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Ein Drittel der Beschäftigten in Österreich ist „gefangen im falschen Job“

Sieben von zehn Beschäftigten in Österreich arbeiten in einem Job, der ihrer Ausbildung und ihrem höchsten abgeschlossenen Qualifikationsniveau entspricht. Das bedeutet aber auch, dass ein Drittel über- oder unterqualifiziert ist. Das zeigt eine aktuelle Auswertung des Österreichischen Arbeitsklima Index.

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Foto: pixabay - Laborratte pixabay - Laborratte

Vor allem Überqualifizierte sind häufig unzufrieden in ihrem Job und wollen deutlich häufiger die Firma oder sogar den Beruf wechseln als andere Beschäftigte. „Für die Betroffenen ist diese Situation nicht zufriedenstellend. Und auch die Betriebe können kein Interesse daran haben, dass hier die Potenziale von hunderttausenden gut ausgebildeten Menschen brachliegen“, sagt AK-Präsident Dr. Johann Kalliauer.

Häufig überqualifiziert sind Beschäftigte aus Wien, Migranten/-innen, Akademiker/-innen sowie Teilzeitkräfte und andere atypisch Beschäftigte. Personen, die in den vergangenen zwölf Monaten arbeitslos waren, müssen beim Wiedereintritt in den Arbeitsmarkt häufig auf Jobs ausweichen, für die sie überqualifiziert sind. Die Verlierer sind Menschen mit geringem Bildungsniveau – sie werden in Hilfsjobs gedrängt oder arbeitslos.

Besonders unzufrieden sind Überqualifizierte mit den Aufstiegs- und Entwicklungsmöglichkeiten. Nur ein Viertel der Überqualifizierten mit Lehrabschluss, die zumeist in einfachen Hilfsarbeiterjobs arbeiten, ist damit zufrieden. Im Durchschnitt aller Beschäftigten in Österreich sind es mehr als 60 Prozent. Wenig überraschend wollen daher 28 Prozent der Beschäftigten, die überqualifiziert tätig sind, die Firma oder den Beruf wechseln – unter allen Beschäftigten sind es nur 16 Prozent.

Näher betrachtet wurden bei der aktuellen Auswertung auch die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Beschäftigten und ihre Arbeitsplätze. 30 Prozent der Arbeitnehmer/-innen in Österreich sagen, dass sich ihr Arbeitsplatz in den vergangenen fünf Jahren durch den technischen Fortschritt und die Digitalisierung verändert hat. Ein Drittel meint, dass die Zahl der Arbeitsplätze zurückgegangen ist. Vier von zehn befürchten, dass in Zukunft noch mehr Jobs verloren gehen. Etwa gleich viele sagen, dass sich ihr eigener Arbeitsplatz verändern wird. Ein Viertel erwartet zusätzliche Belastungen, knapp die Hälfte rechnet auch mit Erleichterungen.

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Als negative Auswirkungen werden von jeweils 40 Prozent die zunehmende Überwachung und Kontrolle am Arbeitsplatz und die technische Überforderung von älteren Beschäftigten gesehen. Mehr als die Hälfte geht davon aus, dass es in Zukunft nötig sein wird, ständig Neues zu lernen, um den Beruf weiter ausüben zu können. Deutlich mehr als die Hälfte glaubt, dass es zunehmend schwieriger wird, eine klare Grenze zwischen Job und Privatleben ziehen zu können. Das spüren jetzt schon jene, die über ein Diensthandy oder einen Firmenlaptop jederzeit für den Arbeitgeber erreichbar sind. Sie arbeiten auch in der Freizeit, im Urlaub oder im Krankenstand weiter. Das hat seine Schattenseiten: 60 Prozent leiden unter Zeitdruck, 45 Prozent unter ständigem Arbeitsdruck ohne Zeit zum Verschnaufen.

Auch die Situation von Berufsfahrern wurde diesmal näher untersucht. 95 Prozent von ihnen sind männlich, mehr als die Hälfte ist über 45 Jahre alt. Sieben von zehn Berufsfahrern haben einen Lehrabschluss. Im Vergleich zu anderen Beschäftigten leiden sie überdurchschnittlich unter Zeitdruck (33 Prozent), Unfall- und Verletzungsgefahr (25 Prozent), ständigem Arbeitsdruck (24 Prozent) und Isolation (elf Prozent). Fast 90 Prozent müssen Überstunden machen. All das macht sie unzufrieden: Der Arbeitsklima Index von Berufsfahrern lag im Zeitraum von 2016 bis 2018 bei 97 Punkten, im Durchschnitt aller Branchen bei 109 Punkten.

Der Österreichische Arbeitsklima Index misst und beschreibt seit 22 Jahren vierteljährlich die wirtschaftlichen und sozialen Entwicklungen aus Sicht der Arbeitnehmer/-innen. Alle Infos zum Arbeitsklima Index, der von SORA und IFES im Auftrag der AK Oberösterreich erhoben wird, finden Sie unter: ooe.arbeiterkammer.at/arbeitsklima