschaft braucht selbstbewusste und mündige Bürger*innen, die ihr Leben und die Gesellschaft durch unternehmerische und gesellschaftliche Initiativen mit Zuversicht (mit)gestalten. Menschen, die aktiv Ideen umsetzen, sind der Motor für Weiterentwicklung und wirtschaft­liche Prosperität. Es gäbe keine Kunst und keine Schulen, keine Autos und keine Medika­mente, keinen Rechtsstaat und auch keine Demokratie, wenn sich Menschen nicht immer und immer wieder für Ideen einsetzten und gesellschaftliche Spielregeln veränderten.

Das gilt auch für das Thema „Nachhaltigkeit“, oder?

Unser Verständnis von Entrepreneurship Education ist mit ökologischer und sozialer Sensibilität verknüpft. Die Jugendlichen von heute werden die nachhaltige Gesellschaft und Wirtschaft gestalten.

Die Transformation hin zu einer nachhaltigen und gerechten Gesellschaft ist eine große Aufgabe. Ich glaube, dass in der Bildung viele Kolleg*innen ein Problembewusstsein mit ihren Lernenden entwickeln. Es ist allerdings noch ein weiterer Schritt wichtig, denn jedes Kind und jede*r Jugendliche kann durch seine eigenen Ideen die Transformation mitgestalten und so an Entscheidungsprozessen teilhaben.

Was sind die drei wesentlichen Nachhaltigkeits-Herausforderungen im Bildungssystem?

Das Bildungssystem ist ein Spiegelbild unserer Gesellschaft. Der Schritt vom Bewusstsein zum nachhaltigen Handeln ist eine zentrale Herausforderung.

Kinder und Jugendliche wollen Ideen für eine bessere Zukunft entwickeln, das zeigt sich ganz stark bei der Youth Entrepreneurship Week.  Jugendliche wollen mitgestalten, das gilt es zu ermöglichen und auch ernst zu nehmen.

Demokratische Prozesse und Werte kann man nicht auswendig lernen. Ihre Entfaltung benötigt eine Mischung aus Zuhören, überzeugender Argumentation und der Bereitschaft, aufeinander einzugehen. Debattierclubs bieten dafür ein gutes Podium und schaffen einen Freiraum, um neue Ideen für die Zivilgesellschaft zu entwickeln.

Was bedeutet „gestalten“ für dich?

Arbeiten im Netzwerk mit viel Passion und Begeisterung ;-)

Wie lautet der Leitsatz deines Lebens?

Sag nicht „fang an“, sondern „mach‘ mit“, wenn du etwas erledigst haben willst!

Johannes Lindner
Foto: Privat

ifte – Initiative for Teaching Entrepreneurship, Wien
Branche: Bildung
Anzahl der Mitarbeiter*innen: 12
Website: www.ifte.at

Aktivitäten des ifte:

Jährliche Fixpunkte sind der Entrepreneurship Summit Wien, der Ideen-Wettbewerb „Next Generation“, die Staatsmeisterschaft „Schüler*innen debattieren“ sowie auf europäischer Ebene der „Youth Start – European Entrepreneurship Award“ und die Global Entrepreneurship Week. Darüber hinaus gibt es Initiativen wie „Starte Dein Projekt“ oder das „Young Entrepreneur Programm“ mit denen Jugendliche bei der Umsetzung eigener Ideen – konform mit den SDGs – unterstützt werden und 105 Youth Entrepreneurship Weeks 2023/24. Für Lehrpersonen werden zahlreiche Aus- und Fortbildungen an der KPH Wien/Krems und weiteren Pädagogischen Hochschulen wie die Kitzbüheler Sommerhochschule oder „Lehrer*innen in die Wirtschaft“ organisiert.