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60 Mrd pro Jahr für den Klimaschutz

Mit nachhaltiger Beschaffung können jährlich mehr als 60 Mrd Euro allein an öffentlichen Geldern für den Klimaschutz mobilisiert werden. Die Instrumente dafür liegen vor.

Holger Hoff, Wegener Center bei seinem Vortrag im Industry Circle "gruene Beschaffung". Foto: markus-palzer-khomenko

Über 60 Mrd Euro geben Bund und Länder in Österreich jedes Jahr für Beschaffung aus. Im Climate Lab haben sich große Unternehmen und Climate Lab Partner mit
Unterstützung der Schiefer Rechtsanwaltskanzlei angesehen, wie das für Klimawende und Kreislaufwirtschaft genützt werden kann - ohne neues Geld in die Hand zu nehmen. Dann nämlich, wenn bestehende Ausgaben umgeschichtet werden. Dieser Hebel ist in Österreich über 60 Mrd Euro schwer – pro Jahr! Das sind ~18% des österreichischen BIPs.

Darüber hinaus geben auch Unternehmen Jahr für Jahr enorme Summen für Beschaffung aus. In der Klimakrise könnten Einkaufsabteilungen zu heimlichen
Helden werden.

Das Geld liegt in Scope 3

Emissionen der öffentlichen Hand und von Unternehmen werden generell in 3 “Scopes” unterteilt:
● Scope 1 sind jene Emissionen, die vom Unternehmen direkt durch die Gebäude, Produktion und den Fuhrpark verursacht werden.
● Scope 2 wiederum fasst indirekte Emissionen, z.B. durch den verbrauchten Strom oder Fernwärme, zusammen.
● Scope 3 bezeichnet schließlich sämtliche Emissionen, auf die das Unternehmen keinen direkten Einfluss hat, die aber mit den Aktivitäten des Unternehmens in Zusammenhang
stehen. Das betrifft die Lieferkette, Pendelverhalten, Abfälle, Investments bis hin zu den Emissionen, die im Laufe des Lebenszyklus der verkauften Produkte anfallen.
Nahezu 80 % der Emissionen fallen unter Scope 3, entstehen somit außerhalb der Behörde oder des Unternehmens durch Beschaffung, Lieferkette und Ähnliches. Und genau hier lassen sich enorme Summen in Richtung Nachhaltigkeit umleiten. Dann nämlich, wenn der Einkauf von Produkten und Dienstleistungen an Bedingungen im Sinne von Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft geknüpft wird.
 

Damit das geschieht, braucht es den geeigneten Rechtsrahmen. Und dafür gibt es einen Plan: “naBe” – der österreichische Aktionsplan für nachhaltige Beschaffung der Bundesbeschaffung GmbH (BBG), finanziert aus den Mitteln des Klimaschutzministeriums. Darin enthalten sind Kriterien für eine nachhaltige Beschaffung für 16 Produktgruppen, vom Hoch/Tiefbau über Fahrzeuge, Elektronik und Möbel bis hin zu Events, Garten oder Reinigung. 2019 wurde dazu auch die naBe-Plattform in der BBG als Servicestelle und erste Anlaufstelle eingerichtet. Sie ist öffentlich zugänglich und kann von Unternehmen bei Beschaffungsprozessen genutzt werden.

Zur naBE-Plattform mit Tipps für die Beschaffung von 16 Produktgruppen, darunter Fahrzeuge, Reinigung, Lampen, Papier,...

Wettbewerb und Mitarbeiter*innen treiben die Transformation an

Unternehmen, die für bessere Wettbewerbsfähigkeit ihren ökologischen Fußabdruck verbessern
wollen, müssen ihrerseits selbst auf nachhaltigen Einkauf achten. Neben den wachsenden
Anforderungen der Auftraggeber sind die eigenen Beschäftigten ein weiterer Faktor, der
zunehmend an Bedeutung gewinnt. Immer mehr Menschen wünschen sich einen nachhaltigen
Arbeitsplatz, der zu einer besseren Zukunft beiträgt, anstatt sie zu zerstören.

Widerstand ist die Empfangsbestätigung

Die Erfahrung zeigt, dass es etwa drei Jahre dauert, bis sich mehr Nachhaltigkeit in der Unternehmenskultur manifestiert. In dieser Zeit muss man zwar auch mit Widerständen rechnen, aber “Widerstand ist die Empfangsbestätigung dafür, dass die Nachricht angekommen ist. Gleichgültigkeit wäre da viel schlimmer”, findet Johannes Naimer-Stach von der Klimaschutzakademie. Damit die Message gut ankommt und auch möglichst positiv aufgenommen wird, gibt es viele kreative Möglichkeiten. Klimaquizze, Green Minutes oder Klimaschauplätze können auf kreative Weise das Bewusstsein für nachhaltige Produktion und Beschaffung schärfen, ohne zu belehren.

Über das Climate Lab

Das Climate Lab ist ein Ort für Lösungen für Klimawende und Kreislaufwirtschaft. Unternehmenspartner werden bei Projekten auf dem Weg zur Klimaneutralität und Nachhaltigkeit begleitet und unterstützt. Darüber hinaus wird eine Community aus Start-ups und Scale-ups betreut, die Coworking und Netzwerk Angebot nutzen, entwickeln, ein Netzwerk aus Organisationen und Behörden, die sich für Klimaschutz und Kreislaufwirtschaft einsetzen, gepflegt und die Climate Stage als Veranstaltungsort betrieben .