Trigos NÖ 2025
2025 wird wieder der TRIGOS NÖ vergeben. Das sind die Nominierten.
Nominiertenbegründungen TRIGOS NÖ 2025
KATEGORIE REGIONALE WERTSCHAFFUNG
Fürst Holding GmbH: Alte Tischlerei wird zum Ort der Begegnung
Die Fürst Holding GmbH ist ein familiengeführtes Unternehmen in vierter bzw. fünfter Generation und spezialisiert sich mit ihrer Tochter Fürst Möbel GmbH auf die Planung, Fertigung und Montage von Maßmöbeln im Objektbereich. Das Unternehmen ist tief in der Region verwurzelt und setzt seit jeher auf einen hohen handwerklichen Qualitätsanspruch, auf umfassende Lehrlingsausbildung und eine langjährige Verbleibdauer von Mitarbeiter:innen – mit Erfolg: 70% der Belegschaft sowie 70% der Führungsebene haben im Haus gelernt.
Mit dem Projekt „Tischlerei Melk“ hat sich das Unternehmen entschieden, ein ehemaliges Produktionsareal im Zentrum von Melk nicht zu verkaufen, sondern es in einen multifunktionalen Lebens- und Arbeitsraum zu verwandeln. Es ist eines der ersten New European Bauhaus-Quartiere im ländlichen Raum in ganz Europa. In einem intensiven co-kreativen und partizipativen Prozess mit über 1.000 lokalen, regionalen und internationalen Beteiligten aller Alters- und Bildungsschichten entstanden u. a. ein Hostel, ein Familienquartier, ein Werkraum für Kinder, ein Coworking Space sowie ein Raum für „Afterwork-Events“ zum Netzwerken. 1.400 m² Leerstand wurden damit revitalisiert, zahlreiche Kinder für das Handwerk Holz begeistert und der Ortskern und sowie die gesamte Region spürbar belebt. Durch das Projekt hat die Fürst Holding GmbH zudem Kontakte zu zahlreichen neuen Stakeholdergruppen und Unternehmen geknüpft und ihre Tätigkeit als Quartiersentwickler begonnen, die künftig neben der Möbelproduktion ein weiteres Standbein werden soll.
Das Projekt vereint somit nachhaltige Flächennutzung, Ortskernbelebung und gesellschaftliche Wirkung – und steht exemplarisch dafür, wie unternehmerische Verantwortung und weitreichende Einbindung der Stakeholder zu innovativen Zukunftsprojekten führen können.
Genusskoarl: Upcycling & Glocalisation – Nachhaltige Würze aus Österreich
Genusskoarl ist ein österreichisches Unternehmen, das sich auf die Herstellung biologischer, fermentierter Würzsaucen spezialisiert hat. Das Unternehmen hat sich zum Ziel gesetzt, nachhaltige Alternativen zu asiatischen Importprodukten zu bieten, die traditionell mit langen Transportwegen und wenig transparenter Arbeits- und Produktionsbedingungen verbunden sind. Genusskoarl setzt daher konsequent auf heimische Bio-Rohstoffe, deren Ursprung bis zum Feld zurückverfolgt werden kann, und produziert ausschließlich mit Ökostrom und ökologischer Fernwärme. Die Upcycling-Idee zieht sich durch das gesamte Sortiment: die Fischsauce wird aus Fischabschnitten hergestellt, die sonst ungenutzt bleiben würden, das Shiro Miso verwertet Bio-Reisbruch von ÖsterReis, und das Mohnmiso entsteht aus Mohnpresskuchen, der bei der Ölproduktion übrigbleibt.
Genusskoarl beweist, dass eine regionale Produktion von fermentierten Würzsaucen möglich ist und Importprodukte und die damit verbundenen langen Transporte ersetzen kann. Durch den Einsatz regionaler Bio-Rohstoffe und fermentationsbasierter Veredelung reduziert Genusskoarl die CO₂-Emissionen und Importabhängigkeit. Der Zero-Waste-Ansatz trägt darüber hinaus dazu bei, dass wertvolle Lebensmittelbestandteile nicht ungenutzt bleiben.
Das Projekt von Genusskoarl überzeugt durch seinen gesamtheitlichen Ansatz der Kreislaufwirtschaft und „Zero Waste“; die regionale Wertschaffung wird gefördert, Importabhängigkeit reduziert und CO2-Emissionen werden minimiert. Das Konzept lässt sich auf andere Regionen und Branchen übertragen – und liefert damit einen überzeugenden Beitrag zur Transformation des Lebensmittelsektors.
