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Kein 08/15-Job

"Jede*r der zu uns kommt, muss flexibel sein, kann sich einbringen und kreativ sein. Ich erwarte das auch. Ein 0815-Job ist bei uns sicher nicht zu machen", sagt Susanne Formanek, GRÜNSTATTGRAU.

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Susanne Formanek Fotocredit Niko Formanek

Wo finden Sie die richtigen Mitarbeiter*innen?

Unsere Leute sind spontan gekommen. Viele waren noch im Studium und haben uns angesprochen, ob sie bei uns ein Praktikum oder ein Volontariat machen können. Fast alle sind dann wirklich bei uns geblieben. So haben wir unser Team aufgebaut und Jede*r hat seien Rolle selbst weiterentwickelt. Deswegen sind es sehr viele junge Menschen. Auf der anderen Seite haben wir gesehen, wenn wir eine normale Stellenausschreibung machen, funktioniert das überhaupt nicht. Das war wirklich deprimierend. Da sind Leute gekommen und gesagt haben: „Ja, ich bin eh grün, aber so grün bin ich dann auch nicht, dass ich dann wirklich viel arbeiten möchte.“

Wir schreiben es manchmal nur über LinkedIn aus. Wenn jemand mitdiskutiert, sich weiter informiert und gut vernetzt ist und ein technisches Verständnis hat, dann hat er die richtigen Voraussetzungen. Neben Landschaftsplanung sind Disziplinen von Wasserwirtschaft über Raumordnung bis Materialökologie wichtig. Bei Leuten, die mit mir über Social Media verbunden sind, und lesen was ich schreibe bzw. mitdiskutieren bin ich mir sicher, dass sie gut passen könnten. Das hat immer super funktioniert.

Was ist Ihnen bei neuen Mitarbeiter*innen sonst noch wichtig?

Basiswissen ist gut, aber es steht bei mir nicht an erster Stelle. Die Technik geht so schnell weiter, dass man alles dazulernen kann, wenn man möchte. Ich kenne viele Menschen, die ganz andere Ausbildungen gemacht haben und ihren Beruf sehr gut machen. Wenn man möchte, dann kann man sich alles aneignen. Man muss bei uns natürlich schon ein vernetzendes Denken und ein bisschen naturwissenschaftlich-technisches Verständnis haben, zum Beispiel Basis-physikalische Vorgänge wie Verdunstung verstehen. Ansonsten muss das Team die Neue oder den Neuen akzeptieren. Er oder sie muss gut dazu passen. Und Loyalität und Dienstleistungsorientierung sind ganz wichtig.

Wie erkennen Sie, dass jemand gut in die Rolle und ins Unternehmen passt?

Wenn man mitbekommt, dass sich Mitarbeiter*innen gegenseitig schätzen. Dass die anderen auch gelobt werden. Mir ist sehr wichtig, dass sie auch vor dem Vorhang treten. Wenn junge Menschen von der Uni kommen, trauen sie sich oft nicht zu auf einer Bühne zu stehen, aber sie haben es alle gelernt. Man kann es lernen, wenn man es will. Und dass sie auch alle wollen, das ist super. Alle passen gut, wenn ich sehe, dass sie das Innovationslabor gut mitentwickelt haben und unsere Steuerungsziele erreicht haben.

Was ist wichtig, dass die Einarbeitung gelingt?

Wir haben ein On-Boardingprozess. Es ist ganz wichtig die Genese zu verstehen und das Mindset mitzutragen. Es ist nicht nur das Arbeiten per se. Wir haben ja wirklich am Reißbrett angefangen. Da war nichts, kein Ordner, kein Bankkonto – wir haben bei Null angefangen und unsere Strukturen selbst aufbauen müssen. Gott sei Dank hatten wir den Verband als Eigentümer, der uns sehr unterstützt hat. Man muss das Organisatorische bei uns lernen, aber ich merke auch, dass die Vision eigentlich schwer zu vermitteln ist. Wir sind dabei, die neue Strategie für die nächsten fünf Jahren niederzuschreiben, aber es ist nicht dasselbe, wenn man etwas liest. Ich mache das ganz gerne, wenn jemand neu ist, dass ich ihn oder sie zu Veranstaltungen, zu Vorträgen, zu Gesprächen mitnehme. Damit diejenigen selber hören, was ich sage und wie Menschen um uns auf uns reagieren. Das breite Echo und die positiven Reaktionen geben uns viel Energie, die es gilt auch ans ganze Team zu vermitteln. Das ist ganz anders, als wenn jemand ein Dokument liest.

Zu einem gelungenen Onboarding gehört noch die Einarbeitung ins Team. Dass die eine dem anderen hilft. Das ist ganz wichtig. Wir leben Holacracy nicht 1:1 aber sich in kleinere Gruppen zusammenzufinden, dort miteinander zu arbeiten hilft auch die eigene Rolle zu verstehen. Wir haben Zuständigkeitsdefinitionen, damit Jede*r auch ganz genau weiß, für was er bzw. sie zuständig ist. Mir ist es wahnsinnig wichtig, Backups zu haben. Jeder Mensch ist ersetzbar. Muss er bzw. sie sein. Und deswegen ist es auch so wichtig, nicht nur die Personen oder den Arbeitsplatz zu beschreiben, sondern die Rollen. Man muss sich mit der Rolle identifizieren. Es passiert auch immer wieder, dass wir festgestellt haben, der oder die ist für diesen Job nicht geeignet. Da hat es Veränderung gebraucht. Alle haben ihre Stärken. Im Innovationslabor haben wir das nicht so statisch definiert – Jede*r hat in seiner Rolle dann auch das Innovationlabor weiterentwickelt. Sie motivieren sich auch gegenseitig. Das ist das Schöne. Ein Beispiel: Ein Teammitglied hat ein Weiterbildungsmodul erstellt und wir haben es gemeinsam ausgerollt, somit wurden die anderen motiviert, in ihrem Bereich darauf zu achten, was sie aufbauen können. Sie versuchen sich auch gegenseitig weiterzuentwickeln. Von Anfang an wurde dem Team vermittelt, dass wir noch nicht fertig entwickelt sind. Jede*r der zu uns kommt, muss flexibel sein, kann sich einbringen und kreativ sein. Ich erwarte das auch. Ein 0815-Job ist bei uns sicher nicht zu machen.