An der Mobilität im Waldviertel mitbasteln
Mit dem land.mobil:LAB der TU Wien soll das regionale Verkehrsnetz klimafreundlich verbessert werden.
Die Fortbewegung der Menschen, die im Waldviertel leben, findet oft mit dem Auto statt. Die Bevölkerungsdichte hier im Norden Niederösterreichs ist besonders gering. Das öffentliche Verkehrsnetz ist dementsprechend löchrig. Arbeits- und Alltagsweg werden deshalb häufig - ob die Menschen das wollen, oder nicht - mit dem Auto zurückgelegt. Jene, die kein Auto besitzen oder keines (mehr) fahren können, sind deshalb in ihrer selbständigen Fortbewegung stark eingeschränkt.
Das Mobilitätslabor land.mobil:LAB hat sich unter anderem aus diesen Gründen in dieser Region angesiedelt. Ein interdisziplinäres Team der TU Wien unterstützt künftig Einzelpersonen, Gemeinden und lokale Unternehmen dabei, Konzepte, die zur Mobilitätswende und damit mehr klimafreundlichen Verkehr beitragen, umzusetzen. Die Expert*innen der TU sind sich sicher, dass eine Wende hin zu nachhaltigen Fortbewegungsmitteln nur dann gelingt, wenn die Ideen von Anbieter*innen als auch den potenziellen Nutzer*innen selbst kommen. Die Projekte werden mit dem Einverständnis der Ideengeber*innen wissenschaftlich begleitet.
Nachbarschaftsauto und Co-Working-spaces
„Klassisches Carsharing durch einen Drittanbieter ist im ländlichen Raum häufig nicht rentabel genug, weshalb Peer-to-Peer-Carsharing eine gute Alternative ist. Hier teilen Privatpersonen ihr Auto mit anderen“, erklärt Céline Schmidt-Hamburger von land.mobil:LAB. Beispielsweise in der Ortschaft Rafings gibt es bereits ein Nachbarschaftsauto, das niederschwellig über die Webseite oder per Telefon gebucht werden kann. „So wird aus dem doch so häufigen ‚Steh‘-Zeug wieder ein ‚Fahr‘-Zeug. Konzepte wie diese stärken nicht nur das Gemeinschaftsgefühl, auch können freiwerdende Parkplatzflächen anderweitig genutzt werden.“
Auch brachliegende Flächen oder leerstehende Gebäude können anderweitig genutzt werden. Zum Beispiel wurde eine ungenutzte Tankstelle von der Gemeinde Langau gemeinsam dem örtlichen Jugendverein für Freizeitaktivitäten, Co-Working und Verstaltungen umgestaltet.„Co-Working-Spaces im ländlichen Raum machen es möglich, auch abseits des Büros, das womöglich weiter entfernt ist, ein kollegiales Umfeld zu erfahren“, sagt Elias Grinzinger vom land.mobil:LAB. „Aber auch Schüler_innen, an denen wir in Langau durch die Kombination von Jugendheim und Workshops des land.mobil:LABs besonders nah dran sind, sind eine wichtige Zielgruppe für uns. Wir möchten ihr Mobilitätsverhalten gerne besser verstehen und lernen, wie sich das Mobilitätsverhalten junger Menschen entwickelt und an welchen Stellen über das später primär genutzte Verkehrsmittel entschieden wird.“
Über die wissenschaftliche Begleitung der Projekte hinaus bietet die TU Wien auch Lehrveranstaltungen in denen die Studierenden Projekte für die Praxis entwickeln. Im Masterprojekt „Transforming Spaces“ entstanden zum Beispiel Entwürfe für die Transformation von Pkw-Parkplätzen in der Stadtregion Krems. Das Bachelorseminar „daSEINsvorsorge“ warf einen ganzheitlichen Blick auf die Infrastruktur im Waldviertel. Das land.mobil:LAB wird über die Dauer von fünf Jahren vom Bundesministerium für Innovation, Mobilität und Infrastruktur gefördert und von der FFG Österreichische Forschungsförderungsgesellschaft mbH abgewickelt.
Hier gibt es mehr Infos, Beispielprojekte und den Kontakt zum Mitmachen.