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Migration und Arbeitsmarkt stark verwobene Themen

Viertes Dialogforum der Donau-Universität Krems diskutiert Zusammenhänge von Zuwanderung und Entwicklung des Arbeitsmarkts

Foto: Cem C. Firat
Integrationsstaatssekretär Sebastian Kurz, Dr. Georg Fischer, Direktor in der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission, Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl, Dekanin an der Donau-Universität Krems un dialogforumgmunden_cemfirat_kl

Beim vierten Dialogforum Gmunden zum Thema Migration und Integration sprachen sich Sozialminister Hundstorfer, Integrationsstaatssekretär Kurz und die Leiterin des Dialogforums Gudrun Biffl, Dekanin an der Donau-Universität Krems, für Zuwanderung und verstärkte Integration mit Blick auf Facharbeitermangel und demografischen Wandel aus. Besonderes Augenmerk gelte der Jugend.

„Angesichts wirtschaftlicher und demografischer Trends muss sich Österreich bemühen, Arbeitsressourcen zu fördern, daher sind die Themen Zuwanderung und Integration so wichtig“, sagt Univ.-Prof. Dr. Gudrun Biffl im Rahmen des von ihr geleiteten vierten Dialogforum Gmunden. „Das Thema Arbeitsmarkt ist ganz stark mit der Migrationsfrage verwoben, vor allem dort, wo zunehmender Wettbewerb in den Industrieländern zu einem Anstieg der informellen, nicht registrierten Arbeit führt. Denn im Feld der informellen Arbeit finden sich viele Zuwanderer. Besonderes Augenmerk, so Biffl, die Dekanin der Fakultät für Wirtschaft und Globalisierung, sei auf die Gruppe der Jugendlichen zu richten, sie müssten gefördert werden, denn trotz kleiner werdender Altersgruppen der Jungen, unter ihnen viele mit Migrationshintergrund, stiege die Nachfrage und damit deren Chancen am regulären Arbeitsmarkt nicht automatisch.

„Österreich braucht Zuwanderung für seine Weiterentwicklung“, sagt Sozialminister Rudolf Hundstorfer beim Dialogforum, „denn der demografische Wandel macht sich bereits bemerkbar.“ Ohne Gegensteuern gebe es bis 2030 170.000 Menschen weniger im Haupterwerbsalter der 25- bis 49-Jährigen. Es gelte, inländische Potenziale zu heben, und auf Zuwanderung zu setzen, jedoch seien Regulatorien nötig. Eine der aktuellen Herausforderung ist dabei die Anerkennung von Qualifikationen von Asylbewerbern, so Hundstorfer. Aus diesem Grund hat sich die Bundesregierung auf die Einrichtung von Anerkennungsstellen verständigt, die diese Woche in Wien, Graz, Linz und Innsbruck gestartet sind. Ziel sei, Anerkennungen von Qualifikationen in drei Monaten zu erledigen. Im Rahmen der Integration wichtig ist auch die Gruppe der Jugendlichen im Alter von 14 bis 15 Jahren, hier drohten besonders viele junge Menschen in die informelle Arbeit abzugleiten. Hundstorfer verwies hier auf die Ausbildungsgarantie in Österreich und Maßnahmen wie die Jugendcoaches in Verbindung mit dem Arbeitsmarkservice. Weiters wichtig im Kampf gegen informelle Arbeit ist ein gemeinsames gebündeltes Vorgehen aller Behörden und Akteure.

Integrationsstaatssekretär im Innenministerium, Sebastian Kurz betonte die Bedeutung der Zuwanderung für Österreichs wirtschaftliche Entwicklung. 2011 seien 140.000 Menschen nach Österreich zugewandert, viele davon direkt in den Arbeitsmarkt. „Menschen, die wir gut brauchen können mit Blick auf Facharbeitermangel und demografischen Wandel“, so Kurz. Bei der ersten Generation der Zuwanderer gehe es primär um die Qualifikationsanerkennung, nur jeder dritte Akademiker und nur jeder fünfte Facharbeiter ließe sich derzeit seine Ausbildung in Österreich anerkennen. Kurz verwies hier auf das gemeinsam vom Staatssekretariat, dem Sozialministerium und der Donau-Universität Krems geschaffene Anerkennungs-ABC, ein Leitfaden, der das Anerkennungsprocedere erleichtere. Bei der zweiten Generation stehe die Frühförderung im Mittelpunkt, gebe es doch bei Kindern mit Migrationshintergrund in Österreich eine viermal so hohe Schulabbruchsquote wie beim Rest.

Georg Fischer, Direktor in der Generaldirektion Beschäftigung, Soziales und Integration der Europäischen Kommission, plädierte dafür, das Augenmerk vor allem auf Jugendliche zu richten, seien sie doch gerade beim Einstieg in den Erwerbsprozess leichter anfällig, in den informellen Arbeitsmarkt abzurutschen. Wichtig seien Frühförderung und Ideen wie Jugendgarantien, wie sie der EU-Rat im Jänner 2012 propagierte.


Das Dialogforum

Das Dialogforum wird vom Department für Migration und Globalisierung der Donau-Universität Krems unter Leitung von Gudrun Biffl organisiert und durch den Europäischen Integrationsfonds, das Bundesministerium für Inneres sowie durch das Bundesministerium für Bildung, Unterricht und Kultur gefördert. Seit Beginn des Dialogforums besteht eine Zusammenarbeit mit der Stadt Gmunden.

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