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Trinkwasser: Multinationale Konzerne beherrschen Weltmarkt

Recherche von Finance & Ethics Research

Jahrzehntelang galt die Wasserversorgung als wichtige Staatsaufgabe. Erst in den 1990er Jahren privatisierten viele Länder die Versorgung mit dem lebensnotwendigen Nass.
 

Befürworter einer Privatisierung der Wasserversorgung argumentierten, dass die Privatisierung und Liberalisierung der Wassermärkte zu deutlichen Effizienzgewinnen und Wettbewerb auf den Wassermärkten führe. Die Privatisierung eröffnete Anlegern die Möglichkeit, in Wasserversorger zu investieren. Im Gegensatz zu den alten staatlichen Wassermonopolunternehmen differenzierten sich die privatisierten Wasserunternehmen z.T. in Produzenten, Dienstleister und Händler. Auch bei den Zulieferern kam es zur vermehrten Spezialisierung und der Gründung einer Reihe spezialisierter Dienstleister bzw. Lieferanten von Ausrüstung für die Wasserversorger.

Inzwischen kam es jedoch aufgrund von Skaleneffizienzen wieder zu einer zunehmenden Marktkonzentration, und heute beherrscht eine Reihe multinationaler Konzerne die globalen Wassermärkte, angefangen bei der Produktion der nötigen Anlagen für die Wasserproduktion, über Abfüllanlagen für Flaschenwasser, bis hin zu privaten Wasserversorgern und Großhändlern.

Wasser ist nicht nur Grundlage allen Lebens, sondern besitzt auch große Bedeutung für die Industrie. Die Bedeutung des Wassers wächst gerade angesichts des Klimawandels und der drohenden Desertifikation in vielen Teilen der Welt immer weiter. Im 20. Jahrhundert wurden Kriege um Erdöl geführt, im 21. Jahrhundert könnten uns Kriege ums Wasser drohen. Viele Anbieter von Finanzprodukten haben sich deshalb – z.T. bereits vor vielen Jahren – entschlossen, Spezialfonds zum Thema Wasser in all seinen Perspektiven aufzulegen, um Anleger zu ermöglichen, von der noch immer steigenden Nachfrage nach hochwertigem Trink- und Prozesswasser zu profitieren.

Sauberes Wasser für über 1 Mrd. Menschen keine Selbstverständlichkeit
Nach Schätzungen des UN-Entwicklungsprogramms besitzen weltweit über 1 Mrd. Menschen keinen Zugang zu gesundem Trinkwasser. Die UN will die Zahl der Menschen ohne Zugang zu sauberem Wasser bis 2015 halbieren. Allerdings führen die Privatisierung der Wasserversorgung und der Siegeszug des Flaschenwassers dazu, dass Wasser für die Armen immer unerschwinglicher wird. Die UN betrachtet das Recht auf Wasser nur als „Menschenrecht der 3. Generation“, u.a. weil zahlreiche globale Konzerne auf eine verstärkte Privatisierung im Wasserbereich drängen.

Flaschenwasser – ein Marketingphänomen
In Nordamerika und Westeuropa konnte sich Flaschenwasser als gesunde Alternative zu stark zuckerhaltigen Erfrischungsgetränken positionieren, während es in Entwicklungsländern als sichere Alternative zu oft gesundheitlich bedenklichem Leitungs- und Brunnenwasser vermarktet wird. 2011 wurde Asien zum weltweit größten Markt für Flaschenwasser. China verzeichnete 2013 ein Rekordwachstum, da die hohe Mobilität ebenso wie Zweifel an der Qualität des Leitungswassers zu einer starken Nachfrage nach Flaschenwasser führten.

Vier Handels-Konzerne dominieren globalen Markt für Flaschenwasser
Das intensive Marketing globaler Getränke- und Lebensmittelkonzerne forciert eine immer stärkere Marktkonzentration auf inzwischen vier multinationale Konzerne. Nestlé (z.B. Vittel, Pure Life) und Danone (z.B. Evian) haben sich lange auf Europa und die USA konzentriert, expandierten in den letzten Jahren jedoch nach Asien und Lateinamerika und sind inzwischen weltweit Marktführer. Coca-Cola (z.B. Dasani, Vitamin Water) und Pepsi (z.B. Aquafina) besitzen v.a. in den USA hohe Marktanteile und bemühen sich, auf den internationalen Märkten zu Nestlé und Danone aufzuschließen. In den nächsten Jahren dürften die Umsätze von Flaschenwasser weiter stark wachsen, andere alkoholfreie Getränkekategorien jedoch nur schwach.

Flaschenwasser und Umweltprobleme
Der steigende Konsum von Flaschenwasser führt nicht nur zu wachsenden Bergen leerer Plastikflaschen, sondern verbraucht auch über 1,39 l Wasser, um 1,0 l Flaschenwasser abzufüllen, von Energiebedarf und Treibhausgasemissionen für Produktion der Flaschen und den Transport zum Händler ganz zu schweigen. Das amerikanische Kleinstädtchen Concord hat deshalb Anfang 2013 Flaschenwasser verboten, San Francisco erwog Weihnachten 2013 ein Verbot bei öffentlichen Veranstaltungen.

Wasserfonds: von Aufbereitung bis Entsorgung
Viele „Wasserfonds“ kamen in den letzten Jahren auf den Markt und entwickelten sich großteils sehr erfolgreich. Hier ein Auszug von Wasserfonds mit dem FER Fonds Rating:

 

Unternehmen in den Wasserfonds
Oft stellt sich die Frage, welche Unternehmen in den „Wasserfonds“ am häufigsten vorkommen. So sind dies vor allem Unternehmen, welche sich z.B. mit der Produktion von Maschinen bzw. Dienstleistungen für Wasseraufbereitung und/oder Versorgung, Abfüllung oder Abfallbewirtschaftung beschäftigen.  Hersteller von Pumpen, Energie- oder Steuerungssysteme werden von Assetmanagern von Wasserfonds stark berücksichtigt – hier eine Auswahl der am öftesten vorkommenden Unternehmen in Wasserfonds:


Weitere Informationen: Finance&Ethics Research software-systems.at