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Heikle Gespräche führen

6 Tipps, wie Sie gut vorbereitet in schwierige Gespräche gehen.

Zwei Frauen sitzen sich gegenüber an einem runden Tisch und sind sichtbar in ein wichtiges Gespräch vertieft.
Foto: Christina Wocintechchat / Unsplash

Unangenehme Gespräche – wir zögern sie lange hinaus, in der Hoffnung, dass sich das Thema in Luft auflöst. Wir spielen sie im Kopf x-Mal durch, und versuchen so den Ausgang zu kontrollieren. Auf jemanden mit einem heiklen Thema zuzugehen, ist niemals leicht. Dennoch sind schwierige Gespräche Teil unseres Lebens – egal ob am Arbeitsplatz oder im Privatleben.

Das macht Gespräche schwierig

Ganz grundsätzlich haben alle schwierigen Gespräche gemein, dass die Botschaft, die wir aussenden, eine schlechte Nachricht beinhaltet. Unangenehme Themen gibt es wie Sand am Meer, nicht immer muss es gleich ein Kündigungs- oder Trennungsgespräch sein. Der Bogen spannt sich von übermäßigen Fehlzeiten oder Überstunden, kritischem Feedback zur Arbeitsleistung über Projekt- und Zusammenarbeit im beruflichen Bereich.

Im privaten Umfeld sind es oftmals Beziehungsthemen, unangebrachte Kleidung, Verantwortung für Haushaltsaufgaben, Leistungen in der Schule etc. Darüber hinaus gehören zu einem Gespräch immer zwei Seiten. Welchen Beitrag unser Gegenüber leisten wird, liegt außerhalb unserer Kontrolle. Ebenso welche Emotionen – Wut, Enttäuschung, Angst oder Abwehr – die Botschaft auslöst. Damit umzugehen, ist herausfordernd. Das stresst.

Wieso fällt es manchen Menschen leicht?

Manchen Personen fällt es leicht, in schwierige Gespräche hineinzugehen. Die meisten halten sich lieber zurück. Woran liegt das? Zum einen ist es eine Frage der Übung, zum anderen ist es eine Frage der Persönlichkeit. Es gibt Menschen, die offener, offensiver sind und andere, die konfliktscheu oder harmoniebedürftig sind. Vielfach ist es eine Frage der Erfahrungen, die man bereits gemacht hat. Dockt das Thema des Gesprächs bei mir an? Wie gut kann ich Kontrolle abgeben und mich auf Situationen einlassen? Wie steht es um meinen Selbstwert: wie sehr ruhe ich in mir? Natürlich ist es auch eine Frage der Beziehung zueinander. Wie weit kenne ich mein Gegenüber? Wie stehen wir zueinander? Welche Gesprächsbasis haben wir?

Privat oder Beruf – ein Unterschied?

Wenig Unterschied macht es hingegen, in welchem Kontext das Gespräch geführt wird.

Susan Müller, psychosoziale Beraterin bei Mavie Work und Expertin für menschliche Beziehungen, begleitet Mitarbeiter*innen von Mavie-Unternehmenskunden, wenn herausfordernde Gespräche anstehen. Sie erklärt:

„Vorsicht bei dem Gedanken, dass ein schwieriges Gespräch im beruflichen Kontext leichter fällt als in der Familie oder im Freundeskreis. In meinen Beratungen höre ich häufig „Das Gespräch ist beruflich, da bin ich distanziert“. Das ist ein Trugschluss. Auch berufliche Themen können emotional werden und das kann einen „kalt“ treffen. Wenn das Gespräch dann nicht gut geführt wird, kann sich eine schlechte Situation sogar noch verschlimmern. Letztlich ist es eine Frage der richtigen Vorbereitung. Und es gilt: Übung macht den Meister. Je öfter man sich herausfordernden Gesprächen im Alltag stellt, desto leichter fallen sie.“

Zwei Menschen sitzen sich gegenüber an einem Tisch, man sieht hauptsächlich ihre Hände und Kaffebecher.
Foto: Priscilla Du Preez / Unsplash

Schwierige Gespräche führen: Tipps von Mavie-Coach Susan Müller

Will man, dass sich eine Situation zum Positiven verändert und dass die zugrunde liegende Beziehung keinen Schaden nimmt, so gibt es ein paar hilfreiche Empfehlungen, die man bei schwierigen Gesprächen berücksichtigen sollte.

