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Ein neues Industriemodell

Studie zu Nachhaltigkeit und Wachstum in der Industrie

interface_das neue industriemodell

In seinem Report „Ein neues Industriemodell“ zeigt die Unternehmensberatung lavery/pennell Antworten auf die Frage: „Was wäre, wenn die 20 führenden produzierenden Unternehmen in Europa radikal nachhaltig wirtschaften würden?“

Am Beispiel des nachhaltig agierenden Teppichfliesenherstellers Interface hat die Unternehmensberatung lavery/pennell ein neues Industriemodell entwickelt. In einer aktuellen Studie wird ein zukunftsweisendes Modell präsentiert, in dem Nachhaltigkeit und Wachstum im produzierenden Gewerbe Hand in Hand gehen können. Die Studie geht zudem der Frage nach, was passieren würde, wenn dieses Modell in Europa Schule machen würde bzw. welche Voraussetzungen dafür erforderlich wären.

Eine der Kernaussagen lautet: Unternehmen können Umsatz und Gewinne steigern, Emissionen verringern sowie neue Arbeitsplätze schaffen, wenn sie Nachhaltigkeit im Kern ihres Geschäftsmodells verankern. Bereits die acht größten deutschen Unternehmen der fertigenden Industrie in Deutschland könnten mit der Umsetzung dieses Modells 40 Prozent der zusätzlichen Gewinne erwirtschaften und über die Hälfte der Treibhausgasemissionen einsparen.

Zusammenfassung des neuen Industriemodells:

Das dreistufige Modell orientiert sich an den Herausforderungen moderner Unternehmen:

  • Stufe 1: Verbesserung der personalunabhängigen Ressourceneffizienz mit dem Ziel, Kosten (und Umweltbelastungen) zu reduzieren.
  • Stufe 2: Teilweise Reinvestition der Einsparungen aus Stufe 1 in eine nachhaltigere Ressourcennutzung (z.B. in erneuerbare Energien, recycelte Materialien) zur Verringerung von Lieferrisiken, Absicherung vor Preisschwankungen für Rohstoffe, Schaffung neuer Arbeitsplätze und Minimierung der Umweltbelastung.
  • Stufe 3: Entwicklung innovativer und neuer Produkte sowie Ausbau von Marktanteilen durch die Nutzung von Wettbewerbsvorteilen, die sich aus den ersten zwei Stufen ergeben.
     

Mit dem neuen Modell ist der wirtschaftliche Erfolg unabhängig vom Verbrauch natürlicher Ressourcen. Der Ansatz geht damit über konventionelle Konzepte hinaus, bei denen Nachhaltigkeit lediglich als Compliance-Anforderung und Faktor zur Steigerung der Effizienz betrachtet wird.

Interface als Best-Practice-Beispiel

Interface formulierte bereits vor Jahren das Ziel „Mission Zero“ was bedeutet, bis 2020 das erste Unternehmen ohne negativen Einfluss auf die Umwelt zu werden. Das Unternehmen will beweisen, dass radikale Nachhaltigkeit möglich und profitabel ist und hat an seinen europäischen Produktionsstandorten in den Niederlanden und Nordirland alle drei Stufen des neuen Industriemodells implementiert.

Seit 1996 konnte das Unternehmen im niederländischen Scherpenzeel den Energie- und Garnverbrauch pro Produktionseinheit um 50 Prozent bzw. 12 Prozent senken. Seit Anfang des Jahres nutzt Interface ausschließlich erneuerbare Energien und der Hersteller hat seine Kosten um 7,6 Millionen Euro pro Jahr und die Treibhausgasemissionen um 35.500 Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr reduziert. Vor Ort wurden zusätzliche qualifizierte Arbeitsplätze geschaffen. Mitarbeiter und Kunden zeigen sich insgesamt zufriedener und das Unternehmen konnte seine Position als Hersteller von modularen Bodenbelägen festigen.

Potenziale des Industriemodells für Deutschland und Europa

Mit Blick auf die gesamte fertigende Industrie in Deutschland lässt sich das Potenzial des neuen Industriemodells in etwa wie folgt beziffern:

  • Steigerung der jährlichen Gewinne vor Steuern um 22 Milliarden Euro durch eine verbesserte Material- und Energieeffizienz sowie verstärkte Nutzung erneuerbarer Energien.
  • 29.000 neue und qualifizierte Arbeitsplätze (meist regional) durch gesteigerte Energieeffizienz und den Einsatz erneuerbarer Energien.
  • Reduzierung der jährlichen Treibhausgasemissionen um 126 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente durch mehr Energieeffizienz und die Verwendung erneuerbarer Energien.
     

Mit Blick auf das produzierende Gewerbe in Europa zeigt sich, dass bei einem Investitionsaufwand von 66 Milliarden Euro eine Steigerung der jährlichen Gewinne vor Steuern um 100 Milliarden Euro möglich wäre. Dies entspricht einer durchschnittlichen Gewinnverbesserung des verarbeitenden Gewerbes in Europa um 9 Prozent. Zudem könnten 168.000 neue und qualifizierte, meist regionale Arbeitsplätze geschaffen und die jährlichen Treibhausgasemissionen um 1.200 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente reduziert werden. Das würde einer Einsparung der gesamten europäischen Treibhausgasemissionen um 14,6 Prozent pro Jahr entsprechen.


Interface

Interface ist weltweit führend im Design und der Herstellung von Teppichfliesen, die gleichzeitig Funktionalität und Nachhaltigkeit vereinen. Interface bekannte sich als eines der ersten Unternehmen öffentlich zum nachhaltigen Handeln. Mitte der 1990er-Jahre formulierte Interface-Gründer Ray Anderson die „Mission Zero®“ mit dem ehrgeizigen Ziel, bis 2020 das erste vollkommen nachhaltige Unternehmen zu werden – das erste Unternehmen mit einem positiven ökologischen Fußabdruck. Die „Mission Zero®“ beeinflusst als Nachhaltigkeitsleitbild alle Aspekte des Geschäftsbetriebs und ist der Antrieb für Interface, immer wieder einen Schritt weiterzugehen. www.interface.com.