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Kurzstrecken-Stopp brächte 2 Milliarden Euro weniger Öl-Importe

Greenpeace fordert als Reaktion auf Ukraine-Krieg den Ersatz von Kurzstreckenflügen durch schnelle Zugverbindungen.

Foto: Karsten Winegeart / unsplash

Einer Analyse der Umweltschutzorganisation Greenpeace zufolge würde die Abschaffung von Kurzstreckenflügen in der EU genug Kerosin einsparen, um die jährlichen Ölimporte der EU aus Russland um mindestens 2 Milliarden Euro zu reduzieren. Betroffen wären jene Kurzstrecken, für die eine vernünftige Alternative mit dem Zug vorhanden ist. Die neuen Berechnungen erfolgen im Vorfeld eines Treffens der EU-Staats- und Regierungschefs am Donnerstag und Freitag in Versailles. Dort sollen Möglichkeiten zur Verringerung der Abhängigkeit von Öl- und Gasimporten aus Russland erörtert werden. Greenpeace fordert von den Staats- und Regierungschefinnen und -chefs den sofortigen Stopp solcher Kurzstreckenflüge und von Geisterflügen.

"Europas Verkehrssystem ist süchtig nach Öl. Mit diesem Öl werden aber blutige Konflikte und die Klimakrise angeheizt. Weniger Energie zu verbrauchen ist der schnellste und einfachste Weg, Putin den Geldhahn abzudrehen und zugleich die Klimakatastrophe zu bekämpfen. Die Streichung unnötiger Kurzstreckenflüge, für die es eine vernünftige Alternative auf der Schiene gibt, ist eine denkbar einfache Maßnahme, die den Ölverbrauch sofort senken wird”, so Klara Maria Schenk, Klima- und Verkehrsexpertin bei Greenpeace.
 

Fast 70 Prozent des gesamten Erdöls in der EU werden für den Verkehr verwendet, in Österreich sind es sogar 81 Prozent. Der Luftverkehr ist dabei einer der am stärksten vom Erdöl abhängigen Sektoren. Mit dem Zug ersetzbare Kurzstreckenflüge verbrauchen jährlich EU-weit 4,35 Millionen Tonnen Kerosin, sind also allein für etwa 23,4 Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen verantwortlich. Auch in Österreich fallen jährlich durch ersetzbare Kurzstreckenflüge mit rund 297.000 Tonnen Kerosin 1,6 Millionen Tonnen an Treibhausgasemissionen an. Aus Russland, dem größten Einzellieferanten für Rohöl in der EU, stammen rund 27 % der Ölimporte in die EU. In Österreich kommen rund zehn Prozent der Ölimporte aus Russland. Das bedeutet, dass statistisch jeder vierte Flug in der EU und jeder zehnte in Österreich betankte Flieger mit russischem Öl betrieben wird. Bei durchschnittlichen Marktpreisen belaufen sich die Kosten für die Beschaffung von russischem Rohöl für Flugzeugtreibstoff auf jährlich etwa 2 Milliarden Euro in der EU oder rund 130 Millionen Euro in Österreich. Angesichts der derzeit steigenden Ölpreise dürfte dieser Betrag sogar noch höher sein. Ölexporte sind die größte Einnahmequelle Russlands. Geld, das wahrscheinlich direkt in Putins Kriegsmaschinerie fließt.

Greenpeace fordert ein Verbot von Kurzstreckenflügen in der EU als Maßnahme zur sofortigen Verringerung der Abhängigkeit Europas von Erdöl, das zu Konflikten und Klimakatastrophen führt. “Die Staats- und Regierungschefs dürfen am Donnerstag in Versaille nicht einfach das russische Erdöl durch Öl aus anderen Ländern ersetzen. Europa muss aus der giftigen Abhängigkeit von Erdöl generell befreit werden”, fordert Schenk. Leere oder fast leere "Geisterflüge" müssen sofort beendet und Kurzstreckenflüge schrittweise durch praktikable Zugalternativen ersetzt werden. Neben den Sofortmaßnahmen zur Verringerung der Ölabhängigkeit fordert Greenpeace die europäischen Staats- und Regierungschefinnen und -chefs auf, die Abhängigkeit des Verkehrssektors von Öl zu verringern, insbesondere durch den schrittweisen Ausstieg aus dem Verkauf von Neuwagen mit Verbrennungsmotoren bis spätestens 2028 und durch massive Investitionen in den europäischen Bahnsektor und dessen Verbesserung. Dazu gehört auch die Einrichtung von mindestens 30 neuen Tag- und Nachtzugverbindungen in den nächsten drei Jahren. Laut einer Umfrage der Europäischen Investitionsbank (EIB) befürworten 62 % der Europäer ein Verbot von Kurzstreckenflügen, und eine große Mehrheit befürwortet die Entwicklung von Tag- und Nachtzügen.

Neben einem sofortigen Verbot von Kurzstreckenflügen als Reaktion auf den Krieg in der Ukraine fordert Greenpeace die Europäische Kommission auf, eine vollständige Dekarbonisierung des Luftfahrtsektors bis 2040 sicherzustellen, indem sie dessen Abhängigkeit von fossilem Öl reduziert und ein dauerhaftes, verbindliches Verbot von Kurzstreckenflügen in die Luftverkehrsverordnung aufnimmt, die derzeit überarbeitet wird und bis Ende Mai zur öffentlichen Stellungnahme offen steht.

Weitere Informationen:

Greenpeace EU Briefing zu Luftfahrt und fossilem Öl (Eng): https://act.gp/CEE-Oil-UKR

Mehr über die aktuelle Überarbeitung der Flugdienstleistungsverordnung: https://act.gp/360lM2k

Ein Greenpeace EU-Bericht hat gezeigt, dass ein Drittel der beliebtesten Flugrouten in Europa leicht auf die Schiene verlagert werden kann: https://act.gp/FlugroutenEUaufSchiene