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Frank Hensel, REWE Vorstand, Tanja Dietrich-Hübner, REWE Nachhaltigkeit, Gábor Wichmann, GF BirdLife, Ronald Würflinger, GF Blühendes Österreich

Stiftung Blühendes Österreich

60 Prozent der artenreichen Blühwiesen sind in den letzten drei Jahrzehnten verschwunden. Über die Hälfte der heimischen Schmetterlingsarten ist gefährdet. Da setzt die neu gegründete Stiftung Blühendes Österreich an. „Ziel ist es, hochwertige Lebensräume zu schützen und die Artenvielfalt zu erhalten“, erklärt Tanja Dietrich Hübner, Leiterin der Stabstelle Nachhaltigkeit, REWE International.

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Foto: bluehendes-oesterreich bluehendes-oesterreich

„Landwirte oder Gemeinden können schützenswerte Flächen wie Moore, Trockenrasen oder Streuobstwiesen bei der Stiftung melden. Diese werden dann von NaturschutzexpertInnen bewertet und der Erhalt hochwertiger Flächen gefördert.“ Darüber hinaus schreibt Blühendes Österreich mit „Die Brennnessel“ den mit 100.000 Euro höchstdotierten Naturschutzpreis Österreichs aus und unterstützt Bildungs-Projekte zum Thema Biodiversität.

Die Mittel dafür kommen von den Kunden: Beim Kauf von Produkten der Eigenmarken „Da komm‘ ich her!“, „MERKUR Immer grün“, „bi good“ und „Ich bin Österreich“ geht jeweils ein Cent an die Stiftung. 2016 konnte knapp eine Million Euro für den Schutz der Biodiversität verwendet werden.

Tanja Dietrich-Hübner: „Als KonsumentIn hat man durch die Wahl der Produkte immer einen Einfluss auf das Sortiment. Das ist keine Frage des Geldes – ich habe in meiner Jugend auch nicht viel gehabt. Hochwertige Lebensmittel sind ein Privileg, das erhalten werden muss.“

Interview mit Tanja Dietrich-Hübner, Leiterin der Stabstelle Nachhaltigkeit der REWE International AG.

BUSINESSART: Sie sind in Salzburg aufgewachsen. Haben Sie sich schon in Ihrer Kindheit für Naturschutz interessiert?

Tanja Dietrich-Hübner: Ja, durchaus. Ich bin sehr naturverbunden aufgewachsen, wir waren viel unterwegs, sind viel gewandert. Da wir nahe der Salzach wohnten, war ich auch oft in der Au. Als Kind habe ich schon mitbekommen, wie die Halleiner Papierwerke die Salzach beeinflusst haben. Waren sie drei Tage stillgelegt, schimmerte das Wasser plötzlich smaragdgrün. Ich war auch viel mit dem Rad unterwegs. Und meine Mutter legte großen Wert auf eine gesunde Ernährung.

Wie sind Sie beruflich zum Thema Nachhaltigkeit und CSR gekommen?

Für mich war es schon immer ein sehr persönliches Thema, wie und was ich einkaufe. In der Zeit der Apartheitspolitik habe ich zum Beispiel keine Produkte aus Südafrika gekauft. Als KonsumentIn hat man durch die Wahl der Produkte immer einen Einfluss auf das Sortiment. Das ist nicht eine Frage des Geldes - ich habe in meiner Jugend auch nicht viel gehabt. Man soll sich beim Einkaufen immer Gedanken machen und dann entscheiden. Beruflich war ich dann als Journalistin und CSR-Beraterin tätig, bis ich eines Tages nicht mehr nur darüber reden und berichten, sondern selbst mitgestalten wollte. So kam ich vor acht Jahren zur REWE.

Wenn Sie über diese Zeit Zwischenbilanz ziehen: womit sind Sie besonders zufrieden?

Ich bin schon sehr froh, was alles möglich geworden ist. Dass wir das Thema Nachhaltigkeit im Management, in der Organisation integriert haben. Vieles läuft dabei im Hintergrund, zum Beispiel die Umstellung auf Grünstrom. Vieles ist in unseren Märkten sichtbar, wo der nachhaltige Konsum ein zentrales Thema ist. Es ist unglaublich, wie sich der Bio-Bereich entwickelt hat und die Nachfrage steigt noch immer. Aber auch in der konventionellen Landwirtschaft konnten wir vieles weiterentwickeln, zum Beispiel im Bereich des Tierwohls. Den KundInnen wird dieses Thema immer wichtiger. Ganz toll ist auch, wie sich FairTrade entwickelt hat. Ich bin zwar ein Fan von Regionalität, aber auch von Handel, wenn dieser fair abläuft. Trotzdem gibt es noch viel zu tun. Hochwertige Lebensmittel sind ein Privileg, das erhalten werden muss.

