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Neu: Klimaschutz-Ausbildungszentrum

In Kooperation bfi NÖ hat das AMS NÖ das erste europäische Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg errichtet.

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Das Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Sigmundsherberg Foto: Schneider - Camfire-photonews

In etwas mehr als einem Jahr Bauzeit wurde das Projekt in Niederösterreich fertig gestellt. Seit Jänner dieses Jahres werden hier 250 Ausbildungsmöglichkeiten für Jobsuchende sowie Kooperationspartner aus der Wirtschaft angeboten. Ein Infopoint für alle am Thema Klimaschutz und erneuerbarer Energie Interessierte rundet das Angebot ab.

Das AMS NÖ hat die Errichtung dieses Ausbildungszentrums mit 6,4 Millionen Euro zur Gänze finanziert. AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern und der Präsident der AK NÖ, Markus Wieser, sowie der Vorstandsvorsitzende des bfi NÖ, Christian Farthofer, eröffneten mit Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner und Minister Martin Kocher am 12. April das Klimaschutzausbildungszentrum.

Hoher Bedarf an klimarelevanten Ausbildungsangeboten

Das AMS NÖ hat das Institut für Höhere Studien beauftragt, den für Österreich und NÖ erwarteten Bedarf an Arbeitskräften für die Energiewende zu prognostizieren (Jänner 2023). Die Ergebnisse:

  • Österreichweit werden jährlich rund 1.500 Vollzeit-Arbeitsplätze im Bereich der Photovoltaik und 1.100 im Bereich der Windkraft durch Impulse in der Wirtschaft rund um die Energiewende gesichert bzw. neu entstehen. Diese Beschäftigungsimpulse wirken auch auf andere Bereiche: Zulieferer, Administration, Recht, Ausbildungseinrichtungen etc.
  • Die nachgefragten Berufsprofile reichen von Projektierer_innen über techn. Planer_innen, Elektrotechniker_innen, Elektroinstallateur_innen oder Monteur_innen etc.
  • Mehr als 45% der nachgefragten Qualifikationen werden auf das Anforderungsprofil Lehrabschluss entfallen.

AMS NÖ-Landesgeschäftsführerin Sandra Kern:Die Nachfrage nach Arbeitskräften mit klimarelevanter Ausbildung ist in den letzten fünf Jahren österreichweit um 38% gestiegen, in Niederösterreich sogar um +68%. Auf eine freie Stelle in dieser Sparte kamen im Jahresdurchschnitt 2023 in Niederösterreich nur 1,1 Arbeitssuchende. Es ergeben sich also für Jobsuchende, junge Menschen, die erstmals ins Berufsleben einsteigen, und vor allem für Frauen vielfältige und zukunftsweisende Chancen, beruflich neu durchzustarten.

Auf eine freie Stelle in einem klimarelevanten Beruf kommen österreichweit aktuell (Ende März) 1,4 Arbeitslose, in NÖ sogar nur 1,3 (Stellenandrang insgesamt: Ö mit 3,2 und NÖ mit 2,8). Nur 1,6% aller jobsuchenden Frauen in NÖ, kommen aus technischen Berufen (Bsp.: Technikerinnen aus Maschinenbau etc. mit höherer Ausbildungen). Die meisten freien Stellen bei klimarelevanten Berufen gibt es bei

  • Elektriker_innen: 821 freien Stellen (NÖ: 124) und
  • Elektrotechniker_innen: 801 freie Stellen (NÖ: 136)
  • Gas-Wasser-Heizungsinstallateur_in: 586 freie Stellen (NÖ: 106).

Nachhaltige Ausbildung im Klimaschutz-Ausbildungszentrum – jetzt und in Zukunft

Das Klimaschutz-Ausbildungszentrum ist eines von vier Ausbildungszentren des AMS in Niederösterreich. Der laufende Schulungsbetrieb in Sigmundsherberg wird vom bfi NÖ organisiert und umgesetzt. Im Jahr 2022 hat die Umrüstung des bisherigen Beruflichen Bildungszentrums Waldviertel zum 1. Europäischen Klimaschutz-Ausbildungszentrum gestartet.

Arbeiterkammer Niederösterreich-Präsident und ÖGB NÖ-Vorsitzender Markus Wieser: „Wir haben mit dem 1. Klimaschutz-Ausbildungszentrum in Europa einen Meilenstein in der Frage der Versorgungssicherheit realisiert. Am Standort Sigmundsherberg werden moderne Maßstäbe in der Qualifizierung in den Bereichen Alternativenergie, Ökologie oder Energieeffizienz umgesetzt. Die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer profitieren von qualitativen und anerkannten Ausbildungen, ganz im Sinne von hochwertigen Arbeitsplätzen und guten Einkommen. Mit dem zusätzlichen Klima-Infopoint und der Zusammenarbeit mit Energieversorgern, Fachverbänden und der Wissenschaft haben wir ein Kompetenzzentrum für alle Fragen zum Thema Klimaschutz geschaffen.“ 

Auf einer Fläche von 5.500 Quadratmetern wird hier top-moderne Ausbildung für Jobsuchende aus ganz Niederösterreich sowie für Beschäftigte von Betrieben, die mit dem bfi kooperieren, geboten.