Atelier Baldrian & Hackel OG: Spielerisch von der Natur lernen
Spielwaren und Bilderbücher legen oft weite Wege zurück, bis sie in Kinderhände gelangen – mit hohen ökologischen Kosten, undurchsichtigen Produktionsbedingungen und niedrigen Löhnen. Atelier Baldrian & Hackel setzt seit über 10 Jahren ein bewusstes Gegenbeispiel mit ihren Spielen, Bilderbüchern und Lernmaterialien. Ihre österreichische Produktion ist konsequent regional, klimafreundlich, robust und zeitlos im Design sowie plastikfrei. Vom Recyclingpapier bis hin zur Konfektionierung der Spiele, die seit vielen Jahren eine Sozialeinrichtung im Waldviertel übernimmt, sind ressourcenschonendes, klimafreundliches Wirtschaften und Respekt vor Natur und Mensch gelebtes Selbstverständnis für das Unternehmen. Die Produkte öffnen Kindern und Erwachsenen spielerisch ein Fenster zur heimischen Natur – Atelier Baldrian & Hackel will mit seinen Produkten Naturwissen vermitteln, Artenkenntnisse und Zusammenhänge der Natur erweitern und erlebbar machen. Das Wissen um unsere Natur und das Kennenlernen von heimischen Lebensräumen ist ein wichtiges Instrument hinsichtlich der fortschreitenden Klimakrise und des Artensterbens. Ihr Leitsatz: "Du schützt nur, was du kennst" – ist heute aktueller ist denn je – umso wichtiger ist es, hier aktiv zu werden.
Mit ihrem konsequent nachhaltigen Ansatz verbindet Atelier Baldrian & Hackel pädagogischen Anspruch mit ökologischer Verantwortung – und schafft so bleibende Werte für kommende Generationen.
KATEGORIE KLIMASCHUTZ
Forster Metallbau GesmbH: Innovatives Pilotprojekt - Energieintensiver Prozess der chromfreien Vorbehandlung und der Pulverbeschichtung ohne fossile Energieträger
Die Forster Metallbau GmbH ist ein familiengeführtes Unternehmen, das sich auf die Herstellung von Metallbaukonstruktionen wie zum Beispiel Infrastrukturprojekte und Lärmschutzelemente spezialisiert hat. Nachhaltigkeit hat dabei einen hohen Stellenwert. Im Unternehmen herrscht ein Bewusstsein zu den Problembereichen der energieintensiven Metall-Industrie, daraus resultiert eine Nachhaltigkeitsstrategie, die auf den schonenden Umgang mit Ressourcen und auf die Reduktion von Emissionen setzt. Forster Metallbau verfolgt eine schrittweise Umstellung auf kreislauffähige Materialien, erneuerbare Energiequellen und schadstofffreie Vorbehandlungsverfahren, inklusive der Anwendung der ONR 192500, einem zertifizierten und anerkannten Nachhaltigkeitsmanagementsystem.
Vor der Umsetzung des Projekts war die Pulverbeschichtung und Vorbehandlung bei Forster Metallbau stark von fossilen Energieträgern abhängig. Darum wurde ein umfassendes Konzept zur Dekarbonisierung des Beschichtungsprozesses umgesetzt. Die bis dahin verwendeten Gasbrenner wurden durch ein Biomasse-Heizkraftwerk mit Thermoöl-Technologie ersetzt. Das System wurde mit einem CO2-überwachten Steuerungskonzept gekoppelt, um Emissionen kontinuierlich zu erfassen und weitere Einsparpotenziale zu identifizieren. Ein begleitendes Schulungs- und Monitoringprogramm stellt sicher, dass die Umstellung dauerhaft wirksam bleibt und im Arbeitsalltag verankert wird.
Die erzielten Ergebnisse lassen sich deutlich in Zahlen belegen. So führt beispielsweise die Umstellung auf die Biomasse-Wärmeträgeröl-Technologie zu einer 85%igen Reduktion der CO₂-Emissionen, was über einen Zeitraum von zehn Jahren rund 11.261 Tonnen CO₂ einsparen kann. Das Projekt zeigt, wie ein Betrieb in einer energieintensiven Industrie Maßnahmen ergreifen kann, um Umweltbelastungen substanziell zu verringern.
Brantner green solutions: Glasy - Brantner green solutions
Brantner green solutions ist in der Abfall- und Ressourcenwirtschaft tätig und betreibt europaweit zwölf Sortieranlagen, eine Biogasanlage sowie elf Kompostieranlagen – darunter mit „Erdenreich“ in Gneixendorf die modernste Kompostieranlage Österreichs. Das Unternehmen versteht sich nicht nur als klassischer Entsorger, sondern als aktiver Teil der Kreislaufwirtschaft. Nutzung und Rückgewinnung von Wertstoffen stehen dabei im Zentrum. Ziel ist es, Ressourcen zu schonen, Energie zu sparen und CO₂-Emissionen zu reduzieren. In einer umfangreichen Nachhaltigkeitsstrategie setzt Brantner unter anderem auf erneuerbare Energien und E-LKWs.
Ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu Zero Waste ist das Projekt Glasy, das ein bislang ungenutztes Potenzial der Abfallwirtschaft erschließt: Die Rückgewinnung von Glas aus MVA-Schlacken – den festen Rückständen aus der Restmüllverbrennung. In Österreich fallen jährlich rund 600.000 Tonnen dieser Schlacken an, die jeweils noch 3-30 % Glas enthalten. Mittels eines eigens entwickelten Nassverfahrens wird das Glas extrahiert. Gleichzeitig werden Metalle abgetrennt und die mineralischen Bestandteile der Schlacke zu Ersatzmaterial für konventionelle Betonzuschläge aufbereitet. So werden Materialien genutzt, die bislang ungenutzt deponiert wurden. Das ist umso wichtiger, da Glas sehr oft rezykliert werden kann.
Glasy ist ein flexibles und skalierbares Konzept, das wirtschaftliche und ökologische Vorteile kombiniert und als Vorbild für eine nachhaltige Abfallwirtschaft dient. Die entwickelte Sortiertechnologie hebt die Nutzung von MVA-Schlacken auf ein neues Niveau und erschließt ein bislang ungenutztes Potenzial in der Abfallwirtschaft.
Schmid Schrauben Hainfeld GmbH: Gelebte Nachhaltigkeit im Industriebetrieb
Die Schmid Schrauben Hainfeld GmbH ist Österreichs einziger Schraubenhersteller und entwickelt am Standort Hainfeld Verbindungselemente für Holzbau, Handwerk und Industrie. Als energieintensives Unternehmen in der Stahlverarbeitung steht Schmid Schrauben vor besonderen Herausforderungen im Bereich Klimaschutz und Ressourcenschonung. Nachhaltigkeit als Grundhaltung ist daher bei Schmid Schrauben nicht nur irgendein Thema, sondern zentral für die zukünftige Entwicklung.
Im Rahmen einer umfassenden Nachhaltigkeitsinitiative wurden in den vergangenen Jahren zahlreiche Maßnahmen umgesetzt. Dazu zählen unter anderem der Ausbau erneuerbarer Energien mit einer 700 kWp Photovoltaikanlage, die Nutzung industrieller Abwärme durch Wärmepumpen sowie die Einführung effizienter Kompressoren. In der Werkstoffentwicklung wird aktuell an Stahllösungen gearbeitet, die ohne energieaufwändige Wärmebehandlung auskommen. Ergänzt wird das Maßnahmenpaket durch Initiativen zu Biodiversität am Standort, Reduktion des Verpackungsmaterials, Rückführung von Kunststoffen, ergänzt durch Workshops zur Bewusstseinsbildung für Mitarbeitende und andere Stakeholder. Darüber hinaus sieht das Unternehmen die Einführung der Umweltproduktdeklaration für selbstbohrende Holzschrauben als weiteren Meilenstein – dank detaillierten Umweltangeben ist der genaue Einfluss des Produkts auf die Umwelt ermittelbar und hilft den Anwender:innen dabei, den ökologischen Fußabdruck ihrer Bauprojekte zu bewerten und damit auch zu minimieren.
Schmid Schrauben Hainfeld zeigt, dass auch in einem energieintensiven Industriebereich ein systematischer Zugang zu ökologischer Nachhaltigkeit möglich ist. Der Betrieb verbindet langfristige technologische Entwicklung mit konkreten Einsparpotenzialen und gesellschaftlicher Verantwortung. Die breite Aufstellung der Maßnahmen und deren kontinuierliche Weiterentwicklung unter Einbindung interner wie externer Partner verdeutlichen einen strukturierten Weg hin zu klimaverträglicher Industrieproduktion.
KATEGORIE VORBILDLICHE PROJEKTE
KASTNER Service GesmbH: KI-gestütztes Bestellsystem für die Nahversorgung
Die KASTNER Gruppe ist ein traditionsreiches, seit 1828 im Familienbesitz befindliches Großhandelsunternehmen mit Sitz in Zwettl im Waldviertel. Als einer der führenden Lebensmittel-Großhändler Österreichs beliefert KASTNER mit einem Sortiment von rund 60.000 Artikeln selbstständige Nah&Frisch-Kaufleute, Gastronomiebetriebe, Großküchen sowie selbstständige Naturkostfachhändler und die Bio-Gastronomie in Österreich sowie im benachbarten Ausland.
