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Maximilian Schachinger, Schachinger Holding / Council für nachhaltige Logistik (CNL)

Der größte Feind ist das Unbewusste zwischen den eigenen Ohren, das größte Potential für dich und unser Leben zwischen deinem Kopf und deinem Herz!

Max Schachinger
Max Schachinger C_Portrait-Mikro

Du bist 2017 von BUSINESSART zum Nachhaltigen Gestalter gewählt geworden. Wie war das damals für Dich?

Max Schachinger: Danke, dass ihr fragt. Ich hab damals bei jedem, den ihr aufgerufen habt, so mitgefiebert und die Projekte so toll gefunden, dass ich bis zur drittletzten nachhaltigen Gestalter*in ganz vergessen hab, dass ich ja selbst nominiert und noch nicht drangekommen bin.

Dann war mir 15 lange Minutensehr heiß... ;-)Als ihr mich schließlich als Letzter aufgerufen habt kam sofort:„Das gibt‘s ja nicht!“ Und gleichzeitig ein Gefühl von „ganz natürlich“. Ich hab mich pudelwohl mit allem und jedem hier gefühlt. Es ist für mich auch wie ein zuhause.

Ich hab ja in 15 Jahren schon 17 Preise für nachhaltige, innovative Logistik, Architektur und Management bekommen. Aber Nachhaltiger Gestalter zu sein ist der, der mich am meisten freut:-). Nachhaltiger Gestalter: dafür bin ich da. Mehr denn je und immer klarer. Danke Euch für Eure tolle Arbeit und dass ihr all den tollen Leuten und Projekten einen Raum gebt!

Du bist für die Gründung und die Arbeit des Konsortium Council für nachhaltige Logistik (CNL) ausgezeichnet worden. Was konntet ihr verändern?

Praktisch jedes große Logistik und Handelsunternehmen, das wir wollen, ist dabei. Es war ein steiniger Weg bis uns ein etablierter Hersteller die allerersten großen e-Lkws in Vor-Serie gebaut hat. Durch unser Handeln haben wir die Evolution in Europa wahrscheinlich um einige Jahre beschleunigt. Tesla wird halt in 1 1/2 Jahren mit ihrem e-truck zeigen, was geht.

Die Feedbacks der Handels- und Logistikfirmen sind so positiv, die Fahrer stecken die Disponenten und die Chefs an. Es gibt kein zurück mehr zum fossilen Verbrenner. In den großen Firmen richtet sich die Aufmerksamkeit immer mehr auf Nachhaltigkeit. Der Wille zu handeln und zusammenzuarbeiten ist größer denn je.

Politische und mediale Äußerungen sind oft sehr unfundiert bis falsch – das überrascht uns.

Viele der besten Expert*innen zur Energiewende bis Wasserstoff wollen mit uns arbeiten. Vom Ausland hören wir, dass unser Ansatz einzigartig ist und Interesse an Zusammenarbeit besteht.

Unser Team ist inzwischen aus sieben Mitarbeiter*innen gewachsen und wir nehmen an Forschungsförderungsausschreibungen teil, von denen wir viele gewinnen.

Worauf bist Du stolz?

Verstand und Herz haben still gelitten und am 28.11.12 (wieder einmal) gemeinsam gesagt „So geht das nicht mehr weiter!“. Das war (wieder einmal) so viel lauter als „realistische“ Gedanken „was Du willst gibt‘s in der Branche nicht,..“.

Ich bin dankbar, dass ich dem folge was ich sehe und spüre. Das wird dadurch stärker und führt auf Wege, über die ich heute sagen kann: Genau zur richtigen Zeit, das Council hat einen guten Boden. Wir sind bereit und können Dinge verbessern, die wir wie eine Flutwelle daherkommen sehen, wie zum Beispiel die Transformation von der fossilen zur effizienten emissionsfreien Elektromobilität, selbsterzeugter Strom, über alle Erwartungen sinkende PV- und Batteriespeicherpreise, deutlicher Anstieg von Wissen und Bewusstsein der Auswirkungen des eigenen Handelns,..

Was ist (noch) nicht gelungen?

Persönlich haben wir viel zu wenig Zeit um Nachhaltigkeit im Überblick anzuschauen, um uns tiefer auszutauschen und noch lebendigere Diskussionen zu haben.

Aus CNL-Sicht hatten wir für city-Logistik und Lagerhallen noch kaum Zeit.

Was habt Ihr als Nächstes vor?

Wir haben uns als agilerer Verein neu aufgesetzt – das ist auch eine gute Zeit um von den Favoriten noch fünf große und engagierte Unternehmen zu uns dazu holen. Ich bin mitsamt einem tollen Vorstand zum Obmann gewählt worden und möchte, dass wir uns in verschiedenen Arbeitsgruppen strukturieren, zusammenwachsen und noch tiefer austauschen. Dass wir mehr Zeit haben uns gegenseitig zuzuhören und zu verstehen. Viele wollen jetzt hunderte e-Lkw umsetzen und der Verpackung den Kampf ansagen. Da ist es gut, wenn wir uns gut verstehen und die besten Elemente und Kräfte zusammenführen. Wir wollen jetzt, wo die Politik schon so lange auslässt, den Ministerien gute Beispiele und Inputs liefern. In ein bis zwei Jahren werden wir mit einer guten Homepage und Aussagen rausgehen können.

