Warum wir einen systeminnovativen Ansatz für eine echte Circular Economy brauchen
Kommentar von Karin Huber-Heim, Executive Director Circular Economy Forum Austria
Seit Dezember 2022 verfügt Österreich über eine international viel beachtete nationale Kreislaufwirtschaftsstrategie. Als erst drittes Land – nach Finnland und den Niederlanden – beinhaltet unsere Transformationsstrategie für Wirtschaft und Gesellschaft quantitative Reduktionsziele bis 2050.
Um rasch vom Reden zum Handeln zu kommen, ist es aber entscheidend, dass Österreich ebenso wie andere EU-Mitgliedstaaten, seine Bemühungen erheblich verstärkt und die erforderlichen strukturellen Veränderungen für eine zirkuläre, regenerative und kohlenstoffarme Wirtschaft zügig in die Wege leitet. Denn nur so können gleichzeitig Innovationschancen ergriffen und Klimaziele erreicht werden.
Ein wichtiger Schritt besteht darin, den Übergang zu einer Kreislaufwirtschaft in relevanten Wirtschaftssektoren durch einen koordinierten und kohärenten nationalen Prozess, der auf internationalem Austausch basiert, zu gestalten und zu fördern. Die Regierung und die Interessenvertretungen müssen beginnen, ihre Aktivitäten gemeinsam und koordiniert abzubilden. Der Kapazitätsaufbau bei politischen Entscheidungsträger*innen hinsichtlich des Gesamtkonzeptes einer regenerativen Kreislaufwirtschaft sowie der Bereiche Systeminnovation, Klima- und Biodiversitätsökonomie ist zu fördern und in einen datenbasierten Gesamtzusammenhang zu stellen, der langfristige strategische Entscheidungen ermöglicht.
Es muss uns klar sein, dass einzelne Innovationsprojekte und Unternehmenslösungen allein das zugrundeliegende System nicht grundlegend verändern und somit weder eine Transformation herbeiführen noch die Klimakrise wirksam bekämpfen können.
Derzeit liegt das Schwergewicht österreichischer Aktivitäten noch im Abfallmanagement, in Recyclingtechnologien und Materialersatzlösungen. Technologische Lösungen sind zwar wichtig, aber eine Innovation für das 21. Jahrhundert muss auch die Entwicklung von neuen Fähigkeiten, die Erprobung neuer Geschäftsmodelle und den Aufbau neuer Wertschöpfungskreisläufe für Sekundärmaterialien umfassen. Es bedarf neuer Ansätze, die neue Märkte für Unternehmenslösungen eröffnen und durch kontinuierliches Lernen unterstützt werden.
Innovationen müssen genutzt werden, um den Wandel in großem Umfang und schnell voranzutreiben. Nur so können wir transformative Klimaziele erreichen, durch kooperativen Wettbewerb zukunftsfähig werden und ein gutes Leben für alle am Wirtschaftsstandort Österreich sichern.
ZIELE DER ÖSTERREICHISCHEN KREISLAUFWIRTSCHAFTSSTRATEGIE 2022
- Reduktion des Ressourcenverbrauchs
- Inländischer Materialverbrauch (DMC): maximal 14 Tonnen pro Kopf/Jahr (2030)
- Material-Fußabdruck (MF): maximal 7 Tonnen pro Kopf/Jahr (2050)
- Steigerung Ressourcenproduktivität um 50 Prozent (2030)
- Steigerung Zirkularitätsrate auf 18 Prozent (2030)
- Reduktion Konsum privater Haushalte um 10 Prozent (2030)