1) Bekommen Sie Klarheit über Ihre Motive.

Was soll mit dem Gespräch erreicht werden? Welches Ziel streben Sie in der Sache an? Was ist Ihr Anliegen dabei? Welche Emotionen nehmen Sie in sich wahr? Welche Reaktion wünschen Sie sich – ist diese realistisch? Hilfreich ist dabei zu Papier und Bleistift zu greifen. Notieren Sie Ihre Gedanken und sortieren Sie sie.

2) Gehen Sie mit der richtigen Haltung ins Gespräch.

Haltung ist ansteckend und überträgt sich auf das Gegenüber. Suchen Sie nach Lösungen oder suchen Sie einen Konflikt? Bleiben Sie respektvoll und wertschätzend. Ein Gespräch ist kein Egokampf. Druck erzeugt Gegendruck. Visualisieren Sie, wie Sie sich im Gespräch fühlen und präsent sein wollen.

3) Sorgen Sie für einen guten Raum.

Achten Sie auf die äußeren Umstände. Schwierige Gespräche führt man nicht zwischen Tür und Angel. Nutzen Sie einen ungestörten Ort. Sorgen Sie für keine Unterbrechungen, z.B. durch ein Handyläuten. Nehmen Sie sich Zeit und schaffen Sie eine gute Atmosphäre.

4) Kommunizieren Sie wertschätzend.

Nutzen Sie konstruktive Kommunikationstools wie Ich-Botschaften: „Ich nehme wahr …“; „Ich wünsche mir …“. Vorwürfe wie „Sie haben …“ sind fehl am Platz. Ebenso be- und abwertende Triggerwörter wie „unprofessionell, falsch, immer, …“ Ein Motto, mit dem man in ein solches Gespräch geht, kann helfen. Dieses könnte lauten: Austausch, nicht Anklage.

5) Bleiben Sie bei sich.

Spiel, Satz und Sieg – ein schwieriges Gespräch ist kein Tennismatch. Nicht jede Aussage muss kommentiert werden. Verlangsamen Sie das Gespräch, lassen Sie Pausen zu. Bleiben Sie ruhig und konzentriert. Eine gute Möglichkeit, um das zu erreichen, ist bewusst langsam und tief zu atmen.

6) Seien Sie neugierig und offen.

Hören Sie zu, stellen Sie Fragen, wiederholen Sie Gesagtes. Das bedeutet nicht, dass sie unaufmerksam sind, sondern dass Sie ihr Gegenüber tatsächlich verstehen wollen. Das ist in einer solchen Situation natürlich fordernd, denn man möchte, dass das Gegenüber versteht. Üben Sie aktives Zuhören im Alltag, dann fällt es in Konfliktsituationen leichter.

Sollte es dennoch bei einem schwierigen Gespräch eskalieren oder sehr emotional werden und Sie merken, dass es gerade nicht mehr weitergeht, lassen Sie sich nicht stressen. Es ist Teil der gesunden Selbstfürsorge und muss erlaubt sein, ein Gespräch zu unterbrechen, damit der Austausch konstruktiv bleibt. Entscheiden Sie gemeinsam – braucht es zehn Minuten Cooling Down oder braucht es einen neuen Termin. Dann aber bitte zeitnah.

Über Mavie

Mavie ist ein Anbieter für betriebliche Gesundheitsförderung und unterstützt Unternehmen und deren Mitarbeiter:innen auf dem Weg zu einer gesünderen Organisation. Die Angebote reichen von Diagnostikangeboten, über Bewegungsangebote, mentales Coaching bis hin zur Ernährungsberatung. EAP (Employee Assistance Program) widmet sich in vertraulichen persönlichen Beratungen der mentalen Gesundheit der Mitarbeitenden. Führungskräfte werden mit Coachings, Seminaren und Trainings gefördert. Aktuell betreut Mavie rund 150 Unternehmen mit rund 120.000 Mitarbeiter:innen.