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ArtistInnen für den Klimaschutz

Klimawandel ist ein schwieriges Thema. Man kann selbst wenig tun - außer den eigenen Lebensstil umzustellen. Stefan Bauer und Maximilian Eberl haben im Rahmen eines Universitätsprojekt – der Sustainability Challenge - einen Eisbären Flash Mob organisiert und die Kunstfigur Will Wandel auf facebook erfunden, um auf das Thema aufmerksam zu machen.

Foto: privat
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Stefan Bauer, Universitätsassistent WU Wien
„Wahrscheinlich rette ich gerade die Welt und kann Ihren Anruf nicht entgegen nehmen“.

Das ist die Meldung am Anrufbeantworter von Stefan Bauer, wenn er gerade beschäftigt ist und zum Beispiel an seiner Dissertation zum Thema „IT-Risikomanagement in Banken“ schreibt. Wie passt das mit einer Vorlesung über Nachhaltigkeit zusammen? „Dass sich das Verhalten von Banken zum Thema Risiko und Nachhaltigkeit direkt auf unser Leben auswirkt haben wir in den letzten Jahren schmerzhaft erfahren.“ Die Vorlesung besuchte er, weil er zur Gruppe der jungen, alternativen Menschen gehöre, die Wert auf Umweltschutz und Nachhaltigkeit legen. „Es ist schon beeindruckend, was man mit ein bisschen Nachdenken alles verändern kann. Nachhaltig handeln ist jetzt ein fester Bestandteil meines Lebens.“ Bauer ist überzeugt, dass es beides braucht: Technische Innovationen, die Ressourcen sparen, aber auch einen Bewusstseinswandel der Menschen: Was er sich wünscht: Nachhaltiges Leben sollte als Unterrichtsfach eingeführt werden, damit das vorhandene Wissen weitergegeben wird. Und wenn etwas grob daneben ist sollte man auch seine Freunde darauf hinweisen. Sich selbst - seinem 14-jährigen Ich - würde er heute empfehlen, mehr Sport zu betreiben, weniger fernzusehen und besser zu essen.

Foto: Michaela Oberauer
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Maximilian Eberl, Research Consultant marketmind GmbH
„Es gibt keine einfachen Lösungen“

Begonnen hat Maximilian Eberls Engagement für Nachhaltigkeit mit einem Besuch in Nicaragua. Eberl: „Dadurch konnte ich früh komplexe Zusammenhänge kennenlernen. Es hängt alles zusammen, es gibt keine einfachen Lösungen, vor allem nicht in der Entwicklungszusammenarbeit.“ In Nicaragua sei der Regenwald dort schön, wo die Menschen arm sind und ihn unberührt lassen. Dort wo ihn Menschen nutzen ist er zerstört. Costa Rica hat einen anderen Weg gefunden: Der Regenwald ist schön, weil er Touristen bringt. „Das ist ein Motor, der mich fasziniert.“
Ein Schlüsselfaktor zur CO2 Reduktion seien ökologische Landwirtschaft und Ernährung. „Wir werden uns anders ernähren müssen“ meint Eberl und nennt Alternativen, wie Urban Gardening, Aquaponics oder Insekten auf dem Speiseplan. „Da will ich mir Anregungen aus Asien holen.“ Sich zu engagieren, im persönlichen, wie im weiteren Umfeld hält er für wesentlich, und auch, anderen zu zeigen, dass es uns mit einem nachhaltigen Lebensstil besser geht. „Autoverzicht in Wien. Das tut einem doch gut!“ Es gehe um eine Reduktion des Konsums bei gleichzeitiger Steigerung des Wohlbefindens. „Wenn Du ein Unrecht siehst dann artikuliere es. Man muss nicht gleich eine Lösung haben.“

Hintergründe zum Eisbären Flash Mob und Will Wandel

Bewusstsein schaffen

„Auf die Idee, einen Eisbären Flash Mob zu veranstalten sind wir sehr rasch gekommen“ erzählen  Stefan Bauer und Maximilian Eberl. „ Ein Flash Mob ist populär und die Erderwärmung ein dringliches Problem. Wir wollten mit unserer Aktion das Bewusstsein dafür wecken, dass Lebensräume für viele Arten sehr rasch verloren gehen. Die Geschwindigkeit dieses Wandels hat uns wirklich überrascht.“

Parallel zum Flash Mob haben die beiden eine fiktive Person auf facebook - Will Wandel –  entwickelt, um auch über das Internet viele Menschen zu erreichen, mit 150 Freunden nach drei Monaten.

Mobilisierung allein über facebook gelingt nicht

„Man weiß ja aus Studien, dass das Klicken auf den like Button ähnliche Gehirnregionen stimuliert wie gutes Essen – es ist befriedigend“ erklärt Eberl. Unklar war jedoch, wie gut sich Menschen dann zu konkreten Aktionen bewegen lassen. Im Projekt hat sich gezeigt, dass die Mobilisierung allein über facebook nicht gelingt. Vermutlich sind viele Menschen der Meinung, dass sie das „eh schon geliked“ haben und damit genug getan haben. Die meisten TeilnehmerInnen kamen über persönliche Bekanntschaften und Freunde von Freunden. Internet und facebook helfen, Inhalte schnell zu transportieren. Aber es braucht die persönlichen Kontakte um mit der Information überhaupt etwas anfangen und tatsächliche Veränderungen durchführen zu können.

Eberl: „Natürlich ist der Klimawandel eine schwierige Fragestellung. Man kann schwer selbst etwas tun, außer den eigenen Lebensstil umzustellen. Es zeigt sich auch der große Unterschied, fast Widerspruch,  zwischen Spaßgesellschaft und informierter Gesellschaft.“

Klar war dem Team auch, dass es durch den flash Mob keine reale Veränderung bewirken kann. Eberl: „Nach 3 bis 5 Minuten ist alles vorbei. Das kann nur zum Nachdenken anregen und erzeugt Aufmerksamkeit.“

Die Vielfalt der Talente und Feedback bringen Qualität

Sehr interessant war jedoch, dass die TeilnehmerInnen ihre ganz unterschiedlichen Fähigkeiten eingebracht haben: Es wurden Eisbärenkostüme gebastelt, ein Eisbärlied geschrieben, das beim Flash Mob gespielt wurde und anderes mehr. Bauer: „Die Aktion hat Menschen verbunden, sie haben sich kennengelernt, Greenpeace hat sich eingeklinkt und sie wirkt nach: Wir werden heute noch darauf angesprochen.“
Der Austausch und die Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Leuten bewirke, dass man größere Zusammenhänge sehen lernt und Vielfalt als Chance erlebt. Die Befürchtung, dass man sich dabei verzettelt zerstreuen die beiden. Eberl: „ Dem ist nicht so. Gerade Feedbackschleifen bringen einen weiter. Zudem wird in Österreich zu wenig geträumt und zu wenig gefeiert, der Schwerpunkt liegt auf Plänen und Zielen. Wenn träumen und feiern fehlt braucht es große Kraft um etwas Abgeschlossenes wieder in Bewegung zu bringen.“

Will Wandel lebt weiter
Will Wandel ist mit einem neuen Projekt auf facebook. Die Initiatoren laden LEBENSART – LeserInnen herzlich ein, ihm ihre Rezepte des Wandels – von Aktionen bis hin zu konkreten Kochrezepte – zu erzählen: www.facebook.com/will.wandel

Regional Centre of Expertise
Das RCE zur Bildung für nachhaltige Entwicklung Wien ist ein Netzwerk für Forschung, Bildung und Wissenstransfer. www.rce-vienna.at

Autorin: ROSWITHA M. REISINGER