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Dr. Hubert Pupeter & Team

Das Team hat mit viel Energie und Durchhaltevermögen einen eigenen nachhaltigen Finanzkreislauf im Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen aufgebaut. Das Geld der SparerInnen wird in nachhaltige Projekte investiert, unter strengen ökologischen Kriterien. Damit leistet die Bank einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz und unterstützt die nachhaltige Entwicklung.

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Pupeter-C-Umweltcenter-Gunskirchen pupeter-c-umweltcenter-gunskirchen-gha_2005

Was war der Auslöser für Sie, einen nachhaltigen Finanzkreislauf aufzubauen?

Die Sorge um unsere Umwelt, der täglich spürbare Klimawandel, die Ressourcenverschwendung waren Auslöser für meine Bemühungen einen nachhaltigen Finanzkreislauf aufzubauen. Externe Faktoren - die Wirtschaftskrise nach der Finanzkrise 2008 - begünstigten dies.

Bereits davor habe ich mich immer wieder gefragt, was ich mit meiner beruflichen Tätigkeit bewirke. Ich habe ein inneres Bestreben etwas Sinnvolles zu machen. Der Klimawandel ist eine bedrohliche Sache. Ich habe Kinder und Enkelkinder und wenn man sich da nicht Gedanken über die Zukunft macht, wann dann?

Wie sind Sie vorgegangen?

Ich habe schon immer auf die deutschen Umweltbanken geschaut, wie sie das machen und von ihnen viel übernommen. Zudem passt es ja in die ursprüngliche Intention von Raiffeisen Nutzen zu stiften.

Die Idee wurde zunächst nicht wirklich begeistert aufgenommen

So etwas geht nicht allein und meine MitarbeiterInnen konnte ich nicht wirklich spontan überzeugen. Sie waren überrascht und haben nicht verstanden, warum sie jetzt etwas anders machen sollen als gelernt. Nach und nach haben wir dann sukzessive das Konzept entwickelt und das nachhaltige Bankgeschäft aufgebaut.

Natürlich gab es Widerstand aus dem Sektor – die Sorge um den Marktauftritt, wie das allen in den Medien ankommt und ob alles auch regelkonform ist. Was es natürlich war und ist. Aber die Diskussion war enorm wichtig für die nächsten Schritte. Ohne die vorhandene Bankstruktur hätten wir den Aufbau nicht geschafft.

Wie funktioniert der nachhaltige Finanzkreislauf?

Das ist ganz einfach: Das Geld der KundInnen wird in nachhaltige Projekte investiert z.B. in erneuerbare Energie, Bio-Landwirtschaft oder ökosoziales Wohnen. Jeder Kunde weiß, was mit seinem Geld passiert.

Im Rahmen der Bank wurde ein eigenen Rechnungskreis implementiert und so kann alles vom normalen Bankgeschäft exakt abgegrenzt werden – denn wir müssen und wollen kontrollierbar sein. Jeder Kunde, der sein Geld zur Verfügung stellt soll wissen, was geschieht. Das wird auch von einem externen Wirtschaftsprüfer kontrolliert.

Wie hat sich das nachhaltige Investment entwickelt? Sind Sie damit wirtschaftlich erfolgreich?

Wir haben wirklich viel gearbeitet aber auch bald positive Resonanz bekommen. Natürlich mussten wir ein paar Jahre dazuzahlen. Das haben alle akzeptiert – jetzt aber rechnet es sich bereits. Damit haben wir es geschafft, Ökologie und Ökonomie in eine gute Balance zu bringen.

Gibt es genug Investoren bzw. Projekte in Gunskirchen?

In der Region allein haben wir zu wenig Kunden. Jeder hat gesagt „super“ aber keiner ist gekommen. 75 Prozent der Menschen befürworten was wir tun, fünf Prozent tun auch was. Daher sind wir über die Region hinausgegangen. Unsere Kunden reichen vom Zahnarzt in Tirol bis hin zu einer Studenten-FoodCoop in Wien – Menschen mit einer hohen Öko- und Umweltaffinität.

Wie entwickelt sich der Markt?

