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„Jeder Transformationsprozess benötigt seine First Mover“

Pioniere im Uniform-Recycling: ein zweites Leben für die 1er-Panier. Isabella Schütz im BUSINESSART-Interview.

Sujet der Nachhaltigen Gestalter*innen 2025 (weißes reliefartiges Kreismuster als Hintergrund, Logo im rechten unteren Eck), im runden Bildausschnitt das Porträt von Isabella Schütz: eine Frau mit langen rotblonden Locken und Brille, sie trägt einen graue
Isabella Schütz, Umweltmanagementsystembeauftragte bei der ÖBB Personenverkehr AG. Fotos: ÖBB; Getty Images

Isabella Schütz von den ÖBB erzählt, warum das Unternehmen gemeinsam mit der Post, den Wiener Linien, Austrian Airlines, Salesianer Miettex und City Airport Train ihren Uniformen ein zweites Leben „ermöglichen“ wollen. Ein Textil-Kreislaufwirtschaftsprojekt mit Vorbildwirkung.

BUSINESSART: Was war der Auslöser, sich für als Uniform-Recycling Pionierin für ein zweites Leben ihrer 1er Panier ins Zeug zu legen?

Isabella Schütz: Weltweit werden derzeit weniger als ein Prozent aller Textilabfälle wieder zu Textilfasern verarbeitet. Rechtliche Weichenstellung sollen das in Zukunft zwar ändern jeder Transformationsprozess benötigt aber auch seine First Mover. Als eine der größten Arbeitgeberinnen Österreichs mit entsprechender Breitenwirkung sind wir bei den ÖBB groß genug, um hier eine Vorreiterrolle einzunehmen und habe deshalb eine Idee für das konkrete Projekt entwickelt.

Wenn Sie in einem, ok, zwei Sätzen Ihrer Nachbarin erklären müssten, was die 1er Panier kann, was würden Sie sagen?

Durch Recycling bekommt die 1er Panier, also die Dienstkleidung von rund 31.500 Mitarbeiter*innen von AUA, ÖBB, Post, Salesianer und Wiener Linien, ein 2. Leben!

Was war die größte Herausforderung dabei? Und wie konnten Sie dieses Problem lösen?

Die Implementierung der innerbetrieblichen Sammellogistik aufgrund der großen Streuung unserer Standorte. Durch die Kooperationsbereitschaft aller projektbeteiligten Unternehmen konnten wir diese Herausforderung erfolgreich lösen.

Was war notwendig, damit das Projekt auch wirtschaftlich umgesetzt werden konnte?

Ein Projektbudget sowohl für die Betreuung durch EY denkstatt als auch für den Partner im Bereich des Recyclings – TURNS – ???? und natürlich das Commitment aller beteiligten Unternehmen. Das Projekt ist ein positives Beispiel für Ressourceneffizienz und Dekarbonisierung und zahlt somit direkt in unsere ESG-Ziele ein.

Es ist als Pilotprojekt für die Dauer von zwei Jahren angesetzt und kann erst danach evaluiert werden – sowohl was die Rückgabequoten angeht, aber auch die damit erzielte CO2-Einsparung. Die Kosten für die Beauftragung von TURNs tragen sich durch eine strukturiertere Ausgabe der Dienstkleidung, die mit dem Pilotprojekt einher geht.

Worauf sind Sie besonders stolz, dass Sie in Sachen Nachhaltigkeit (damit) erreicht haben?

Dass ich von Minute 0 an dabei war, das Projekt nun in die Umsetzung gebracht habe und wir die ersten Tonnen Rücklauf haben! Und: Dass ich damit das Bewusstsein geschaffen habe, dass wir mit unseren Ressourcen aus ökologischer Sicht verantwortungsvoller umgehen müssen und sich das auch ökonomisch positiv auswirkt.

Gibt es einen Leitsatz in Ihrem Leben?

Es ist, wie es ist! Aber es wird, was du daraus machst!