Vor zwei Jahren haben Sie die Naturschutzinitiative „Blühendes Österreich“ gegründet. Wie ist es dazu gekommen?

In unserem „Pro Planet“ Programm war die Biodiversität schon immer ein Thema bei intensiver Landwirtschaft. Wenn wir auf Regionalität setzen, dann müssen wir die Regionen auch erhalten. Der Verlust der Artenvielfalt und hochwertiger Naturflächen durch die Landwirtschaft und die Ausbreitung der Kommunen ist dramatisch. 60 Prozent der artenreichen Blühwiesen sind in den letzten drei Jahrzehnten verschwunden, dadurch sind auch die Bienen und die heimischen Schmetterlingsarten gefährdet. Ziel der Initiative Blühendes Österreich ist es, gemeinsam mit unserem Partner BirdLife Österreich hochwertig Lebensräume zu schützen, zusammenhängende Lebensräume für bedrohte Tiere zu schaffen und damit die Artenvielfalt zu erhalten.

Wie gelingt Ihnen das?

„Blühendes Österreich“ ist eine Stiftung. Die Mittel kommen von den Kunden. Beim Kauf von Produkten der Eigenmarken „Da komm‘ ich her!“, „MERKUR Immer grün“, „bi good“ und „Ich bin Österreich“ geht jeweils ein Cent an die Stiftung. 2016 sind knapp eine Million Euro zusammengekommen. Viele Menschen identifizieren sich so mit der Initiative und jeder kann mitmachen.

Was geschieht mit dem Geld?

Landwirte oder Gemeinden können schützenswerte Flächen wie Moore, Feuchtwiesen Trockenrasen oder Streuobstwiesen bei der Stiftung melden. Diese werden dann von NaturschutzexpertInnen bewertet. Handelt es sich um hochwertige Naturflächen, werden diese nach ihrem Wert im Naturschutz und der Größe finanziell gefördert. Dabei fokussieren wir uns vor allem auf Regionen, wo es keine öffentlichen Förderungen gibt und Gebiete mit starkem Obst und Gemüsebau.

Ein Handelskonzern übernimmt öffentliche Agenden. Gab es da nicht auch jede Menge Skepsis?

Es war in der Tat für uns neu, eine Stiftung zu gründen. Und da gemeinnützige Stiftungen in Österreich nicht sehr verbreitet sind, war auch einiges an Aufklärung nötig, auch im Unternehmen selbst. Heute steht der ganze Konzern dahinter, und das ist besonders wichtig.

Biodiversität – das klingt ziemlich kompliziert und ist nicht einfach zu vermitteln. Wie gelingt das?

„Blühendes Österreich“ lobt mit „Die Brennnessel“ den höchstdotierten Naturschutzpreis Österreichs aus. 100.000 Euro Preisgeld gibt es für Naturschutzprojekte. Und auch im Bereich der Bildung zum Thema Biodiversität setzt „Blühendes Österreich“ Initiativen.

Ein schönes Beispiel für die Bildungsarbeit ist unsere Schmetterlings-App, die bei der Bestimmung der unterschiedlichen Arten hilft. Im Sommer haben rund 2.500 Menschen einen Monat lang bei einer Schmetterlingszählaktion mitgemacht und mit mehr als 12.000 Fotos wertvolle Daten über den Bestand in Österreich geliefert. Für 2018 ist gemeinsam mit Global 2000 eine Multivisionsshow zu diesem Thema geplant, die durch die Lande ziehen und auch viele SchülerInnen erreichen wird. Es ist ganz wichtig, dass wir dieses Thema in die Breite bringen.

Was wünschen Sie sich von der neuen Bundesregierung?

Spontan hätte ich zwei Wünsche an den Landwirtschaftsminister. Zum einen, dass die ökologische Landwirtschaft noch stärker auch von der staatlichen Seite gefördert wird. Zum anderen, dass Landwirte, die etwas Neues tun wollen, eine entsprechende Bühne bekommen. Wir reden immer von Start-ups. Die gibt es auch in der Landwirtschaft. Wir sind in Kontakt mit vielen jungen und innovativen Bäuerinnen und Bauern, sie finden nur nicht die entsprechende Unterstützung wie in anderen Bereichen. Die Politik und die Landwirtschaftskammer dürfen ruhig auch hier investieren.

Frank Hensel, REWE Vorstand, Tanja Dietrich-Hübner, REWE Nachhaltigkeit, Gábor Wichmann, GF BirdLife, Ronald Würflinger, GF Blühendes Österreich

Blühendes Österreich – REWE International gemeinnützige Privatstiftung.