Die Eckdaten:

  • Fachkräftequalifizierung in 11 Lehrberufen in den Bereichen Elektrotechnik, Kälteanlagentechnik, Metalltechnik sowie Installations-, Gebäude- und Heizungstechnik.
  • Weiterbildung für 22 Fachbereiche: unter anderem in der Erneuerbaren Energie (Solarthermie, Photovoltaik und Windenergie), Automatisierungstechnik und KNX-Gebäudetechnik.
  • Verbesserte Existenzsicherung durch das AMS: Erwachsene Jobsuchende in einer mind. 1-jährigen Vollzeitschulung (Bsp.: Lehrabschluss) erhalten einen Existenzsicherungsbetrag von 1.264,20 € monatlich. 2023 lag dieser Betrag noch bei 1.085,- € pro Monat.
  • Energieführerschein als Einstiegsmodul für alle Schulungsteilnehmer_innen.
  • Die Themen Klima und Nachhaltigkeit sind in allen Ausbildungen vertreten.
  • Es steht ein eigenes Rohbauhaus für fächerübergreifendes Lernen zur Verfügung.
  • Modulare Ausbildung: Für jede und jeden wird ein individueller Ausbildungsplan erstellt, der vorhandene Qualifikationen und berufliche Erfahrung berücksichtigt.
  • Lernhotel mit Übernachtungsmöglichkeit für 37 Personen. Für Verpflegung und Mittagstisch mit regionalen Bio-Produkten sorgt die hauseigene Kantine. Das bfi NÖ unterstützt und organisiert auch Kinderbetreuungsmöglichkeiten.
  • Alle Ausbildungen schließen mit einem Zertifikat ab. Die Lehrabschlüsse erfolgen in verkürzter Zeit – in der Regel 15 bis maximal 22 Monate.
  • Coaches und Lerntraining unterstützen die Teilnehmer_innen während der Ausbildung. Rückt der Abschluss näher, wird der Arbeitsmarkt sondiert und laufen Bewerbungen an.

Aktuell werden im Klimaschutz-Ausbildungszentrum 67 Jobsuchende, davon 24 Frauen, ausgebildet. Das AMS verzeichnet bereits reges Interesse der Jobsuchenden an einer Schulung im Klimaschutz-Ausbildungszentrum. Seit Jahresbeginn hat sich der Zulauf zu Info-Veranstaltungen für Schulungsanmeldungen verdoppelt bis verdreifacht.

Um den erfolgreichen Abschluss sicher zu stellen, wird das AMS NÖ in diesem Jahr jenen Schulungen, die mit Lehrabschluss enden, eine eigene Vorbereitungsmaßnahme voranstellen. Bei vertiefter Orientierung und Basisqualifizierung haben die Jobsuchenden die Möglichkeit, die Ausbildung, für die sie sich entschieden haben, besser kennen zu lernen, bevor sie einsteigen. Für das Jahr 2024 wird eine deutliche Zunahme der Schulungsteilnehmer_innen und der Absolvent_innen in Sigmundsherberg erwartet.

Meilensteine in der AMS und bfi-Kooperation beim Klimaschutz-Ausbildungszentrum

Die Kosten für den vollständigen Um- und Ausbau des Beruflichen Bildungszentrums Waldviertel zum 1. europäischen Klimaschutz-Ausbildungszentrums haben 6,4 Millionen € betragen und wurden zur Gänze vom AMS NÖ getragen. Der Zu- und Neubau umfasst in Summe 1.300 Quadratmeter.

Herzstück des Ausbildungszentrums ist der Klimainfo-Point, wo Fragen rund um die Themen Nachhaltigkeit und Energiewirtschaft für die breite Öffentlichkeit beantwortet werden. In Schaukästen werden verschiedene Installationen gezeigt. Es gibt Schaustücke zur Funktionsweise einer Tiefenbohrung, eine Erdsonde und Erdkollektoren.

Vorstandsvorsitzender bfi Niederösterreich Christian Farthofer: Seit fast 50 Jahren bilden wir hier am Standort Sigmundsherberg als BFI Niederösterreich Facharbeiter aus und weiter. Wie damals sind wir auch heute Vorreiter und zeigen, dass wir rasch, flexibel und innovativ auf die Anforderungen des Arbeitsmarktes reagieren. Eine lange und sehr erfolgreiche Zusammenarbeit mit dem AMS/Niederösterreich findet mit diesem Projekt einen weiteren Höhepunkt. Aus der Notwendigkeit einer großen Adaptierungsmaßnahme wurde dies ein Vorzeigeprojekt für die Berufsqualifizierung der Zukunft. Die Investition hat auch für das Waldviertel und die Region eine ganz besondere Bedeutung.“

Arbeits- und Wirtschaftsminister Martin Kocher:Im Rahmen der digitalen und nachhaltigen Transformation der Wirtschaft ist es von großer Bedeutung die Ökologisierung des Arbeitsmarkts zu unterstützen, denn Green Jobs und Menschen mit klimarelevanten Ausbildungen sind entscheidende Treiber, um die Klimaziele zu erreichen. Österreichweit sind beim AMS rund 12.300 klimarelevante offene Stellen gemeldet, das Klimaschutz-Ausbildungszentrum wird einen wichtigen Beitrag leisten, um den Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften besser decken zu können."

Landeshauptfrau Johanna Mikl-Leitner: "Hier werden nicht nur zusätzliche Expertinnen und Experten für Elektromobilität, Energieeffizienz und erneuerbare Energien ausgebildet, sondern es dient auch als zentraler Anlaufpunkt für Interessierte, die sich für die Themen Klimaschutz und erneuerbare Energien interessieren. Niederösterreich ist Vorreiter beim Ausbau erneuerbarer Energien und wenn es darum geht den CO2 Ausstoß zu senken, seit 2005 ist dieser bei uns mittlerweile um ein Drittel gesunken. Wir sind fest dazu entschlossen, die Energiewende weiter voranzutreiben.“