Bis 2050 sollte die Logistik durchgängig nachhaltig aufgestellt sein. Wie gelingt das? Was müssen die Stakeholder (Politik, Unternehmen, Einzelpersonen) dazu beitragen?

  1. Die Politik ist für die Rahmenbedingungen zuständig, diese Stellhebel sind am wichtigsten. Sie muss endlich Kostenwahrheit als Basis für eine echte Marktwirtschaft herstellen. Das bedeutet Energie, Ressourcen und Emissionen real bepreisen. Es sollen nicht andere Steuerzahler oder die Kinder für die eigene kostenlose Verschmutzung zahlen müssen. Dann wird die ganze große Kette mit minimalsten Justierungen nachfolgen.
  2. Die Themen beherzt anpacken. Dann werden wir merken, dass sich das in kurzer Zeit lösen lässt. Viele, die derzeit unsinnig Energie in Ablenkungs-, Angriffs- und Verdrängungsmanöver stecken, können sich das gar nicht vorstellen.
  3. Der ganze landbasierte Verkehr lässt sich sehr günstig und mit all seinen Vorteilen bis 2033 (!) fast komplett emissionsfrei umstellen. Solar- und Windenergie sind schon jetzt so günstig, Batterien werden es sehr schnell sein; Wasserstoff v.a. für die Industrie wird länger brauchen. Gebäude, Schiffe und Flugzeuge werden das Ziel erst nach 2040 erreichen - wenn wir jetzt beginnen.
  4. Bei der Verpackung sind wir auch als Konsument*innen gefordert. Wenn die Unmengen an Plastik, die auch wir in der Logistik verbrauchen (Schachinger allein verwickelt nur für das Sichern der Paletten für 1x umladen jeden Tag eine Bahn von Wien bis Innsbruck) mehr kosten, sind plötzlich schnell Mehrweglösungen etabliert.
  5. Eigentlich ein Klacks: no rocket science. In sieben Jahren wird keiner dem Verbrennungsmotor nachweinen, und wenn wir handeln wird auch in 15 Jahren niemandem Plastik, Styropor oder sonstiger Müll abgehen.

Wir werden uns sogar fragen wie andere, wenn sie heute über den 30jährigen Krieg reden: Was? Mit so etwas haben die sich rumgeschlagen und sich und der Erde das Leben unnötig schwer gemacht??

Was sagst Du zu den jungen Menschen von Friday for future?

Ich bin sehr erleichtert, dass sich Herz & Verstand so klar regen. Greta spricht oft in so einer Kürze das aus, was ein kristallklarer ganzheitlicher Verstand nicht prägnanter sagen könnte.

Ich möchte ihnen sagen: Lasst Euch nicht frustrieren, wenn sich andere Gleichaltrige um Lippenstifte kümmern oder ältere Menschen ihre Jahrzehnte an Verdrängung durch unfaire Methoden vor ihrem eigenen Selbstbild vertuschen wollen.

Ich kann mich noch erinnern, wie damals Massenmedien wie die Kronen Zeitung gegen Airbag, Sicherheitsgurte und Katalysatoren einen Krieg geführt haben (Freiheitsberaubung bis Untergang unserer Wirtschaft) bis Politiker oder Unternehmer es trotzdem umgesetzt haben. Sogar für oft banale Dinge braucht man nicht warten bis eine Mehrheit von sich aus aktiv wird. Die guten Entwicklungen in der Menschheit kommen von beherzten Menschen – wie ihr es seid.

Unterstützt Du sie in irgendeiner Art und Weise?

Ich spende und unterschreibe laufend für Dinge im Umfeld (Petitionen, KlimaVB,...). Auch wenn ich mich bei Demos unwohl fühle war ich schon bei drei Fridays for Future. Obwohl ich keine Kinder habe bin ich jetzt bei den örtlichen Parents for Future und vernetze uns mit attac bis zu Logistikern.

Was können wir von ihnen lernen?

Der Realität ins Auge sehen und für die eigene Zukunft, das eigene Leben einstehen. Dass die jungen Leute zu ihren Rechten stehen, und das mit positiver klarer Energie und ohne sich zu verbeißen!

Was müssen wir alle miteinander lernen / ändern?

Gutes Leben statt BIP, jeden Tag zum Wesentlichen kommen statt sich in Ersatzhandlungen zu verstricken - welche das Leben für andere dabei selten besser machen.

Was ist das Motto /der Satz deines Lebens?

Hhm..

Der größte Feind ist das Unbewusste zwischen den eigenen Ohren, das größte Potential für dich und unser Leben zwischen deinem Kopf und deinem Herz!

(könnte auch sagen mein-mein, unser-unser...)

Max Schachinger, Obmann
Council für nachhaltige Logistik
Ort: Wien