Die Leute sind nach der Finanzkrise kritischer geworden. Die Nachfrage wächst exponentiell. Engagierte Menschen klappern alle ihre Lebensbereiche ab und wollen nachhaltige Lösungen. Interessant ist, dass die wenigsten unmittelbar etwas tun. Eine Kundin hat mir kürzlich gesagt „ich kenne euch schon von der Wearfair-Messe vor zwei Jahren – und jetzt verlege ich mein Konto zu euch.“

Wie gehen Sie mit dem exponentiellen Wachstum um?

Wir müssen etwas bremsen, da wir in den letzten Jahren immer  im zweistelligen Prozentbereich gewachsen sind. Unsere  Kredite sind ja mit Eigenkapital zu unterlegen und das muss erst verdient werden.

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Die Nachfrage ist größer als das Angebot?

Ja! Deshalb wundert es mich, dass nicht mehr Banken offensiv darauf zu gehen. So haben wir kürzlich für ein ökosoziales Wohnprojekt einen Finanzierungspartner gesucht und keinen gefunden.

Was lässt die Partner zögern?

Diese Projekte lassen sich nicht so schematisch analysieren, die üblichen Controlling-Parameter funktionieren nicht wirklich: z.B. Kreditnehmer ist ein Verein– die Mieten werden nicht maximiert sondern sozial verträglich gestaltet.

Wie schaffen Sie die Sicherheit, die Sie brauchen?

Gemeinsam mit den Proponenten erarbeiten wir Kennzahlen, auf die wir achten müssen. Das geht meist über einen längeren Zeitraum und so lernen wir viel über unsere Partner und deren Projekt. Sie  gehen aus Bankersicht viel zu blauäugig an das Projekt heran. Hier können sie von uns etwas lernen. Es kommt aber auch vor, dass Projektpartner unrealistischen Vorstellungen an uns heraustreten. Hier gibt es auch ein klares nein zu einer Finanzierung.

Aber auch wir lernen viel, vor allem, dass man Menschen durchaus vertrauen kann. Sie kommen zu uns meist nach reiflicher Überlegung und mehreren Jahren Entscheidungsfindung. Da kann man sich schon darauf verlassen, dass die Leute das richtig gut anpacken. Natürlich muss eine vernünftige Basis und Eigenkapital da sein.

Welches Ziel hatten Sie zu Beginn Ihrer Aktivitäten und wie hat es sich in der Zwischenzeit verändert?

Die Motivation ist immer die gleiche geblieben. Das Bankgeschäft soll nützlich und den Menschen dienlich und nicht nur auf Gewinn aus sein.

Was braucht es, um nachhaltiges Banking zu forcieren?

Die Rahmenbedingungen – Förderungen und gesetzliche Regelungen – müssen nachhaltiges Banking besser unterstützen. Die Jongleure ohne Wertschöpfung müssen weniger werden. Ich weiß auch wie – mit einer Finanztransaktionssteuer. Die würde niemandem wehtun, nur die Großen treffen und Fehlentwicklungen verhindern. Die Politik hätte das schon längst umsetzen müssen. Mit den Einnahmen könnte man einen Gutteil des EU Budgets finanzieren!

Was wirkt sich positiv auf die Nachfrage aus, was negativ?

Positiv ist ein gewisser Zeitgeist. Die Leute denken stärker nach. Die Umweltproblematik und die gesellschaftlichen Umbrüche (Klimawandel, Gleichstellung,..) geben die Richtung vor, auch wenn politische Entscheidungen wie die Förderung des Atomkraftwerks Hinkley Point noch in eine andere Richtung weisen.

Was hat Ihr Engagement bewirkt?

Wir sind ein kleines Bankinstitut, aber die Lenkungsfunktion ist nicht zu unterschätzen. Immerhin stecken mittlerweile 30 Mio Euro in Ökoprojekten (erneuerbare Energie, Öko-Landwirtschaft, Recycling), von umweltbewussten privaten Sparern bis hin zu institutionellen Anlegern.

Was sind Ihre nächsten Ziele?

Wir wollen die nachhaltige Entwicklung im täglichen Bankgeschäft vorantreiben und andere Banken motivieren.

Eckdaten zum Unternehmen:

  • Umweltcenter der Raiffeisenbank Gunskirchen eG, Gunskirchen
  • gegründet: 1898
  • Branche: Bank
  • MitarbeiterInnen: 50
  • www.umweltcenter.at