Begründung für die Auszeichnung:

Zweites Leben für 1er-Panier: Sechs Unternehmen – Austrian Airlines, CAT, ÖBB, Post, SALESIANER & Wiener Linien – haben ein Pilotprojekt zur textilen Kreislaufwirtschaft gestartet. Gebrauchte und nicht mehr einsatzfähige Dienstkleidung von rund 31.500 Mitarbeiter*innen wird gesammelt, sortiert, und anschließend recycelt und zu neuen Garnen verarbeitet. Über 50 Tonnen Textilmüll sollen so jährlich eingespart werden. Das gemeinsame Vorgehen der sechs Unternehmen hilft nicht nur, Ressourcen zu sparen, sondern unterstützt gleichzeitig den Auf- und Ausbau der heimischen Recyclingindustrie.

Keyvisual zur Auszeichnung der BUSINESSART Nachhaltige Gestalter*innen 2025

Die Nachhaltigen Gestalter*innen

Isabella Schütz, Umweltmanagementsystembeauftragte ÖBB (am Titelfoto)

ÖBB Personenverkehr AG, ein Tochter-Unternehmen der ÖBB
Branche: Personenverkehr
Anzahl der Mitarbeiter*innen: rund 47.000
www.oebb.at

Portraitfoto von Sabine Krispel, eine Frau mittleren Alters mit schulterlangem braunen Haar und Stirnfransen, grünen Augen unter dunkel geschminkten Lidern.
Sabine Krispel, Leitung Betriebsmittel, Österreichische Post AG. Foto: Sabine Krispel

Sabine Krispel, Leitung Betriebsmittel, Post

„Anreize für die Rückgabe der ausgedienten Kleidung. So wird Kreislaufwirtschaft nicht nur ein Beschaffungsthema, sondern Teil unserer Unternehmenskultur.“

Österreichische Post AG
Branche: Logistik, Postdienstleister
Anzahl der Mitarbeiter*innen: rund 20.000
www.post.at

Portraitfoto von Barbara Fuchs: eine Frau mit braunen Haaren und braunen Augen lächelt in die Kamera, sie trägt rote Ohrstecker und ein rotes Halstuch mit bunten Tupfen. Der Hintergrund ist taubenblau.
Barbara Fuchs, Gruppenleitung Wirtschaft bei den Wiener Linien. Foto: Wiener Linien
Portraitfoto von Rebecca Harbusch: Eine junge Frau mit dunkelblonden, schulterlangen Haaren lächelt in die Kamera. Sie trägt einen schwarzen Blazer über einer weißen Bluse mit Rundhalsausschnitt.
Rebecca Harbusch, Technikerin Ressourcenmanagement bei den Wiener Linien. Foto: CAT/Hammerschmid
Portraitfoto von Dragana Serdar: Eine Frau mit blondem Kurzhaarschnitt und Brille im schwarzen Blazer vor weißem Hintergrund.
Dragana Serdar, Bekleidungstechnikerin bei den Wiener Linien. Foto: Privat

Barbara Fuchs, Gruppenleitung Wirtschaft, Wiener Linien

Rebecca Harbusch, Technikerin Ressourcenmanagement, Wiener Linien

Dragana Serdar, Bekleidungstechnikerin, Wiener Linien

„Nachhaltigkeit begleitet uns bei den Wiener Linien Tag für Tag: Nicht nur im Fahrbetrieb, sondern in einer Vielzahl von kleinen und großen Projekten. Bei den Wiener Linien ist es außerdem seit Jahrzehnten Standard, dass wir Dienstkleidung von Mitarbeiter*innen sortieren. Bei der 1er Panier denken wir textile Kreislaufwirtschaft aber noch ein großes Stück weiter und probieren neue Wege im Recycling aus, um Ressourcen zu schonen. Wir leisten mit dieser Arbeit einen Beitrag für mehr Nachhaltigkeit – ein kleiner Stern, der im Zusammenspiel mit den anderen Unternehmen den Himmel erhellt.“

Wiener Linien GmbH & Co KG
Branche: Personenverkehr
Anzahl der Mitarbeiter*innen: mehr als 9.500
www.wienerlinien.at

Portraitfoto von Leonie Marie Landmann: Eine junge Frau in weißem Herrenhemd und mit rot geschminkten Lippen steht vor einer roten Wand und lächelt in die Kamera. Ihr langes, gewelltes Haar trägt sie nach hinten gebunden.
Leonie Marie Landmann, Uniform Manager & Tailor bei Austrian Airlines. Foto: Berger Severini Dominik