Im Rahmen eines innovativen Projekts zur Reduktion von Lebensmittelverschwendung wurde 2023 ein Machine-Learning-Algorithmus des St. Pöltner Start-ups „Circly“ mit Verkaufsdaten aller Artikel, Aktionsdaten, Wetterdaten und Feiertagen angelernt, um das Verkaufsvolumen und die daraus resultierenden Bestellmengen für die Kaufleute vorherzusagen. Ziel war es, durch bessere Prognosen Kaufleuten eine bedarfsgerechtere Bestellung zu ermöglichen und damit die Lebensmittelverschwendung von Anfang an signifikant zu reduzieren. Nach einer erfolgreichen Pilotphase wurde das System 2024 auf alle KASTNER Nah&Frisch-Kund:innen ausgerollt. Die KI-gestützte Lösung wurde direkt in die Scanner integriert, mit denen Kaufleute ihre Bestellungen tätigen. Die Prognosegenauigkeit liegt bei bis zu 90 % bei frischer Ware, wodurch nicht nur Zeit bei der Disposition eingespart, sondern auch die Logistik effizienter gestaltet werden konnte – unter anderem reduzierte sich der Arbeitsaufwand für die Bestellung um bis zu sechs Stunden pro Woche.
Das Projekt ist ein Meilenstein für mehr Nachhaltigkeit im Handel, da es Ressourcen schont, CO₂ einspart und die Lebensmittelverschwendung bereits an der Wurzel bekämpft.
Clean Power Solutions GmbH: CPS E-Power und mehr
Clean Power Solutions errichtet und betreibt E-Ladeinfrastruktur. Das Unternehmen baut bestehende Telefonzellen an strategisch guten Standorten in E-Ladestationen um und ergänzt sie mit wichtigen Funktionen. So werden neben der Ladefunktion alle Standorte mit einem Speichermodul, mit WLAN, mit einer Notruffunktion und mit einem Defibrillator ausgestattet. Das schafft "Ausfallsicherheit" bei lokalen oder regionalen Stromausfällen, es bietet Ladesicherheit für Einsatzfahrzeuge und/oder Bürgerinnen und garantiert ein funktionierendes WLAN für die notwendige Kommunikation.
Die Versorgung erfolgt dabei zu 100 % mit regionalem Ökostrom, die Abrechnung ist geeicht und erfolgt transparent in Kilowattstunden zu einem fairen Marktpreis am unteren Preisende. Durch die Einbindung lokaler Photovoltaik-Anlagen wird überschüssige Energie direkt vor Ort genutzt. Es ist somit ein Modell, das Gemeinden aktiv einbindet und die regionale Wertschöpfung stärkt. Ziel ist der flächendeckende Ausbau auf bis zu 500 Standorte. Auch bereits außer Betrieb genommene Telefonzellen können so reaktiviert werden – ressourcenschonend und zukunftsorientiert.
Clean Power Solutions nutzt somit bestehende Infrastruktur neu, schafft Versorgungssicherheit und ist ein gelungenes Beispiel für nachhaltige Transformation bestehender Infrastrukturen unter erfolgreicher Einbindung von Privathaushalten.
HERKA GmbH: Vom Garn bis zu Handtuch und Mode - 100% aus dem Waldviertel
HERKA ist ein 1927 gegründeter Familienbetrieb aus dem Waldviertel mit 80 Mitarbeiter:innen, das hochwertige Frottierwaren anfertigt. Verantwortungsvolles Wirtschaften bedeutet für das Unternehmen somit seit fast 100 Jahren, den Betrieb stetig weiterzuentwickeln und weiterzudenken, um kommenden Generationen eine lebenswerte Zukunft zu ermöglichen. Deshalb wurden laut HERKA immer schon ausschließlich Naturmaterialien eingesetzt, Restgarne zusammengespult und wiederverwendet, zahlreiche Lehrlinge bzw. Facharbeiter ausgebildet, Energie effizient eingesetzt und Wärme zum Heizen verwendet. Das Unternehmen arbeitet laut eigenen Angeben nach dem Zero Waste Prinzip und ist vielfach zertifiziert – sowohl auf Produktebene als auch im Produktionsprozess: u.a. mit EMAS, ISO14001, GOTS und OEKO-TEX 100.
Seit 2020 kommuniziert HERKA diese gelebten Aspekte verstärkt nach außen und spricht über die Notwendigkeit von Nachhaltigkeit, das Unternehmen zeigt was sie tun und hat den Dialog verstärkt. In einem zweiten Schritt intensivieren vertiefende technische Informationen und Behind-the-scenes Stories den Dialog weiter. Dabei wird besonderes Augenmerk auf transparente und ehrliche Information, auf Hintergrundvideos und -Geschichten über die Produktion im Haus gelegt.
Gerade in der Textilbranche ist Bewusstseinsbildung von besonderer Bedeutung, um das Konsumverhalten nachhaltig verändern zu können. HERKA überzeugt mit seiner klaren Ausrichtung des Kerngeschäfts und der Erkenntnis, frei nach dem alten Motto: „Tu Gutes und sprich darüber“.