Die Rolle der CSR-Manager*innen in Krisenzeiten
Gerade in der Krise müssen CSR-Manager*innen eine zentrale Rolle im Krisenteam einnehmen, ist Christian Plas, CEO des Beratungsunternehmens denkstatt, überzeugt. Viele Unternehmen sehen das anders: Krisenmanagement sei angesagt, da habe CSR keinen Platz. Roswitha Reisinger hat nachgefragt.
BUSINESSART: Wieso ist es wichtig, dass CSR-Verantwortliche auch in Krisenzeiten eine wichtige Rolle spielen?
Christian Plas: Im „Normalbetrieb“ sind CSR-Beauftragte ein Radar für Fragen, die von Stakeholdern aufgeworfen werden und die „klassische“ Unternehmensfunktionen wie Vertrieb oder Produktion nicht im Blickfeld haben. Genau das ändert sich in der Krise NICHT. CSR-Manager*innen haben einen Überblick über Fragen, die für das Unternehmen strategisch wichtig sind. Nutzen Unternehmen dieses Know-how, erhalten sie ein umfassenderes Bild über Chancen und Risiken und gehen mit einer besseren Absicherung der Strategie durch die Krise.
Was können sie im Krisenfall beitragen?
CSR-Manager*innen können die kritische Stimme in strategischen Runden sein; sie können Informationen zu Themen liefern, die in der Krise verstärkt relevant sind (z.B. Lieferkette, Gesundheit, Umwelt). Sie können in turbulenten Situationen gute Zuhörer*innen sein, weil sie die Verschiedenartigkeit von Informationen gewohnt sind und damit umgehen können. Selbstverständlich kommt es auch auf die Art der Krise an.
Gibt es zentrale Themen, die CSR-Manager*innen im Auge haben sollen?
Sie haben die Risiken im Auge, die Entscheidungen für das Unternehmen mit sich bringen. Man denke an den Sturm, der ausgebrochen ist, als Adidas die Mietzahlungen ausgesetzt hat oder an Bonuszahlungen trotz Staatshilfen. Da können CSR-Manager*innen die Wahrnehmung verschiedener Stakeholdergruppen gut widerspiegeln.
Was ist die besondere Stärke und Rolle von CSR-Manager*innen?
CSR-Verantwortliche sollten in der Lage sein, viele Perspektiven einzunehmen und vor allem ein Gefühl dafür entwickeln, was die Gesellschaft gerade braucht, verträgt oder unterstützt. Sie sollten den Blick für langfristige Wirkungen haben und sich dadurch von jenen Personen unterscheiden, die besonders stark von kurzfristigen Ergebnissen getrieben sind.
Was darf und muss der/die CEO erwarten können?
- Überblick über Stakeholderbedürfnisse und Analyse ihrer Wirkungen auf das Unternehmen
- Strömungen in der Gesellschaft zeigen, die aus strategischen Gründen im Blick behalten werden sollten
- relevante Informationen über Entwicklungen in der gesamten Wertschöpfungskette, die den Unternehmenserfolg beeinflussen können
- Vergleiche mit internationalen Peers
- grundlegendes Verständnis über die wesentlichen Zusammenhänge im Geschäft des Unternehmens
Was ist die Bringschuld der CSR-Manager*innen?
- aktiv die Führung informieren
- eigenständig zu recherchieren und analysieren
- an internationale Entwicklungen und Thinktanks anknüpfen
DI Dr. Christian Plas ist Geschäftsführer der denkstatt GmbH. Seine Kernkompetenzen liegen im Bereich „Corporate Sustainability“ sowie in der Entwicklung von Unternehmensstrategien für Industrie, Finanzdienstleister und Energieversorger.