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Manuela Vollmann, Geschäftsführerin bei ABZ* Austria.
Foto: CAROSTRASNIK - liga

Was aber nach wie vor fehlt, sind Arbeits- und Fachkräfte. Der demografische Wandel hat dafür gesorgt, dass Österreichs Bevölkerung die 9-Millionen-Marke erreicht hat, ein Viertel der Bevölkerung ist über 65 Jahre alt und in Pension, die Personengruppe im zentralen Erwerbsalters beträgt 2,89 Mio. und ist damit in den letzten zehn Jahren um ein Vielfaches geschrumpft. Unternehmen kämpfen um Fachkräfte, die es nicht mehr ausreichend gibt, da die Corona Krise einen herben Rückschlag für die Frauen bedeutet hat. Viel zu spät wurde darauf reagiert, dass vor allem Frauen sich aus der Erwerbsarbeitslosigkeit und Aus- und Weiterbildungen zurückgezogen haben, da Homeschooling, die Versorgung und Betreuung von Kindern und zu pflegenden Angehörigen mit einem fortgesetzten Berufs- und Ausbildungsweg nicht mehr vereinbar war. Während sich die Gesellschaft weiterentwickelt hat und die nachfolgenden Generationen ihre neuen Ansprüche in Sachen Work-Life Balance durchgesetzt haben, spürt die Wirtschaft die Auswirkungen aus der Zeit der Corona Krise. Was hätten wir tun können, fragen sich viele?

Machen wir dazu einen Schritt retour ins heute:

Wie also kann man die Frauen unterstützen, um einerseits die oben beschriebene Zukunftsversion zu verwirklichen, aber auch dem Arbeits- und Fachkräftemangel anders zu begegnen? Wir müssen heute nichts Neues erfinden, sondern vielmehr schon vorhandene Projekte und Initiativen ausbauen und entsprechende Gesetze und Programme für eine inklusive, nachhaltige Wirtschaft und Gesellschaft schaffen. Selbstverständlich braucht es gesamtgesellschaftliche Lösungen von den flächendeckenden Ganztagesschulen, qualitativ hochwertiger Kinderbetreuung bis zu neuen Arbeitszeitmodellen.

Es braucht einen politischen Rahmen, der eine partnerschaftliche Aufteilung von bezahlter und unbezahlter Arbeit deutlich stärker unterstützt. Ich schlage schon länger ein Modell einer Familienarbeitszeit von 30/30 vor, in dem beide Eltern auf 30 Wochenstunden bei teilweisem Lohnausgleich reduzieren. Nur wenn beide Elternteile in dieser Lebensphase Erwerbsarbeitszeit reduzieren, wenn es „normal“ wird für Unternehmen, dass auch Männer diese Zeiten in Anspruch nehmen, wird eine Verschiebung von Verantwortlichkeiten und ein größere Selbstverständlichkeit von Frauenkarrieren gelingen. Über die notwendigen strukturellen Verbesserungen wurde immer wieder gesprochen, es ist Zeit für die Umsetzung. Parallel dazu braucht es eine Aufstockung schon vorhandener Projekte, Programme und Workshops, die die Frauen dabei unterstützen neue Vereinbarkeitskonzepte zu erstellen und umzusetzen.

Wenn es uns heute gelingt, dass die Frauen in diesem Land die Unterstützung bekommen, die sie verdienen und die auch unsere Gesellschaft und Wirtschaft braucht, dann schaffen wir grundlegende Veränderungen, die morgen die Vereinbarkeit von Beruf, Familie und Privatleben und damit die Gleichstellung von Frauen und Männern am Arbeitsmarkt ermöglichen.