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global

Von Hans Holzinger: Die Darstellung von Wirtschaft in Österreichs Schulbüchern für Geografie und wirtschaftlicher Bildung im Kontext von nachhaltiger Entwicklung und planetarer Grenzen.

Dieses Schulbuch hat wie „Geografisch“ auch den Mut zur Lücke.

Die Großkapitel sind mit Überzielen überschrieben, etwa „Die wirtschaftlichen Bedürfnisse der Menschen bewerten“. Alle Kapitel beginnen mit Auftaktseiten, die ins Thema einführen. Auf den Basisseiten erfolgt die Erarbeitung der Themen – diese sind mit kompetenzorientierten Lernzielen eingeleitet, z. B. „Die Bedeutung der Märkte für die Verteilung knapper Güter und für die grenzenlosen Bedürfnisse erkennen“. Die Erklärtexte werden mit z. T. langen Quellentexten ergänzt, einführende Kapitel mit
zahlreichen Fallbeispielen vertieft. Aufgaben sind jeweils in die Unterkapitel integriert und mit Anforderungsbereichen markiert. Für jedes Semester gibt es einen Semestercheck, ein Register zu den im Lehrplan verankerten Basiskonzepten sowie eine beispielhafte Maturaaufgabe. Ein Register am Buchende unterstützt das Inhaltsverzeichnis, einen Methodenüberblick hilft bei der Bearbeitung von Aufgaben. Ein Ergänzungsband zu Heft 8 geht auf mögliche Maturafragen ein. Manche Texte verwenden für Schüler*innen schwer verständliche Fachbegriffe, z. B. Terms of Trade, die jedoch nicht erklärt werden. Kästen, in denen Fachbegriffe erklärt werden, gibt es in diesem Schulbuch nicht, wären aber nötig und hilfreich.

Die Darstellungen sind sachlich gehalten, eigene Positionierungen der Autor*innen gibt es eher nicht. Teilweise folgen Beschreibungen dem gewünschten Ideal, etwa bei der gesellschaftlichen Unternehmensverantwortung, ohne diese mit der Realität zu kontrastieren.

Auch dieses Schulbuch geht von „grenzenlosen Bedürfnissen“ aus, das Ziel von Wirtschaften sei, diese mit knappen Mitteln zu befriedigen. Märkte werden als Hilfsmittel dargestellt, die jedoch nicht dem Ideal freier Märkte entsprechen. Aufgabe der Politik sei es, hier einzugreifen.

Zu Fragen wie der Notwendigkeit von Wirtschaftswachstum oder einer gerechten Verteilung wird darauf verwiesen, dass es unterschiedliche Meinungen gäbe, von einer eigenen Positionierung wird Abstand genommen. Als einziges Schulbuch geht global auf das Problem des exponentiellen Wachstums ein. Degrowth-Bewegungen werden erwähnt und dem grünen bzw. qualitativem Wachstum gegenübergestellt. In Bezug auf Steuern wird – um ein weiteres Beispiel zu geben – die Steuer- und Abgabenentlastung durch die österreichische Steuerreform 2016 wiedergegeben, aber auch die Kritik daran durch das WIFO, das eine stärkere Entlastung des Faktors Arbeit bei gleichzeitiger Erhöhung vermögensbezogener Steuern fordere.

Die Ausführungen zum Thema Sozialstaat folgen dem Prinzip „Stärkere stützen Schwächere“, es wird auch die Bedeutung von Subsidiarität und Eigenverantwortung, z. B. durch eine private Pensionsvorsorge, betont.

Beim Thema Arbeit wird zwar auf die Bedeutung der Freiwilligenarbeit verwiesen, aber sonst ein enger Arbeitsbegriff verwendet. Neben Arbeitsfähigkeit wird auch die Arbeitswilligkeit als wichtig für die Produktivität betont.

Bei Ungleichheit wird jene zwischen den Geschlechtern hervorgehoben, weniger jene zwischen Vermögenden und Nicht-Vermögenden.

Der menschengemachte Klimawandel wird beschrieben, aber auch darauf hingewiesen, dass die Klimaforschung Ergebnisse des Öfteren revidieren müsse. Die Dringlichkeit des Handeln zur Überwindung der ökosystemischen Krisen wird in diesem Schulbuch teilweise vermittelt. So gibt es klare Hinweise auf die Notwendigkeit einer erneuerbaren Energiewende, gehofft wird aber ebenfalls auf grünes Wachstum durch neue Technologieschübe.

Bei Globalisierung und Welthandel werden wiederum die Positionen der Befürwortenden und Kritisierenden dargestellt, wobei betont wird, dass Letztere nicht die Globalisierung ablehnen würden, sondern die Art von deren Gestaltung. Zu Entwicklung werden unterschiedliche Theorien sowie der „Teufelskreis der Armut“ vorgestellt, Entwicklungszusammenarbeit wird sachlich wiedergegeben. Zu hinterfragen ist das referierte,aber nicht kommentierte Welthegemoniemodell des US-Sicherheitsberaters Brzezinski, der die
USA weiterhin als Hegemon sieht.

In Summe würde ich dieses Schulbuch dem Ansatz der Mainstream-Ökonomie nach Peukert und bedingt dem marktliberalen Leitbild nach Novy u. a. zuordnen, auch wenn dieses Schulbuch besonders darauf achtet, nicht selbst Position zu beziehen, sondern nur verschiedene Sichtweisen darzustellen, wenn auch weitgehend im Rahmen der Mainstream-Ansätze.

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