Leonie Marie Landmann, Uniform Manager & Tailor, Austrian Airlines

„Als Schneiderin arbeite ich täglich mit den Stoffen unserer Uniform. Dabei ist ein effizienter Umgang mit den Materialien selbstverständlich. Gemeinsam mit unseren Projektpartnern setzen wir ein starkes Zeichen, indem wir Textilmüll reduzieren und Ressourcen verantwortungsvoll nutzen. Vor allem aber wollen wir andere dazu inspirieren, sich für bewusste Wiederverwertung der vorhandenen Mittel einzusetzen.“

Austrian Airlines AG
Branche: Luftfahrt
Anzahl der Mitarbeiter*innen: rund 6.000
www.austrian.com

Portraitfoto von Mathias Nell: Ein junger Mann mit brauen kurzen Haaren und leichtem Bartschatten lächelt mit geschlossenen Lippen und hält die Arme vor der Brust verschränkt. Über einem hellblauen Hemd trägt er ein dunkelblaues Sakko.
Mathias Nell, Head of Sustainability bei Salesianer Miettex. Foto: Salesianer Miettex GmbH/MARCEL SPRINGSHOLZ

Mathias Nell, Head of Sustainability, Salesianer

„Mit dem Projekt setzen wir gemeinsam mit starken Partnern ein klares Zeichen für eine nachhaltige Zukunft. Salesianer bringt nicht nur textile Mengen, sondern auch jahrzehntelanges Know-how in den Kreislaufprozess ein. Durch die Wiederverwertung von Berufskleidung schaffen wir echte Wirkung – ökologisch, sozial und wirtschaftlich. Dieses Projekt zeigt, wie Kreislaufwirtschaft in der Praxis funktioniert und wie durch Kooperation eine neue Ära der Textilnutzung eingeläutet werden kann.“

Thomas Krautschneider, Geschäftsführender Gesellschafter, Salesianer

Portraitfoto von Thomas Krautschneider: Ein Mann mittleren Alters mit hellen Augen und dunkelblonder Haartolle, er trägt dunkelblaues Sakko über weißem Hemd.
Thomas Krautschneider, Geschäftsführender Gesellschafter von Salesianer Miettex GmbH. Foto: Salesianer Miettex GmbH/MARCEL SPRINGSHOLZ

„Together we Care ist für uns kein leerer Slogan. Sondern das Leitprinzip, nach dem wir handeln. Für unsere Kunden, unsere Mitarbeiter:innen und in diesem Projekt auch für unsere Umwelt. Denn als textiler Vollversorger mit rund 600 Tonnen täglich gewaschener Wäsche und einem Textileinkauf von über 3.000 Tonnen im Jahr wissen wir um unsere ökologische und gesellschaftliche Verantwortung, auch wenn es um die End-of-Life Verwertung geht. Daher freuen wir uns, gemeinsam mit führenden Unternehmen in Österreich unsere Kräfte zu bündeln und gemeinsam echte Wirkung zu erzielen.“

Salesianer Miettex GmbH
Branche: Textilmanagement
Anzahl der Mitarbeiter*innen: rund 3.600
www.salesianer.at

Miguel Centenero posiert in Dienstkleidung in einem Waggon des City Airport Train. Er trägt einen kurzen, dunklen Vollbart, sein dunkles Haar aufgestellt und kurz an den Seiten. Die Dienstkleidung von CAT ist ein anthrazitfarbener Anzug mit Weste darunter
Miguel Centenero, Projektkoordinator, City Airport Train. Foto: Juergen Hammerschmid

Miguel Centenero, Projektkoordinator, City Airport Train

„Beim City Airport Train freuen wir uns, Teil dieser Initiative zu sein. Das Projekt zeigt, wie viel Potenzial in alter Dienstkleidung steckt und dass Textilrecycling kein fernes Konzept ist, sondern schon heute funktionieren kann. Besonders wertvoll ist dabei die Zusammenarbeit mit unseren Projektpartnern – gemeinsam erreichen wir mehr, als es jedes Unternehmen für sich könnte.“

City Air Terminal Betriebsgesellschaft m.b.H (CAT)
Branche: Personenbeförderung
Anzahl der Mitarbeiter*innen: rund 40
www.cityairporttrain.com