zum Inhalt springen

CSR-Circle: „Nicht schon wieder dieses ewige Frauenthema!“

Mit provokantem Einstieg in ein Thema, das uns doch allen schon längst „zum Hals raushängt“ leiteten die Moderatorinnen Sandra Majewski (no.sugar marketing, pr) und Cornelia Dankl (BONUS AG) ihre Gesprächsrunde zum Thema Gender im Arbeits-und Wirtschaftsleben, insbesondere zur „Frauenquote“ ein.

(C) Martina Draper, CSR-Circle
Veronika Haunold, Angelika Frind, Cornelia Dankl, Sandra Majewski, Iris Appiano Kugler, Erich Lehner (C) Martina Draper, CSR-Circle dra_9808

Angesichts der hochrangigen Talkgäste aus den Feldern Arbeitsmarkt, Geschlechterforschung und Stadtentwicklung und nicht zuletzt angesichts der „Hard Facts“ wurde dem Publikum im voll besetzten DSCHUNGEL Wien schnell bewusst, dass dies kein Thema zum Abwinken ist – sondern eines mit dem man sich gerade in Österreich weiter intensiv auseinandersetzen sollte.

Hard Facts lieferte gleich zu Beginn Iris Appiano Kugler, Personalchefin des AMS Österreich: „Alle reden von der steigenden Erwerbsquote bei Frauen – wunderbar! Aber warum tut sie das? Weil Frauen vorrangig in atypischen Beschäftigungsverhältnissen arbeiten, d. h. in Teilzeit, geringfügig, als freie Dienstnehmerinnen. Dann die Gender-Paygap: Noch immer verdienen Frauen in Österreich im Schnitt ein Viertel bis ein Drittel weniger als Männer“, berichtet Appiano Kugler. Zudem seien Frauen mittlerweile im Schnitt höher qualifiziert als Männer, was sich aber keinesfalls in den Führungsetagen wiederspiegle. „Eine Quote macht hier durchaus Sinn!“, konstatiert die Expertin.

Dass der Grund für die Ungleichheit in festgefahrenen gesellschaftlichen Strukturen zu suchen ist, darüber herrschte Einigkeit. Laut Dr. Erich Lehner, Männer-und Geschlechterforscher von der Alpe-Adria Universität Klagenfurt, müsse man sich zunächst anschauen, wie Macht konstruiert wird, um dann Strukturen zu verändern: „Die Rede vom Patriarchat suggeriert ja immer, dass die Männer aktiv Macht ausüben. Das ist aber falsch. Der Großteil der Männer tut das nicht aktiv und fühlt sich auch nicht mächtig. Aber sie sind Teil eines Systems, das ihnen Macht zuschreibt. Dazu kommt eine wesentliche Machtreserve der Männer: Dass man Frauen noch immer als für die Pflege und das Haus Zuständige ansieht, während das Wirtschafts- und Arbeitsleben einer Art selbsterhaltendem Männerbund gleicht“, sagt Lehner. Frauenquoten, aber ebenso Strategien radikaler Transparenz, etwa bei den Einkommen, könnten hier wichtige strukturelle Maßnahmen sein.

Auch Veronika Haunold, Geschäftsführerin von TINA Vienna, Kompetenzzentrum für Stadt- und Umwelttechnologien und bekennende „Quotenfrau“ ist als ehemalige Lobbyistin (Umweltbüro Wien) ebenfalls geübt im Analysieren von Machtstrukturen und gibt Österreich in Sachen Gleichstellung ziemlich schlechte Noten: „Selbst bei 40 österreichischen NGOs fand ich gerade zwei Geschäftsführerinnen! Im Vergleich mit Nordeuropa ergibt sich da ein großes Gefälle; wir sind extrem hintennach!“ Obwohl sich natürlich in den vergangenen zwei Generationen die Karrierechancen von Frauen auch verbessert hätten, sei das noch kein Grund sich auszuruhen. „Frauen müssen sich ihre Macht aktiv nehmen und dabei eben auch Konflikte aushalten können“, meint Haunold und bekräftigt damit, dass es für Veränderung vor allem starke, selbstbewusste Frauen braucht und nicht zuletzt die Notwendigkeit auch für diese, professionelle Netzwerke zu bilden.

Gemeinsam mit dem Publikum – welches sich übrigens zur Hälfte als Befürworter, zur Hälfte als Gegner der Frauenquote outete – wurden im Anschluss anhand von Erfahrungsberichten die Frage erörtert, wie weit das Bildungssystem zur Geschlechtergerechtigkeit im Arbeitsleben beitragen, und wie man überkommenen Geschlechterstereotypen entgegentreten könne, die in Österreich nach wie vor – oder vielmehr: wieder – weit verbreitet seien. Alles in allem hat der Diskussionsabend mehr als deutlich gemacht, dass Frauenförderung und Gender-Mainstreaming im Feld Corporate Social Responsibility weiterhin Leitthemen sein müssen, wenn man es mit besagter sozialer Verantwortung ernst meint.